Direkt zum Inhalt
Verhaftungswelle in Indonesien
Rubrik

Verhaftungswelle in Indonesien Polizei stürmt gewaltsam schwule Sexparty in Jakarta

ms - 05.02.2025 - 14:00 Uhr

Die indonesische Polizei ist gegen eine schwule Sexparty in der Hauptstadt Jakarta vorgegangen – die Beamten nahmen insgesamt 56 homosexuelle Männer fest. Den drei Organisatoren der Feier drohen jetzt bis zu 15 Jahren Gefängnis. 

Verurteilung nach Pornografie-Gesetz

Nach Angaben von Polizeisprecher Ade Ary Syam Indradi wurden die Männer am vergangenen Wochenende in einem Hotel im Süden der Millionenmetropole an der Nordwestküste der Insel Java im Stadtteil Rasuna Said festgenommen. Die drei Eventplaner gelten dabei als die „kriminellen Hauptverdächtigen“, die gegen das Pornografie-Gesetz des Landes verstoßen haben. 

Gegenüber der lokalen Presse betonte Indradi: „Die Veranstaltung legte einen einzigen Schwerpunkt auf das Vergnügen, das die Männer suchten.“ Als Beweis für diese Einschätzung zieht die Polizei die Sicherstellung von Kondomen, Gleitgel und HIV-Medikamenten vor Ort heran. Die drei Haupttatverdächtigen hätten so „pornografische Dienste“ ermöglicht.

Forderung nach Präzedenzfall 

Erschwerend komme noch hinzu, dass die Männer damit die „sehr hohe Gefahr einer Verbreitung von Infektionskrankheiten“ in Kauf genommen hätten, wie der stellvertretende Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Singgih Januratmoko, betonte: „Veranstaltungen dieser Art spiegeln nicht die moralischen, ethischen und religiösen Werte wider, die wir in Indonesien hochhalten.“ 

Die zuständigen Behörden sollten laut dem hochrangigen Politiker streng gegen die Organisatoren vorgehen und einen rechtlichen Präzedenzfall schaffen. Zudem müsse in den Schulen und privat zu Hause im ganzen Land die „religiöse und moralische Erziehung von Kindesbeinen an intensiviert werden“, um die „Werte in der Erziehung der jungen Menschen“ zu stärken.

Totales Sexverbot ab 2026

Homosexuelle Handlungen sind in Indonesien mit Ausnahme der Provinz Aceh bisher nicht strafbar – dort wurden erst Anfang der Woche zwei junge schwule Männer vor Gericht gestellt, weil sie Ende letzten Jahres einvernehmlich Sex hatten und dabei von ihren Nachbarn erwischt worden waren. Ihnen drohen einhundert Peitschenhiebe sowie eine Haftstrafe. 

Im Januar 2026 ändert sich die Sachlage dann für das ganze Land: Das neue Strafgesetzbuch, welches ab 2. Januar die Gesetzgebung aus der Kolonialzeit ablöst, stellt dann jede Form von vorehelichem Sex unter Strafe. Da Schwule und Lesben im Land nicht heiraten dürfen, bedeutet dies für Homosexuelle ein allumfassendes Komplett-Verbot von sexuellen Handlungen. 

Radikales Vorgehen gegen Schwule 

Vorauseilend gehen die Behörden dabei bereits seit einigen Monaten immer rabiater gegen die Community vor, insbesondere gegen schwule Männer. Mehrfach kam es zuletzt zu Razzien in Clubs und Saunen für Schwule, es folgten hunderte willkürliche Verhaftungen und Denunzierungen, allesamt unter dem Deckmantel des Kampfes gegen die illegale Prostitution. 

Mitte 2024 wurde außerdem zuletzt ein neues Gesetz verabschiedet, das das Thema Homosexualität in allen Medien und in der Öffentlichkeit verbietet. Schwule fallen dabei unter die Prämisse: „Personen mit einem negativen Lebensstil“. Auch für homosexuelle Touristen, beispielsweise auf Bali, gilt dann ab 2026 ein komplettes Sex-Verbot – es drohen dabei auch für Ausländer hohe Haftstrafen.  

Der Einsatz zeigt Wirkung: Laut einer Umfrage des Pew Research Center sind inzwischen mehr als 80 Prozent der Einheimischen der Auffassung, dass Homosexualität von der Gesellschaft „nicht akzeptiert werden dürfe.“ Der Abgeordnete Januratmoko bekräftigte dazu passend: „Ungesundes Sexualverhalten kann zu Abhängigkeiten führen und die Zukunft unserer Jugend gefährden.“ 

Auch Interessant

Eskalation in Hollywood

Netflix zieht Reißleine

Eskalation in Hollywood: Der Streamingdienst Netflix geht auf Distanz zum Film "Emilia Pérez" und zur oscarnominierten trans* Hauptdarstellerin.
Schuldspruch gegen Russland

EU-Gericht verurteilt Homophobie

In zwei Urteilen verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte jetzt Verstöße gegen die Rechte von Homosexuellen in Russland.
Nicht repräsentative Umfrage von Romeo

Viele der Befragten wollen AfD wählen

Eine neue nicht repräsentative Umfrage der Dating-App Romeo sorgt für Diskussionen: Knapp 28% der User votierten für die AfD, besonders stark die jungen Generation.
Proteste gegen Milei

LGBTIQ+ und Frauen sagen Nein!

Proteste in Argentinien: Massive landesweite Demonstrationen kritisieren Präsident Javier Milei nach seinen homophoben und frauenfeindlichen Aussagen.
Digitale Datenbank des Grauens

Russland erstellt Schwulenlisten

Datenbank des Grauens: Die russische Regierung baut ein elektronisches Register zur kompletten Überwachung von Homosexuellen und queeren Menschen auf.
Haftbefehle gegen die Taliban

Bahnbrechende Maßnahme für LGBTIQ+

Der Internationale Strafgerichtshof geht erstmals gegen den LGBTIQ+-Hass in Afghanistan vor und hat Haftbefehle gegen die Taliban erlassen.
Protest gegen Village People

Queer-Verein fordert Konzertabsage

Ärger in Köln: Ein queerer Verein fordert die Konzertabsage der Village People bei einem Musikfestival, weil die Band für Donald Trump auftrat.
Auslaufmodell Ehe?

Sinkende Fallzahlen bei neuen Ehen

Auslaufmodell Ehe? Immer weniger Menschen sagen Ja zu einander, auch unter Homosexuellen und besonders wenige in der queer-affinen Gen-Z.
Panik auf den Philippinen

Hetze gegen Sexualkundeunterricht

Panikwelle auf den Philippinen: Die katholische Kirche verbreitet Fake News und Angst über den geplanten, wichtigen Sexualkundeunterricht an Schulen.