Direkt zum Inhalt
Missbrauch in der Kirche
Rubrik

Missbrauch in der Kirche Bittere Bilanz der Opfer: "Mafiöse Strukturen", um die Täter zu schützen

ms - 13.01.2025 - 09:30 Uhr

Die Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ zieht morgen offiziell Bilanz zu den Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche. Was ist 15 Jahre nach den ersten Bekanntmachungen 2010 passiert? Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte Sprecher Matthias Katsch bereits vorab, dass die Aufarbeitung der Fälle gescheitert ist – mehr noch, die Kirche betreibt offenbar nach wie vor ein Vertuschungssystem

„Mafiöse Strukturen“

Katsch betont so: „Es offenbart geradezu mafiöse Strukturen in der Kirche, wenn es darum ging, Täter vor den Konsequenzen ihrer Verbrechen zu schützen.“ Es gebe dabei „zahlreiche vergleichbare Fälle“, wie die Initiative bestätigt. Immer wieder soll es so vorgekommen sein, dass auffällig gewordene, übergriffige Priester kurzerhand nach Lateinamerika oder Afrika versetzt worden sind, wo sie ungehindert weiter arbeiten konnten – und offenbar auch ungehindert weiter ihren Neigungen nachgehen konnten. Nachdem die Taten verjährt waren, kamen einige Geistliche dann wieder nach Deutschland zurück. Die Sachlage wurde zuletzt auch vom ARD-Magazin „report München“ bestätigt. 

Keine Reue, kein Umdenken

Bereits 2022 hielt die Kanzlei Westphal, Spilker und Wastl in einem Gutachten fest, dass allein im Erzbistum München und Freising fast 500 Minderjährige sexuell von Geistlichen missbraucht worden waren. Die Rede war von einem „erschreckenden Phänomen der Vertuschung“. Dabei zeigte das Gutachten laut den Rechtsanwälten klar auf, dass ein tatsächliches Umdenken oder echte Reue in der katholischen Kirche nicht stattgefunden haben – so die Faktenlage 2022. 

Anfang 2025 zieht nun die Betroffenen-Initiative eine ähnlich vernichtende Bilanz: „Die Aufklärung und Aufarbeitung dieses katholischen Missbrauchsskandals in Deutschland muss aus Sicht vieler Betroffenen als gescheitert angesehen werden.“ Kritik kommt dabei auch gegenüber der Justiz auf: „Man hat uns, die Opfer, mit der Täterorganisation weitgehend allein gelassen.“ 

Genaue tatsächliche Zahlen, wie viele Jugendliche durch Priester in den letzten Jahrzehnten sexuell missbraucht worden sind, gibt es bis heute nicht – viele Fälle wurden vertuscht oder nie publik. Im Jahr 2018 listete die MHG-Studie fast 3.700 minderjährige Opfer und etwa 1.700 Täter auf. Experten sind sich einig, dass die tatsächliche Zahl um ein Vielfaches höher liegt. 

Aufarbeitung auf Freiwilligenbasis 

Katsch vom „Eckigen Tisch“ betonte dazu: „In der Folge wäre es notwendig und geboten gewesen, diese konkreten Fälle aufzuklären und dafür auf Bistumsebene und bei den Ordensgemeinschaften in allen vorhandenen Akten zu recherchieren sowie die Ergebnisse dieser Untersuchungen öffentlich zu machen. Nichts von dem ist geschehen.“ Weiterhin basiere die Aufarbeitung auf der Freiwilligenbasis der einzelnen Bischöfe vor Ort.

„Diese Art von 'Aufarbeitung' ist für die Betroffenen weitgehend nutzlos. Sie erfahren nichts über ihren Täter, nichts über ihren Tatort, über weitere Betroffene, es gibt keine Auseinandersetzung mit der Gewaltgeschichte in den betroffenen Einrichtungen, in denen die Täter ihr Unwesen treiben konnten (…) Kein einziges Verfahren bei einer deutschen Staatsanwaltschaft, die nach 2018 angestrengt wurden, hat zu irgendeinem Ergebnis geführt. Kein einziger Bischof oder Ordensobere musste sich verantworten“, so Katsch. Bis heute warten Opfer auch nach wie vor auf eine angemessene Entschädigung, viele Betroffene seien dabei inzwischen „müde und verzweifelt“, so die Bürger-Initiative. 

Auch Interessant

Haftstrafen nach Dating-Masche

Urteil gegen fünf Täter in England

Fünf junge Männer wurden jetzt in England zu hohen Haftstrafen verurteilt - sie hatten 2023 Schwule mittels der Dating-Masche brutal ausgeraubt.
Angst in Russland

Brutale Gewalt gegen Schwule

Düstere Prognose: LGBTI*-Aktivisten befürchten 2025 in Russland mehr Razzien, Verhaftungen und Polizeigewalt gegen Homosexuelle.
Diversity bei Amazon

Ende aller DEI-Programme

Eben noch Meta, jetzt Amazon: Auch der E-Commerce-Gigant beendet alle Maßnahmen für Inklusion, Gleichberechtigung und Diversität.
Absurditäten aus Rom

Homosexuelle Priester?!

Es geht immer noch etwas absurder: Die katholische Kirche in Italien will jetzt homosexuelle Priester zulassen - aber nur unter strengen Bedingungen.
Diversity-Ende bei Meta

Betonung neuer Richtlinien

Erneut hat Meta jetzt das Ende aller Vielfalt-Programme bei Instagram und Facebook bestätigt und steigt auch aus dem LGBTI*-Ranking aus.
Ärger in Singapur

Anti-Diskriminierung ohne LGBTI*

Menschen sollen im Job besser vor Diskriminierung geschützt werden, so ein neues Gesetz in Singapur. Nur LGBTI*s wurden komplett vergessen.
Todesursache von Liam Payne

Gerichtsmedizin legt Gutachten vor

Nun ist es klar: Der ehemalige One Direction Sänger Liam Payne starb durch den Balkonsturz und nicht an seinem Drogenkonsum. Fünf Anklagen laufen.
Erstes Urteil zu Deadnames

Verfügung gegen Facebook

Erstmals hat ein Gericht bgzl. Deadnames geurteilt: Facebook muss den Deadname eines Hamburger Politikers wegen des Selbstbestimmungsgesetzes löschen.