Nein zum Social-Media-Verbot Schüler erteilen Idee in Deutschland eine klare Absage
Seit heute existiert in Australien ein striktes Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren – trotz massiver Kritik gerade auch von queeren Verbänden. In Deutschland findet die Idee in der Regierung sowohl bei SPD wie auch bei der Union einige Befürworter, obwohl auch in der Bundesrepublik Fachverbände, Lehrer-Organisationen sowie auch queere Jugendorganisationen davor warnen. Nun beteuerte auch die Bundesschülerkonferenz (BSK) ihre starken Vorbehalte gegen ein Verbot.
Forderung nach neuer Herangehensweise
Ein solches Verbot sei dabei keine Lösung, vielmehr bräuchte es eine neue Herangehensweise an das Thema, im Kern müssten Schüler und Schülerinnen in Medienkompetenz geschult werden. Dazu könnte laut der BSK die Etablierung eines Faktenchecks beitragen, damit junge Menschen Falschinformationen besser und leichter erkennen können – ein Mehrwert sowohl für die Schule als auch das private Leben: „Schüler sollten auch in Gesprächen jegliche Aussagen ihres Umfeldes einordnen und reflektieren können. Unsichere Quellen sollten in Frage gestellt und reflektiert werden können. Schüler sollten diese nachhaltig wirksam entkräften können. Dadurch kann auch die Verbreitung von Falschinformationen im privaten Raum so klein wie möglich gehalten werden.“
Das könne auch helfen, dem Anstieg von extremistischen und demokratiefeindlichen Haltungen online entgegenzuwirken. Außerdem betonte die BSK weiter: „Neben dem allgemeinen Umgang mit Medien muss auch das Verständnis dessen gefördert werden, was wir durch die Medien aufnehmen. So ist es ebenso wichtig, zu erkennen, ob der Inhalt seriös ist, wie, ob eine Quelle als vertrauenswürdig einzustufen ist. Das Verständnis von Fakten und Sachzusammenhängen sollte über das Herausschreiben von Argumenten aus Texten hinausgehen.“ Das könne überdies dazu beitragen, die manipulativen Wirkungen von Medien oder Werbung besser einzuschätzen.
Unrealistische Ideen von Politikern
Schlussendlich ist so für die Schülerinnen und Schüler klar: „Schule muss Schüler an dem Punkt abholen, an dem wir sind. Die rückwärtsgewandten Forderungen nach einer allgemeinen Einschränkung der Nutzung der sozialen Netzwerke unter Jugendlichen ist schlichtweg als unrealistisch und absolut nicht zeitgemäß zu betrachten. Schüler sollten lernen, wie sie mit digitalen Medien umgehen können, bevor es zu spät ist. Dies bedeutet ebenfalls, dass mit der Medienbildung so früh wie möglich begonnen werden muss, am besten noch bevor überhaupt ein vermehrter Kontakt zu digitalen Medien besteht.“ Eine Möglichkeit wären dabei speziell geförderte Projekte im Bereich Medienbildung aus dem Bundeshaushalt.
Der bisherige Generalsekretär der BSK, Quentin Gärtner, betonte überdies gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die erste Lösung eines Bildungspolitikers nicht sein könne, irgendetwas zu verbieten. Es müsse vielmehr um Bildung und der Vermittlung von Kompetenzen gegenüber jungen Menschen gehen.
Warnung von LGBTIQ+-Verbänden
Ähnlich bewerten das auch viele queere Vereine wie beispielsweise Lambda. Mehrfach hat das queere Jugendnetzwerk auf die besonderen Gefahren von digitalen Verboten für queere junge Menschen hingewiesen – viele von ihnen würden wichtige Räume und Unterstützung verlieren, zudem würden LGBTIQ+-Jugendliche gerade in einer besonders vulnerablen Zeit noch stärker isoliert, insbesondere auch im ländlichen Raum, wo es kaum oder gar keine Möglichkeiten für reale Anlaufberatungsstellen gibt. Dazu kommt der Verlust von wichtigen sozialen Bindungen und Vorbildern für queere Minderjährige einhergehend mit einer möglichen Verschlechterung der psychischen Gesundheit.