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Schuldspruch in Spanien

Schuldspruch in Spanien Hohe Haftstrafen erwartet - ein Mob junger Männer prügelte einen 24-Jährigen Schwulen zu Tode

ms - 25.11.2024 - 09:30 Uhr
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Der Fall hatte seit dem Sommer 2021 für viel Aufsehen in Spanien gesorgt – in der nordspanischen Stadt A Coruna war der 24-jährige schwule Altenpfleger Samuel Luiz so brutal von einem Mob mehrfach zusammengeschlagen worden, dass er kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Nun wurden vier junge Männer für die Tat verurteilt – die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass die Angeklagten aus homophoben Motiven heraus gehandelt hatten. 

Hohe Haftstrafen für die Täter

Die drei Haupttäter wurden schuldig gesprochen, den Tod von Luiz in Kauf genommen zu haben, der vierte Angeklagte wurde wegen Beihilfe zum Mord verurteilt. Zwei weitere minderjährige Täter wurden bereits zuvor zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Den drei Haupttätern drohen Haftstrafen zwischen 15 und 27 Jahren, der Mittäter kann mit einer Gefängnisstrafen von bis zu 13 Jahren rechnen. Die Höhe der Strafen soll in den kommenden Tage veröffentlicht werden.

Die Anwälte der Täter kündigten allerdings bereits an, Berufung einlegen zu wollen. Während dem Prozess hatten die Angeklagten noch versucht, ihre Taten durch die Einnahme von Alkohol und Drogen zu erklären. Einzig freigesprochen wurde aufgrund von Zweifeln eine mitangeklagte Frau. Das Gericht bekräftigte, dass vor allem der erste Angreifer aufgrund „seiner Feindseligkeit gegenüber der sexuellen Orientierung, die er dem Opfer zuschrieb“, so gehandelt habe. 

Eine Rauchpause wird Luiz zum Verhängnis 

Die Sachlage selbst konnte dank diverser Handyaufnahmen schnell rekonstruiert werden. Der aus Brasilien stammende, aber seit seiner Kindheit in Spanien lebende Luiz hatte in der Nacht von 2. auf den 3. Juli 2021 gegen drei Uhr morgens ein Lokal in der Innenstadt von A Coruna für eine Rauchpause verlassen. In einem Video-Call versuchte er dabei, eine Freundin zu überreden, nächstes Wochenende mitzukommen. Dabei filmte Luiz kurz die Straße. 

Ein vorbeikommendes Paar fühlte sich davon belästigt, der Mann stürzte sich auf Luiz und schrie ihn an: „Entweder du hörst auf zu filmen oder ich bringe dich um, du Schwuchtel“. Anschließend schlug er direkt auf den 24-Jährigen ein. Kurzfristig konnte die Attacke von Luiz´ Freunden gestoppt werden, doch der homophobe Angreifer kehrte wenige Minuten später mit zwölf weiteren Personen zurück und der Mob jagte den jungen Altenpfleger daraufhin durch die Straßen mit den Worten: „Du verdammte Schwuchtel“. 

Ein gnadenloser Mob 

Erneut wurde Luiz attackiert, einmal kamen ihm zwei senegalesische Straßenverkäufer zu Hilfe, die später aufgrund ihrer Zivilcourage mit einer Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung belohnt wurden. Doch der Mob ließ nicht von dem jungen Mann ab, insgesamt vier Mal prügelten sie auf den schwulen Brasilianer ein. Als die Polizei schließlich eintraf, fanden sie den leblosen Körper des 24-Jährigen auf der Straße liegend – alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos, Samuel Luiz starb an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas. 

In den Wochen darauf war es immer wieder zu großen Demonstrationen mit vielen tausend Teilnehmern unter dem Motto „Gerechtigkeit für Samuel“  in mehreren spanischen Städten gekommen. Spaniens Premierminister Pedro Sanchez hatte zudem erklärt, dass „wir in Bezug auf die Rechte und Freiheiten keinen Schritt zurück machen dürfen. Spanien wird das nicht tolerieren.“ Insgesamt 13 Angreifer konnten mittels der Handyaufnahmen und den Zeugenberichten ermittelt werden.  

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