Ein neuer Papst in Rom Viele Hoffnungen und Erwartungen in der Community für eine Hinwendung zu LGBTIQ+
Hoffnungsvoll und mit großen Erwartungen blickt die internationale LGBTIQ+-Community auf den neuen Papst Leo XIV., der heute Vormittag in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan seine erste große Messe als neuer Pontifex feiern wird. Innerhalb der Community ist die Hoffnung groß, dass Papst Leo seine negativen Äußerungen der Vergangenheit über Homosexuelle und Regenbogenfamilien überwunden hat und die Reformpläne innerhalb der Kirche weiter vorantreiben wird.
Hoffnung auf Reformen
Diese Erwartung bestärkt auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der Kopf hinter den Wünschen um eine neue Sexualmoral und mehr Rechte für Frauen und Homosexuelle in der römisch-katholischen Kirche – Kern des sogenannten synodalen Wegs. In einem ersten Statement erklärte Bätzing heute, er begrüße es, dass der Papst in seiner ersten Ansprache den Begriff der Synodalität erwähnt habe. Er sei zuversichtlich, dass Leo XIV. den synodalen Weg mittragen und weiterführen werde.
Zusammenarbeit mit queeren Organisationen
Die größte queere Organisation der USA, GLAAD, erklärte, man freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Papst: „Die römisch-katholische Kirche steht an der Schwelle eines hoffnungsvollen und inklusiven neuen Kapitels. Mit der Führung von Papst Leo XIV. gibt es eine außergewöhnliche Gelegenheit, Milliarden Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren und LGBTIQ+-Menschen mit Mitgefühl, Würde und Liebe zu umarmen", so Präsidentin Sarah Kate Ellis.
Zudem betonte sie weiter: „Er kann auf den bereits erzielten Fortschritten aufbauen und dazu beitragen, eine Kirche zu schaffen, die wirklich die universelle Botschaft der Akzeptanz und Fürsorge für alle widerspiegelt. Wir hoffen, mit Papst Leo zusammenzuarbeiten, wie wir es mit Papst Franziskus getan haben, um sicherzustellen, dass die Kirche weiterhin als willkommene Heimat für alle wächst.“ Innerhalb der Community galt der verstorbene Papst oftmals als wankelmütig, einerseits tat er verbal einige Schritte auf Homosexuelle und queere Menschen zu, andererseits erklärte er sie auch immer wieder zu Sündern. Die Einführung von Segnungen für Schwule und Lesben blieb so wachsweich, dass eine tatsächliche Reform ausblieb.
Homophobe Statements in der Vergangenheit
Der neue Papst Leo XIV. hatte vor über einem Jahrzehnt den „homosexuellen Lebensstil“ und Regenbogenfamilien kritisiert – ob er heute noch immer so darüber denkt, ist unklar. Francis De Bernardo, der Exekutivdirektor des New Ways Ministry, ein internationaler Verein für die Anerkennung von LGBTIQ+ in der katholischen Kirche, erklärte, er sei „enttäuscht“ von den früheren Statements des neuen Papstes, betonte aber auch: „Wir beten, dass sich sein Herz und Geist in den 13 Jahren, die vergangen sind, 12 unter dem Papsttum von Papst Franziskus, entwickelt haben, sich sein Herz und sein Geist in LGBTIQ+-Themen weiter entwickeln werden, und wir werden solange eine abwartende Haltung einnehmen, um zu sehen, ob das passiert ist. Die Heilung, die mit Papst Franziskus begann – wer bin ich, um zu urteilen – muss weitergehen und wachsen.“
Die katholische LGBTIQ+-Gruppe Dignity USA erklärte: „Wir stellen fest, dass diese Erklärungen von 2012 während des Papsttums von Benedikt XVI. gemacht wurden, als die lehrmäßige Einhaltung zu erwarten schien. Darüber hinaus waren die Stimmen von LGBTIQ+-Menschen auf dieser Ebene der Kirchenleitung selten zu hören. Wir beten, dass Papst Leo XIV. die Bereitschaft zum Zuhören und Wachsen zeigt, wenn er seine neue Rolle als Führer der Weltkirche beginnt.“
Ein Papst für mehr Gerechtigkeit?
Hoffnungsvoll zeigte sich die queere Organisation Outreach, Geschäftsführer Michael O´Loughlin sagte, dass Leos Namenswahl ein Zeichen dafür sei, was vom neuen Papst erwartet werden kann: „Von seiner Namenswahl zu Ehren eines Papstes, der sich der Gerechtigkeit verschrieben hat, bis zu seinem Aufruf zu einer Kirche, die sich auf Frieden und Dialog konzentriert, zeigen frühe Anzeichen, dass Papst Leo XIV. hofft, die pastorale Reichweite von Papst Franziskus fortzusetzen. Obwohl wir noch nicht wissen, wie der neue Papst mit LGBTIQ+-Katholiken interagieren wird, stimmte diese Einschätzung auch bereits 2013 in jener Nacht, in der Papst Franziskus gewählt wurde, und sein Pontifikat war für so viele in unserer Gemeinde inspirierend. Als schwuler Katholik selbst und einer, der ein Jahrzehnt in Papst Leos Heimatstadt Chicago gelebt hat, bin ich hoffnungsvoll für die Kirche und bete für den neuen Papst.“