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Digitale Datenbank des Grauens
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Digitale Datenbank des Grauens Die russische Regierung baut ein elektronisches Register zur kompletten Überwachung von Homosexuellen und queeren Menschen auf

ms - 04.02.2025 - 14:30 Uhr

Unfassbar aber offenbar wahr: Das russische Innenministerium arbeitet derzeit daran, eine umfassende elektronische Datenbank von Homo- und Bisexuellen sowie queeren Menschen aufzubauen, um landesweit alle Mitglieder der Community zu dokumentieren und damit auch besser verfolgen und überwachen zu können. Auf dieser Grundlage sollen laut dem unabhängigen, russischen Nachrichtenportal Meduza erneut Razzien im ganzen Land stattfinden – bisher wurden zuletzt vor allem Schwulenclubs von Polizisten immer wieder gestürmt

Massenüberwachung a la George Orwell

Das Medienportal spricht unter Berufung auf anonyme Quellen im Innenministerium von einem „orwellschen Masterplan der kompletten Überwachung“ aller LGBTIQ+-Menschen. Die Pläne wurden inzwischen von einem hochrangigen Vertreter der Bürgerkammer von Jekaterinburg, der viertgrößten Stadt Russlands, bestätigt. 

Im Zuge des verschärften Anti-Homosexuellen-Gesetzes und der Einstufung der LGBTIQ+-Bewegung als „extremistische Organisation“ sind demnach die Pläne zuletzt immer konkreter geworden. Razzien und Verhaftungen in Szene-Clubs und Treffpunkten sollen im ganzen Land an der Tagesordnung sein, die Datenbank wird dabei offenbar die Grundlage für ein „groß angelegtes System zur Verfolgung“ von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und queeren Personen sein. 

Allein im Jahr 2024 hat es bereits lauf dem unabhängigen Nachrichtenmagazins Current Time und der Menschenrechtsorganisation Sphere 42 Razzien in Schwulenclubs und LGBTIQ+-Einrichtungen im ganzen Land gegeben. Schläge, Zwangseinweisungen und sadistische Demütigungen gegenüber Homosexuellen und queeren Menschen seien dabei feste Bestandteile der Razzien.

Sammelwut bei jeder Razzia 

Besonders perfide: Die Razzien dienen nicht nur der Einschüchterung der Community, sondern auch zur Ermittlung weiterer Daten, wie ein Angestellter eines Schwulenclubs gegenüber Meduza erklärte: „Die Sicherheitskräfte haben die gesamte Datenbank des Computers kopiert, auf dem wir die Reservierungen erfassen und so Informationen über Hunderte von Kunden erhalten.“ Bei den Razzien selbst werden dann von allen Gästen zudem noch Fingerabdrücke und Mundabstriche für DNA-Proben genommen. Zudem müssen die Besucher vor laufender Kamera ihre registrierte Wohnadresse angeben und ihre Smartphones und Handys mit allen gespeicherten Kontakten preisgeben. 

Gegenüber des Personals hatte bei einer Razzia in einem Schwulenclub in Moskau ein Polizist süffisant erklärt: „Wir kennen euch jetzt alle!“ Nur eines scheint die großflächige Jagd auf LGBTIQ+-Menschen noch stellenweise zu drosseln: Der Krieg in der Ukraine – dieser dünnt bisher die Reihen der Polizei aus, da viele Beamte inzwischen an der Front zum Dienst herangezogen werden. 

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