Milliarden gegen Missbrauch Neue Daten zu sexuellem Missbrauch in den USA – die meisten Opfer waren Jungs
In den USA hat die katholische Kirche rund fünf Milliarden US-Dollar an Entschädigungs-Zahlungen bei Fällen von sexuellem Missbrauch geleistet – die Summe wurde in den vergangenen zwei Jahrzehnten bezahlt. Bei vier von fünf Opfern handelte es sich dabei um minderjährige Jungs.
Missbrauch in hunderten Diözesen
Das geht aus der neuen Studie „Georgetown University’s Center for Applied Research in the Apostolate“ hervor, die jetzt veröffentlicht wurde. Der Milliardenbetrag wurde seit 2004 von Bistümern und geistlichen Gruppen bezahlt, hauptsächlich für Anwaltskosten, Therapiemaßnahmen für die Opfer und Entschädigungszahlungen.
Der Großteil von 80 Prozent der Missbrauchsfälle hat sich dabei vor 1990 ereignet. In der Studie wurde sexueller Missbrauch von Priestern und Kirchenmitarbeitern an Minderjährigen in über 200 Diözesen und in mehr als 220 religiösen Gemeinschaften aufgezählt.
Kein Umdenken in Deutschland
Anfang der Woche zog zuletzt erst in Deutschland die Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ ebenso eine bittere Bilanz: 15 Jahre nach Bekanntwerden der massiven Missbrauchsfälle in der Bundesrepublik sei die Aufarbeitung gescheitert, die Kirche halte dabei zudem offenbar nach wie vor an ihrem Vertuschungssystem fest.
Sprecher Matthias Katsch sprach gegenüber der dpa von „mafiösen Strukturen“ bei der römisch-katholischen Kirche; immer wieder seien dabei sexuell übergriffige Priester kurzerhand nach Lateinamerika oder Afrika versetzt worden, wo sie ungehindert weiter arbeiten konnten. Bereits 2022 hielt die Kanzlei Westphal, Spilker und Wastl in einem Gutachten fest, dass allein im Erzbistum München und Freising fast 500 Minderjährige sexuell von Geistlichen missbraucht worden waren und sprach von einem „erschreckenden Phänomen der Vertuschung“ sowie davon, dass eine echte Reue in der katholischen Kirche nicht zu erkennen sei.
Genaue Zahlen, wie viele Jugendliche durch Priester in den letzten Jahrzehnten in der Bundesrepublik sexuell missbraucht worden sind, gibt es bis heute nicht – viele Fälle wurden vertuscht oder nie publik. Die MHG-Studie dokumentierte allerdings 3.700 minderjährige Opfer und etwa 1.700 Täter. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen vielfach höher sind. In Deutschland warten laut Katsch bis heute die Opfer auf eine angemessene Entschädigung.