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Höchststand bei Stiefkindadoption

Rekord bei Stiefkindadoption Jede dritte Adoption erfolgte 2024 durch lesbische Paare - ein klares Zeichen für den Bedarf von Reformen

ms - 04.07.2025 - 10:00 Uhr
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Bis heute gibt es keine Reform des Abstammungsrechts für Regenbogenfamilien, zuletzt betonte ein Gericht in Baden-Württemberg zum wiederholten Mal Handlungsbedarf. Bundeskanzler Friedrich Merz bekundete in diesem Jahr den möglichen Willen für eine Reform, zudem forderten queere Vereine und die Linksfraktion erneut eine rasche Umsetzung. Wie drängend die Lage ist, offenbart nun auch das Bundesamt für Statistik. Jede dritte Adoption in Deutschland erfolgt inzwischen innerhalb lesbischer Partnerschaften. 

Anstieg bei Adoptionen in Regenbogenfamilien

Der Anteil der Stiefkindadoptionen in Deutschland lag im Jahr 2024 bei 74 Prozent aller Adoptionen – ein neuer Höchststand und das vor allem aufgrund der Adoptionen von Stiefmüttern in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3.662 Kinder adoptiert, ein Zuwachs um rund 1,7 Prozent binnen eines Jahres. Tatsächlich erfolgte der Großteil aller Adoptionen durch Stiefmütter (43%) und Stiefväter (31%). 

Bei vier von fünf (79%) Adoptionen durch Stiefmütter handelte es sich um Frauen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Dies entspricht gut einem Drittel (34%) aller Adoptionen im Jahr 2024. Die Zahl dieser Adoptionen durch lesbische Stiefmütter stieg damit binnen eines Jahres um zehn Prozent auf insgesamt 1.243 Adoptionen an. „Der Anstieg trug maßgeblich dazu bei, dass die Stiefkindadoptionen insgesamt weiter an Bedeutung gewonnen haben: Seit 2014 ist ihr Anteil an allen Adoptionen von 58 Prozent auf den neuen Höchststand von 74 Prozent im Jahr 2024 gewachsen“, so das Bundesamt für Statistik

Adoption bei homosexuellen Paaren

Nebst der Stiefkindadoption gab es 2024 auch jene Adoptionen, bei denen ein Kind bei einem bisher unbekannten Paar ein neues Zuhause findet. Jedes vierte Adoptivkind (25%) wurde so gemeinsam von einem Paar angenommen. Mit durchschnittlich 3,4 Jahren waren diese Kinder etwas jünger als beim Durchschnitt aller Adoptionen (5,3 Jahre). Rund 22 Prozent aller adoptierten Kinder kamen so zu einem neuen heterosexuellen Paar, drei Prozent zu homosexuellen Eltern. 

Bei den gleichgeschlechtlichen Paaren überwogen hier mit 74 Prozent deutlich die schwulen Paare. Während sie häufiger Jungen als Mädchen adoptiert hatten (Jungenanteil: 74 %), war es bei den lesbischen Paaren genau umgekehrt (Mädchenanteil: 64 %). Zwei Prozent der Kinder kamen aus dem Ausland, insbesondere auch bei schwulen Paaren. Die drei häufigsten Herkunftsländer waren dabei Thailand, Südafrika oder Sri Lanka. Trotz einem generellen Rückgang bei der Nachfrage von Adoptionen jenseits der Stiefkind-Notwendigkeit, stehen einem vorgemerkten Adoptivkind noch immer fünf potenzielle Adoptivfamilien gegenüber.

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