Direkt zum Inhalt
Debatte über soziale Medien

Debatte über soziale Medien Queere Community befürchtet Zensur und den Wegfall von Kommunikationsangeboten

ms - 18.06.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Ende 2024 verhängte Australien ein Social-Media-Verbot für Jugendliche unter 16 Jahren. Vor wenigen Tagen änderte dann auch Brasilien seine Richtlinien zur Nutzung digitaler Medien – in beiden Fällen befürchtet die queere Community Zensur und ein Wegfall von Kommunikationsmöglichkeiten für LGBTIQ+-Jugendliche. Auch in Deutschland findet die Idee von Einschränkungen im Bereich der sozialen Medien immer mehr Zulauf. 

Befürworter bei CDU und SPD

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat sich vor wenigen Tagen dafür ausgesprochen, dass Instagram, TikTok, Facebook oder X erst ab einem bestimmten Alter nutzbar sein sollten. Bundesfamilienministerin Karen Prien (CDU) sieht dies ähnlich. Auch ein generelles Handyverbot an Schulen wird diskutiert. Man wolle damit dem Selbstdarstellungsdruck entgegentreten und die gesunde Entwicklung sowie die Privatsphäre der Minderjährigen schützen. Die Hoffnung ist groß, dass solche Einschränkungen zu „weniger Mobbing, mehr Konzentration, sozialeres Miteinander“ führen, so Hubig. Einige Länder haben bereits Handy-Verbote oder planen Einschränkungen, vor allem an Grundschulen. Bremen führt Mitte August ein Handyverbot bis zur zehnten Klasse ein. 

Auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach sich für eine Altersbeschränkung aus: „Als Staat haben wir unsere Schutzfunktion in den vergangenen Jahren wirklich vernachlässigt. Es wird höchste Zeit, dass alles getan wird, damit Unter-16-Jährige frei von Social Media in unserer Gesellschaft aufwachsen können“, so Günther in der Bild am Sonntag. Ebenso wird auch auf EU-Ebene über schärfere Zugangsbeschränkungen für Jugendliche nachgedacht, zuletzt sprachen sich Frankreich, Griechenland, Spanien und Belgien dafür aus. 

Probleme in der Community 

Innerhalb der queeren Community sorgten solche Vorhaben in Australien und Brasilien bereits für starke Bedenken – die Befürchtung vor Zensur und dem Wegfall von niederschwelligen und anonymen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und der Informationsfindung innerhalb der LGBTIQ+-Community sind groß. 

Jetzt meldete sich der Deutsche Lehrerverband zu Wort und sprach sich klar gegen eine Altersgrenze für die Nutzung von sozialen Medien aus. Präsident Stefan Düll betonte gegenüber der Stuttgarter Zeitung, eine gesetzliche Altersbegrenzung für die sozialen Medien sei „realitätsfern und auch nicht sinnvoll“. Die Verbote seien zudem in der Praxis kaum umsetzbar. Viel wichtiger wäre es indes, Jugendliche und Kinder zu einem klugen Umgang mit dem Internet zu erziehen. Nicht nur, dass viele Eltern inzwischen über Social Media mit ihren Kindern kommunizieren würden, darüber hinaus seien Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok auch schlicht ein Teil der Lebensrealität junger Menschen. Ähnlich bewertet dies das Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF): Ein Verbot „konterkariere medienpädagogische Bemühungen, junge Menschen größtmöglich zu befähigen, Medien kritisch zu nutzen und sich an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen.“  

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.