Die USA wählt Das Zünglein an der Waage in den Swing States ist die LGBTI*-Community
Jetzt zählt es – die USA wählt heute eine neue Person ins Weiße Haus. Wird Donald Trump zum zweiten Mal Präsident der Vereinigten Staaten? Oder zieht erstmals mit Kamala Harris eine schwarze Frau ins White House ein? Die letzten Umfragen versprechen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Zünglein an der Waage könnte sehr gut die LGBTI*-Community sein.
Entscheidung in vier Bundesstaaten
In den meisten US-Bundesstaaten ist bereits klar, dass die Stimmen entweder zu den Republikanern oder den Demokraten gehen – entscheidend für den Ausgang der Wahl sind die sogenannten Swing States, also jene Staaten, in denen die Wähler in den letzten Jahrzehnten unterschiedlich gewählt haben. Um diese Wähler von sich zu überzeugen, traten gestern sowohl Trump wie auch Harris noch einmal in Pennsylvania sowie in North Carolina auf. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Jahr zudem auf zwei weiteren US-Bundesstaaten: Georgia und Michigan.
Hohe Wahlbeteiligung bei LGBTI*
Dorian Rhea Debussy, Dozentin für Frauen-, Geschlechter- und Sexualstudien an der Ohio State Universität, erklärte dazu: „Als Wissenschaftlerin im Bereich der LGBTI*-Politik, denke ich, dass LGBTI*-Wähler in diesen Staaten eine überragende Rolle spielen werden.“ Homosexuelle und queere Menschen wählen seit Jahren besonders stark, meist sind über 85 Prozent der Community mit dabei. Laut Umfragen wollen heute weit über 93 Prozent der LGBTI*-Menschen wählen gehen. Zum Vergleich: in der US-Gesamtbevölkerung gehen etwa 55 bis 60 Prozent im Durchschnitt wählen.
„Normale Schwulenstimmen“?
Die Frage ist nur, was wählt die Community? Zuletzt gab rund jeder dritte Homosexuelle Donald Trump seine Stimme – bei dieser Wohl sind für fast 90 Prozent der Schwulen und Lesben LGBTI*-Themen außerdem nicht mehr wahlentscheidend. Schwule Republikaner erklären seit Monaten, die Community sei offen gespalten, in diesem Jahr würden bis zu 50 Prozent der Homosexuellen Trump ihre Stimme geben. Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance sorgte die letzten Tage außerdem für Schlagzeilen mit der Aussage, Trump werde viele der „normalen Schwulenstimmen“ jenseits von queer und trans bekommen.
Queere Verbände in den USA wie GLAAD sehen das ganz anders, sie versuchen seit Monaten, die ganze Community zunächst hinter Joe Biden, dann hinter Harris zu vereinen – die Wahl jetzt sei eine Schicksalswahl für die Community. Wem am Ende die Homosexuellen mehr Glauben schenken werden und wem queere Menschen, ist bis zum Schluss vollkommen offen. Die Mehrheit der LGBTI*-Amerikaner hat bisher immer demokratisch gewählt, dabei kommt es heute zumindest in den Swing States auf jede einzelne Stimme – bei der letzten Wahl hatten ein paar tausend Stimmen den maßgeblichen Unterschied gemacht.
LGBTI*-Menschen in den Swing States
Georgia, Michigan, North Carolina und Pennsylvania haben alle einen Bevölkerungsanteil von LGBTI*-Erwachsenen, der deutlich größer ist als der Vorsprung, mit dem die Bundesstaaten 2020 gewonnen worden waren. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: In Georgia gewann Joe Biden im Jahr 2020 die 15 Wahlmännerstimmen des Bundesstaates mit einem Vorsprung von rund 11.800 Stimmen. In Georgia gibt es dabei über 400.000 erwachsene LGBTI*-Amerikaner. Laut einer Umfrage von September dieses Jahres von der Human Rights Campaign sind rund 20 Prozent der LGBTI*-Menschen nach wie vor unentschlossen, wen sie wählen werden.
Die Community kann also tatsächlich sehr einfach zum Zünglein an der Waage werden und entscheidend dazu beitragen, mitzuentscheiden, wohin das Land in den nächsten Jahren politisch marschiert. Die Entwicklung setzt sich indes weiter fort: „Die LGBTI+-Wählerschaft wächst jedes Jahr, und bis 2030 wird erwartet, dass sich einer von sieben Wählern als LGBTI* identifizieren wird“, so Expertin Debussy weiter. Die ersten Wahlergebnisse werden in Deutschland am frühen Mittwochmorgen erwartet.