Direkt zum Inhalt
Bilanz zum queeren Aktionsplan

Bilanz zum queeren Aktionsplan Nur drei große Maßnahmen wurden bisher umgesetzt – Paus und Lehmann betonen weitere Projekte, die „in Umsetzung“ sind

ms - 11.12.2024 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Das Bundesfamilienministerium hat heute erklärt, dass eine „Vielzahl von Maßnahmen“ aus dem Aktionsplan „Queer leben“ sich derzeit „in Umsetzung“ befinden würden. Das überrascht insofern, weil die Finanzierung für konkrete Projekte des Aktionsplanes erst für 2025 angedacht war. Ob diese Aktionen überhaupt noch Bestand haben, wird angesichts der Bundestagswahl im Februar 2025 stark bezweifelt. 

Drei größere Maßnahmen wurden umgesetzt

Das Ministerium möchte offensichtlich den Aktionsplan trotzdem als Erfolg verbuchen und nennt als bereits umgesetzte Projekte drei Punkte: Das Strafgesetzbuch wurde geändert, sodass Hasskriminalität gegen LGBTI*-Menschen besser geahndet werden kann – ein Projekt des Justizministeriums unter FDP-Führung. Die Diskriminierung von Schwulen bei der Blutspende wurde vom SPD-geführten Gesundheitsministerium aufgehoben. Einzig das neue Selbstbestimmungsgesetz ist dann maßgeblich vom Bundesfamilienministerium umgesetzt worden. 

Paus nennt Umsetzung eindrucksvoll

Bundesministerin Lisa Paus betont trotzdem, der Aktionsplan "Queer leben" sei ein „Versprechen, Queerfeindlichkeit entschlossen entgegenzutreten und die Lebensrealität queerer Menschen nachhaltig zu verbessern.“ Der Bericht würde „eindrucksvoll“ zeigen, was alles erreicht worden sei, wobei sich „zwei Drittel der Maßnahmen in der Umsetzung befinden“ würden – Paus erwähnt dabei nicht, dass bei einem Regierungswechsel 2025 unter Führung der Union all jene Projekte höchstwahrscheinlich nie tatsächlich umgesetzt werden. 

Lehmann betont „queerpolitischen Aufbruch“

Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, findet ebenso positive Worte zum Projekt der Ampel: Der Aktionsplan dokumentiere dabei einen „queerpolitischen Aufbruch“ nach „Jahren des Stillstandes“. Mehr noch: „83 von 134 Maßnahmen aus dem Aktionsplan sind bereits umgesetzt oder in Arbeit. Das zeigt, dass der Aktionsplan wirkt.“ 

Wie nebst den konkret gerade einmal drei bisher tatsächlich vollständig umgesetzten Projekten alle weiteren Ideen überhaupt noch mit einer neuen Regierung umgesetzt werden könnten, erklären weder Paus noch Lehmann. Die Bundesregierung hat den Aktionsplan „Queer leben“ bereits im November 2022 beschlossen und dann bis Ende 2024 mit queeren Vereinen über konkrete Projekte beraten. Erste konkrete eigene Maßnahmen sollten erst ab 2025 finanziert werden. Die meisten anderen wesentlichen LGBTI*-Projekte der Ampel wie eine Reform des Abstammungsrechts für lesbische Paare mit Kind oder auch eine Grundgesetzänderung konnte die Ampel-Regierung während ihrer Legislaturperiode nicht umsetzen.  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.