Posse um Pride-Uhren Der Oberste Gerichtshof urteilte nun, dass Malaysia die beschlagnahmten Uhren zurückgeben muss
Es war von Anfang an ein unwürdiges Schauspiel – nun geht die Posse um die regenbogenfarbenen Uhren der Firma Swatch in die nächste Runde. Der Oberste Gerichtshof von Malaysia hat die Regierung des Landes nun angewiesen, die insgesamt 172 Uhren zurückzugeben, die Polizisten letztes Jahr in den Läden des Schweizer Uhrenherstellers beschlagnahmt hatten.
Kein Sieg der Vernunft
Allerdings haben die Richter keineswegs die zugrundeliegende Gesetzeslage selbst kritisiert, sondern bei ihrem Urteilsspruch nur festgehalten, dass die Regierung die Uhren nur deswegen nicht hatte beschlagnahmen dürfen, weil das dazu entsprechende Gesetz, welches den Verkauf verbietet, erst später verabschiedet worden war. Es ist also mitnichten ein Sieg der Vernunft.
Die Regierung hatte in allen 16 Geschäften des Unternehmens in der Hauptstadt Kuala Lumpur die regenbogenfarbenen Pride-Uhren im Gesamtwert von rund 14.000 US-Dollar beschlagnahmen lassen, da diese Aktion sich mit Homosexuellen im Land solidarisieren würde. Genau dies sei aber nicht hinnehmbar, Homosexualität ist im muslimischen Malaysia illegal und kann mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestraft werden.
Bizarrer Kampf gegen Homosexualität
Der Fall entbehrt nicht einer gewissen Absurdität, doch die homophobe Regierung scheint sich generell nicht zu Schade dafür zu sein, mit eiserner Härte jenseits aller Vernunft gegen Homosexualität vorzugehen. Für Schlagzeilen sorgte auch das Verbot eines ganzen Musikfestivals im Jahr 2023, nachdem sich während der Live-Show zwei Mitglieder der Band „The 1975“ auf der Bühne geküsst hatten. Der Streit eskalierte zuletzt immer mehr, aktuell steht eine Millionenklage um Schadensersatz gegen die britische Band an. Die Regierung bleibt auch anderweitig hart, ob bei vermeintlich homosexuellen Filmen oder willkürlichen Festnahmen von Schwulen. Landesweite Medien erklärten inzwischen bereits, woran man Homosexuelle erkennen könne.
Ist ein Ende in Sicht?
Ob der bizarre Streitfall um die gefährlichen, wahrscheinlich bei Kontakt homosexuell machenden Uhren damit final erledigt ist, bleibt abzuwarten. Der malaysische Innenminister Saifuddin Nasution Ismail kündigte derweil an, die Rechtsabteilung der Regierung werde nun „die Grundlage des Urteils prüfen“, bevor final beschlossen werde, ob die Regierung Berufung einlegt oder nicht. Akzeptiert die Regierung das Urteil, sind sie verpflichtet, die Uhren innerhalb von zwei Wochen zurückzugeben. Natürlich bestenfalls mit Handschuhen, nicht, dass sich noch ein Polizist mit dem gefährlichen „Schwulenvirus“ infiziert. Ein Umdenken mit Blick auf die Lebensrealität von Homosexuellen, wie 2023 noch von Premierminister Anwar Ibrahim angedacht, bleibt indes nicht absehbar.