Direkt zum Inhalt
Vorwurf der Heuchelei

Vorwurf der Heuchelei Ex-Fußballprof Hitzlsperger geht mit Weltstars hart ins Gericht - für Geld vergessen sie ihr LGBTIQ+-Engagement

ms - 10.03.2025 - 10:30 Uhr
Loading audio player...

Mit deutlicher Kritik meldete sich jetzt der schwule, ehemalige Profi-Fußballer Thomas Hitzlsperger zu Wort – er wirft den zwei englischen Kollegen Jordan Henderson und David Beckham „Heuchelei“ vor. 

Widersprüche und Heuchelei 

Im Zentrum der Kritik steht einerseits ihre Zusammenarbeit mit homophoben Gastgeberstaaten der Fußballweltmeisterschaft, Katar im Jahr 2022 und Saudi-Arabien 2034, sowie andererseits ihr Engagement für LGBTIQ+. „Sie unterstützen die Rechte von Homosexuellen, wenn es gut für sie ist“, so Hitzlsperger gegenüber dem Magazin Attitute. 

Gerade Beckham fällt hier offenbar besonders ins Gewicht, der Fußballstar arbeitet unter anderem mit Quatar Tourism zusammen. In beiden Emiraten drohen Homosexuellen hohe Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe. „Nun, er ist ein globaler Superstar, und ich denke, er hat es wirklich geschafft, eine Menge Geld für sich zu verdienen. Ich denke, viele Menschen wollen das tun, und auf dem Weg dorthin kommt es zu Widersprüchen oder Heuchelei. Ich glaube, das ist das Wort dafür. Er weiß, wie man Geld verdient. Und eine Zeit lang war es großartig, die Community zu unterstützen, und dann bekam er mehr Geld von Katar“, so Hitzlsperger, der sich 2014 als der damals bekannteste Ex-Fußballprofi seiner Zeit als schwul geoutet hat.

„So funktioniert das nicht“

Der deutsche ehemalige Kicker zog dabei auch Parallelen zum Ex-Liverpool-Kapitän Jordan Henderson – auch dieser unterstützte die Community als auch spezielle LGBTIQ+-Aktionen wie die Rainbow-Laces-Initiative, unterschrieb dann aber 2023 beim saudi-arabischen Klub Al-Ettifaq. 

„Es ist ähnlich wie bei Jordan Henderson, als ich mich öffentlich zu ihm geäußert habe, weil er sich in seiner Zeit bei Liverpool für die Gemeinschaft eingesetzt hat und dann nach Saudi-Arabien gegangen ist. Für mich funktioniert das nicht. Ich kann diese beiden Dinge nicht in Einklang bringen. Sie müssen wissen, dass das einfach nicht geht. Man kann nicht sagen: 'Ich unterstütze die Community und jeder soll sein Leben so leben, wie er will', und dann unterschreibt man bei einem saudischen Verein, so wie das System in Saudi-Arabien ist. Ich habe nichts gegen die Menschen, aber bei der Gesetzgebung in Saudi-Arabien funktioniert das nicht“, so Hitzlsperger weiter. Nach großen Debatten war Henderson nach einem halben Jahr zum niederländischen Verein Ajax gewechselt. 

Abgestumpft und wütend 

Hitzlsperger betont dabei auch seinen Frust über den stetigen Kampf für mehr Gleichberechtigung im internationalen Fußball: „Ich bin gegenüber diesen Dingen fast abgestumpft. Ich finde es toll, dass sie erwischt werden, aber ich habe es satt, mich immer zu Wort zu melden, wenn so etwas passiert, denn dann ist man ständig am Nörgeln, und ich versuche, eine positive Sichtweise zu finden. Sie unterstützen die Rechte von Homosexuellen, wenn es gut für sie ist, wenn es vielleicht ihren Ruf verbessert, und am nächsten Tag bekommen sie einen größeren Gehaltsscheck von jemand anderem, sie nehmen es. That's the reality.“ Und mit Blick direkt zu Beckham legt Hitzlsperger noch einmal nach: „Ich denke, er war ein großartiger Fußballer, aber der Rest ist... er hat das Geldverdienen professionalisiert, gut für ihn, aber nehmen Sie es nicht wirklich ernst, was diese Leute in der Öffentlichkeit sagen.“

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.
Regenbogen über dem Bundesrat

Pride-Flagge wird zum CSD gehisst

Der Streit geht weiter: Der Bundesrat wird zum Berliner CSD die Regenbogenfahne hissen - anders als am Bundestag.
Freiheit für Hernández Romero

125 Tage im Foltergefängnis

Der schwule Maskenbildner Andry Hernández Romero ist frei! Die USA hatte ihn zuvor ohne Prozess in ein Foltergefängnis nach El Salvador abgeschoben.
Peter Schmidt ist tot

Hamburger Designer von Weltruf

Das lila Design von Milka oder ikonische Parfümflakons: In seiner Wahlheimat Hamburg verstarb der schwule Star-Designer Peter Schmidt mit 87 Jahren.
Besserer Schutz im Club

Awareness-Konzept in Wien

40 % der Wiener fühlen sich unsicher beim Clubbing, gerade auch queere Menschen. Ab 2026 wird ein Awareness-Konzept bei Events deswegen zur Pflicht.
Urteil mit großer Bedeutung

Präzedenzfall für US-Queers?

Ein Gericht in Kanada setzte vorerst die Ausweisung eines queeren US-Bürgers aus. Begründung: In den USA könnte es nicht mehr sicher für LGBTIQ* sein.
Hass-Kampagne in der Türkei

Perfide Umfrage in der Bevölkerung

Die Türkei geht mit immer extremeren Mitteln gegen die Community vor, jetzt soll eine perfide Befragung der Bevölkerung den Hass auf LGBTIQ+ befeuern.