Direkt zum Inhalt
Keine Grundgesetzänderung

Keine Grundgesetzänderung Unnötig seitens CDU/CSU - keine Änderung von Artikel 3.3

ms - 29.07.2024 - 08:00 Uhr
Loading audio player...

Klares Nein zu einer Grundgesetzänderung kommt jetzt erneut seitens der CDU/CSU – die Union hat damit bereits zum wiederholten Mal während der Regierungszeit von SPD, Grüne und FDP das zentrale Vorhaben der Ampel abgelehnt. Für eine solche Umsetzung ist eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat notwendig – und damit auch die Stimmen der Union.

Debatte um die Identität

An dem Veto der Parteispitze ändern auch einzelne CDU-Politiker wie Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner nichts, der zuletzt mittels einer Bundesratsinitiative das Vorhaben voranbringen wollte. Ein großer strittiger Aspekt dabei ist auch der Wunsch seitens der Ampel, den Begriff der „geschlechtlichen und sexuellen Identität“ in Artikel 3 des Grundgesetzes als besonders schützenswerter Aspekt aufzunehmen. Dabei kritisieren auch einige Juristen und Verfassungsrechtler, dass die „Identität“ kein klar umrissener Begriff ist, anders als beispielsweise die „sexuelle Orientierung“, die zuletzt in den Niederlanden ins Grundgesetz aufgenommen worden war. Das lehnen aber Vertreter der Ampel-Regierung als nicht weitreichend genug ab. 

Grundgesetzänderung unnötig?

Unionsfraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) erklärte dazu jetzt gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, dass eine solche Ergänzung im Grundgesetz überdies unnötig sei. „Den Grundrechtekatalog, also die Herzkammer unserer Verfassung anzutasten, bedarf es ganz besonderer Gründe. Für eine Änderung des Grundgesetzes sehe ich aber auch keinen Anlass, da der Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung bereits in Artikel 3 verwirklicht ist.“ 

Zudem betonte Frei, dass die Diskriminierung von Homosexuellen und queeren Menschen bereits anderweitig verboten sei, unter anderem neben dem Grundgesetz auch durch die Charta der Grundrechte, die Europäische Menschenrechtskommission sowie durch die Europäische Union selbst, wie aber auch durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Dirk Wiese sagte zum erneuten Veto der Union: „Der gesellschaftspolitische Rückschritt seit dem Ende der Merkel-Jahre setzt sich bedauerlicherweise an der Spitze der Union ungebremst fort.“

Besonderer Schutz für LGBTI*?

In Artikel 3 wird festgehalten, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleichgestellt sind. In Abschnitt 3.3. werden dabei noch einmal all jene Menschengruppen als schützenswert gesondert hervorgehoben, die während der NS-Zeit besonderer Verfolgung ausgesetzt waren, beispielsweise aufgrund ihrer Rasse oder ihrer religiösen oder politischen Anschauungen. 

Befürworter der Grundgesetzänderung drängen dabei seit rund 30 Jahren auf eine Ergänzung dieser Aufzählung, anfangs noch um die „sexuelle Orientierung“, inzwischen um die „geschlechtliche und sexuelle Identität“. Zeil sei es dabei, den Schutz für LGBTI*-Menschen noch stärker zu verankern, sodass künftige Regierungen es schwerer haben, mögliche Anti-LGBTI*-Gesetze mit einfachen Mehrheiten zu beschließen. Zuletzt hatte sich auch Sänger Herbert Grönemeyer beim Berliner CSD am vergangenen Wochenende für eine Grundgesetzänderung ausgesprochen. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.
Neue Ausweise in Kolumbien

Anerkennung von queeren Personen

Für die queere Community ist es ein historischer Schritt: Kolumbien erkennt ab sofort trans* und nicht-binäre Menschen in Ausweisdokumenten an.
Queerfeindlicher Vandalismus

Maneo betont Sachbeschädigung

Das Berliner Anti-Gewaltprojekt Maneo weist auf den jüngsten Fall von LGBTIQ+-feindlicher Sachbeschädigung hin und setzt dem Hass Liebe entgegen.
Boykott beim ESC 2026

Zerbricht der Wettbewerb an Israel?

Israel wird am ESC 2026 in Wien teilnehmen, verkündete jetzt die EBU. Mehrere Länder haben daraufhin ihren Boykott des Musikwettbewerbs erklärt.
Abkehr von Diversitätspolitik

Pete Hegseths toxische Rhetorik

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht erneut im Zentrum einer Debatte um sexistische, queerfeindliche und diskriminierende Aussagen.