Lord Terence Etherton ist tot Der Richter deckte die Gräueltaten gegen Homosexuelle im britischen Militär auf und gilt als Held der Community
Lord Terence Etherton ist tot, er starb am vergangenen Dienstag. Der britische Richter gehörte zu den wichtigsten Kämpfern für Gerechtigkeit für schwule und lesbische Menschen im Vereinigten Königreich. Er wurde 73 Jahre alt.
Ein Bericht, der alles verändert
Lord Etherton war der erste offen schwule Richter Großbritanniens und wurde weltweit durch seine umfassende Untersuchung der schändlichen Behandlung von tausenden Schwulen und Lesben im britischen Militärdienst bekannt. Das frühere Homosexuellenverbot bei den Streitkräften beendete tausende Karrieren und sorgte vielerorts für unehrenhafte Entlassungen und eine lebenslange Verfolgung der Betroffenen. Viele waren zeitlebens nur aufgrund ihrer Homosexualität als Sexualstraftäter geächtet, ein normales Leben blieb ihnen verwehrt. Zudem war es im Militär selbst auch zu Misshandlungen von schwulen und lesbischen Mitarbeitern gekommen.
Entschuldigung und Umdenken
Sein Bericht dokumentierte mehr als drei Jahrzehnte von Homosexuellenverfolgung bei den Streitkräften und sorgte für ein Umdenken auf der Insel. Über 1.200 Aussagen von Betroffenen wurden im Bericht festgehalten. Im Jahr 2023 entschuldigte sich der damalige britische Premierminister Rishi Sunak erstmals offiziell bei den homosexuellen Veteranen für die diskriminierende Behandlung, er sprach von einem „entsetzlichen Versagen unseres Staats“.
Und weiter: „Viele von ihnen mussten schrecklichen sexuellen Missbrauch und Gewalt, homophobe Schikanen und Belästigungen erdulden, während sie diesem Land tapfer gedient haben.“ In seinem Bericht hatte Lord Etherton 49 Empfehlungen ausgesprochen, wie die britische Regierung die Beziehungen zur Community wiederherstellen sollte, darunter auch finanzielle Zuwendungen, die seit Beginn dieses Jahres an die verbleibenden rund 4.000 Veteranen ausgezahlt werden.
Eine Stimme der Community
Lord Etherton war von 2016 bis 2021 der sogenannte Master of the Rolls, der zweithöchste Richter in England und Wales. Zudem war er Leiter der Ziviljustiz und von 2013 bis 2016 auch Kanzler des High Court. Seit 2020 war er darüber hinaus auch Mitglied des House of Lords. 2024 wurde Etherton schließlich für seine Verdienste um homosexuelle Veteranen zum Ritter des Großkreuzes des Ordens des Britischen Empire (GBE) ernannt. Etherton ging 2006 eine Lebenspartnerschaft ein, im Dezember 2014 heiratete er dann seinen langjährigen Partner Andrew Stone.
Ed Hall, Vorsitzender des Kuratoriums von Fighting With Pride, erklärte zum Tod von Lord Etherton: „Ich habe selbst bei Lord Etherton ausgesagt, und wir alle hatten damals auf ein positives Ergebnis gehofft. Die Wahrheit ist jedoch, dass niemand von uns erwartet hatte, welche enormen Auswirkungen sein Bericht tatsächlich haben würde, und wie sehr beide politische Lager seine eindringlichen Empfehlungen annehmen würden. Die LGBT+-Militärgemeinde hat eine Stimme verloren, die nicht nur für uns gesprochen hat, sondern unser Leben verändert hat.“