Direkt zum Inhalt
Verbot der LGBTI*-Bewegung
Rubrik

Verbot der LGBTI*-Bewegung Erst wurden Homosexuelle "unsichtbar", jetzt sollen alle LGBTI*-Personen zu "Extremisten" gemacht werden

ms - 20.11.2023 - 11:00 Uhr

Seit 2013 verschärfen sich die Angriffe der russischen Regierung gegenüber Homosexuellen immer mehr, erst vor einem knappen Jahr hatte Präsident Wladimir Putin auch das Anti-Homosexuellen-Gesetz noch einmal verschärfen lassen, nun folgte der nächste Schlag: Das Justizministerium will mit Hilfe des Obersten Gerichts des Landes ein generelles Verbot der LGBTI*-Bewegung durchsetzen.

LGBTI*-Menschen werden zu „Extremisten“

Ziel des Ministeriums ist es dabei, die „internationale öffentliche LGBTQ-Bewegung“ für extremistisch erklären und damit verbieten zu lassen. Die Behörde belegt ihre Einschätzung mit der Aussage, dass viele Aktivitäten der LGBTI*-Bewegung in Russland „extremistischer Natur“ seien, einschließlich der Aufstachelung zu „sozialem und religiösen Unfrieden“. Ende November soll die Anhörung vor dem Obersten Gericht stattfinden.

Welche konkreten Folgen ein solches Verbot hätte ist indes noch unklar, das Justizministerium gab keine weiteren Informationen bekannt, beispielsweise, ob es plant, damit gegen bestimmte Organisationen im Land vorzugehen. Diese sind bereits heute besonders rar gesät, denn spätestens seit der Verschärfung des Anti-Homosexuellen-Gesetzes kann schon jetzt jedwedes Gespräch über Schwule und Lesben und selbst gesundheitliche Aufklärung in diesem Bereich als strafbare „Homosexuellen-Propaganda“ definiert und geahndet werden.

LGBTI*-Menschen sind auch Staatsbürger

Eine der wenigen noch existierenden Gruppen ist Sphere, deren Direktorin Dilija Gafurowa erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass Russland einmal mehr vergessen würde, dass die LGBTI*-Community „Menschen sind, Bürger dieses Landes, wie alle anderen auch.“ Mit dem neuen Gesetzesvorhaben wolle die Regierung offenbar LGBTI*-Menschen komplett als gesellschaftliche Gruppe verbieten, das ginge über das sichtbare Verschwinden aus dem öffentlichen Raum noch einen Schritt hinaus.

Schikane und Verbot von HIV-Prävention

Die LGBTI*-Community kann erneut Schlimmes befürchten, denn bereits seit dem Beginn des Ukraine-Krieges haben sich die Angriffe insbesondere auf Homosexuelle noch einmal verstärkt – schwulen Männern wurde nahegelegt, entweder inhaftiert oder zum Dienst an der Waffe an die Front geschickt zu werden.

Inzwischen wird auch vielerorts dringend benötigte Hilfs- und Präventionsmaßnahmen gegen HIV unterdrückt, denn die Regierung sieht eine direkte nähe zur Gay-Community, die es zu unterbinden gilt – mit der Folge, dass in Russland die Fallzahlen bei den Neuinfektionen explodieren, aktuell sind rund 1,1 Millionen Russen HIV-positiv.

Auch Interessant

Sparkurs Berlin

Diversität besonders betroffen?

Berlin muss sparen - überproportional betroffen seien nun aber von den Einsparungen Diversitäts-Projekte, kritisieren Berliner Kulturanbieter.
Eklat beim Klimagipfel

Keine Frauenrechte wegen Homophobie

Eklat beim Klimagipfel: Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden.
Differenzen bei der Akzeptanz

Schweizer und die LGBTI*-Community

Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen - so die Ergebnisse einer neue Befragung der Schweizer.
Augen zu bei US-Hassverbrechen

Warum werden Theaterstücke zensiert?

Zensur an US-Schulen: Immer öfter wird offenbar versucht, das Theaterstück über den Mord an dem schwulen Studenten Matthew Shepard zu verhindern.
E-Zigaretten bei LGB

Trend bei Schwulen und Bisexuellen

Homo- und Bisexuelle in den USA greifen überdurchschnittlich oft zur E-Zigarette, warnen jetzt US-Experten. Die Frage ist, warum?
Rotstift bei Lambda Berlin

Queere Organisation schlägt Alarm

Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der Stadt bedrohen demnach die Existenz des Vereins für LGBTI*-Jugendliche.
Skandalfall P. Diddy

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal um US-Rapper P.Diddy weitet sich aus, immer mehr Männer und Frauen berichten von äußerst brutalen Vergewaltigungen.