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Strafzahlungen in Russland
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Strafzahlungen in Russland Erneut muss ein Streamingdienst Strafzahlungen leisten, weil in einem Film eine homosexuelle Szene zu sehen war

ms - 12.09.2024 - 10:00 Uhr
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Einmal mehr geht Russland mit eiserner Hand gegen einen Streaminganbieter vor, weil dieser gegen das Verbot der „LGBT-Propaganda“ sowie gegen das Anti-Homosexuellen-Gesetz verstoßen habe. Dieses Mal wurde der Online-Filmanbieter Kinopoisk abgestraft, er muss eine Geldstrafe von insgesamt umgerechnet rund 100.000 Euro bezahlen. 

Homosexuelle Sexszene 

Aufgrund zweier Anklagepunkte wurde eines der größten Streaming-Plattformen abgestraft: Das Unternehmen habe nicht nur „LGBT-Propaganda“ betrieben, sondern auch homosexuelle Pädophilie gefördert. Ausgangspunkt für diese höchstrichterliche Einschätzung des Moskauer Bezirksgerichts Taganskij ist der Film „Love“ von Gaspar Noé, der bei Kinopoisk angeboten worden war. 

Der französisch-belgische Film aus dem Jahr 2015 erzählt eine erotische Dreiecksgeschichte und zeigt auch eine homosexuelle Sexszene. Die Richter zeigten für den „Love“ indes ganz offenbar so gar keine Liebe. 

Landesweites Filmverbot

Nebst der hohen Geldstrafe für das Unternehmen selbst, verhängten die Richter bereits zuvor ebenso aufgrund der angeblichen Förderung von Pädophilie eine Geldstrafe in Höhe von 8.000 € gegen den Generaldirektor von Kinopoisk, Alexander Dunajewski. 

Bereits im letzten Jahr hatte vorauseilend das russische Kulturministerium den Film in ganz Russland verboten und begründete diese Entscheidung mit den „zahlreichen Szenen pornografischer Natur“. In Gaspar Noés Film gibt es eine Sexszene zwischen der Hauptfigur des Studenten und seinem Mitbewohner, der im Film 16 Jahre alt ist. In dieser Szene gibt es weder Zwang noch Gewalt. 

Radikale Hand gegen Streamingdienste

Kinopoisk bietet eine Online-Videothek an und ist zugleich einer der größten Streamingdienste in Russland mit rund 150 Millionen Nutzern monatlich. Es ist dabei nicht das erste Mal, dass Russland strikt gegen Filmanbieter vorgeht. Im letzten Jahr verurteilte ein Moskauer Gericht bereits den Streamingdienst Vimpelcom zu einer Geldstrafe von umgerechnet rund 10.000 Euro, weil der Anbieter die amerikanisch-kanadische Love-Story „Ein Rezept für die Liebe“ anbot, in der Homosexualität kurz verbal erwähnt wird. 

Im selben Jahr verhängten die Behörden eine weitere Geldstrafe in gleicher Höhe aufgrund der Ausstrahlung der britischen Romantik-Komödie „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ – hier ist in einer Nebenrolle ein schwuler Mann zu sehen. Das genügte bereits als Urteilsgrund. Auch gegen Netflix ermittelten die russischen Zensurbehörden bereits

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