Mutige Proteste „Schwulsein ist kein Verbrechen“ erklärten acht Homosexuelle, bevor sie in Kuala Lumpur verhaftet wurden
Die aggressive Stimmung gegen Homosexuelle in Malaysia nimmt offenbar in den letzten Wochen immer weiter zu – jetzt sollen nach jüngsten Angaben acht homosexuelle Menschen verhaftet worden sein, weil sie Ende Juli vor einem Einkaufszentrum in der Innenstadt von Kuala Lumpur für mehr Rechte demonstriert hatten.
Schwulsein ist kein Verbrechen
Die Demonstranten trugen dabei Plakate mit Botschaften wie „Schwule sind keine Kriminellen, Schwulsein ist kein Verbrechen“ und „Menschen sollten nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden“. Dazu riefen sie offenbar Botschaften wie „Nieder mit dem Scharia-Gericht, nur Gott kann richten“, so SNEWS.
Die Verhafteten waren zwischen 18 und 56 Jahre alt und müssen sich jetzt wegen illegaler Versammlung, Behinderung der Polizei und des „Zeigens anstößiger Plakate“ verantworten. Sie wurden durchgehend 48 Stunden lang befragt und schlussendlich gegen eine Kaution in Höhe von jeweils umgerechnet rund 2.300 Euro vorerst freigelassen; aus Angst um ihre Sicherheit sind die acht Menschen seitdem untergetaucht.
Brutale Härte gegen Homosexuelle
Seit mehreren Monaten geht die Regierung mit brutaler Härte gegen Homosexuelle vor, teilweise mit skurrilen Aktionen wie der Beschlagnahmung von Schweizer Uhren in Regenbogenfarben. In Malaysia existiert ein Rechtssystem, das sowohl das Zivilrecht wie auch das islamische Strafrecht, die Scharia, mit einbezieht. Homosexualität ist in beiden Systemen verboten und wird mit bis zu zwanzig Jahren Haft sowie auch Züchtigungsmaßnahmen wie Stockschlägen geahndet.
„Jeder Versuch, einen perversen Lebensstil zu fördern und zu normalisieren, der den islamischen Lehren und der menschlichen Natur widerspricht, wie zum Beispiel LGBT, ist völlig inakzeptabel. Die Bemühungen, die Verbreitung solcher perversen Überzeugungen zu verhindern, müssen ernsthaft und gemeinsam durchgeführt werden“, bekräftigte so auch das Büro des malaysischen Premierministers für religiöse Angelegenheiten.
Glaubensreligion setzt sich für LGBTI* ein
Alle acht Menschen gehören der sogenannten britischen Ahmadi-Religion für Frieden und Licht an. Hadil El-Khouly, Koordinator der Glaubensgruppe, erklärte: „Dieser Protest war eine Reaktion von Gläubigen der Ahmadi Religion des Friedens und des Lichts auf die Verfolgung der LGBTI*-Community durch die malaysische Regierung, die in letzter Zeit eskaliert ist. Wir unterstützen die Unterdrückung von LGBTI*-Menschen nicht. Unsere Türen sind für alle offen. Wir haben viele Mitglieder der LGBTI*-Community. Einige von ihnen sind in der Türkei, im Iran und in Ägypten inhaftiert worden.“
Verhaftungen verstoßen gegen Menschenrechte
Peter Tatchell, einer der prominentesten LGBTI*-Menschenrechtsaktivisten Großbritanniens, bezeichnete die jüngsten Proteste als ein „lobenswertes, mutiges Beispiel für die Unterstützung einer verfolgten Minderheit durch eine andere.“ Und weiter: „Ihre Verhaftung und Anklage verstößt gegen drei Artikel der malaysischen Verfassung, die Rede-, Versammlungs- und Religionsfreiheit garantieren. Sie verstößt auch gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und die Commonwealth-Charta, die beide das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf Protest und die Freiheit des religiösen Glaubens garantieren.“