Erneut Razzien in Moskau Polizei geht mit radikaler Härte gegen mehrere Schwulenclubs vor
Erneut ist die russische Polizei mit aller Härte gegen mehrere Schwulenclubs und Community-Treffpunkte in Moskau vorgegangen – bei mehreren Razzien am Wochenende wurden dabei Dutzende Personen festgenommen.
Razzien im Morgengrauen
Ein Jahr, nachdem Russland die „LGBT-Bewegung“ insgesamt als „extremistische Organisation“ eingestuft hat, geht Russland erneut gegen Homosexuelle im Land vor. Im Club Arma wurden die Gäste gezwungen, sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen, anschließend wurden sowohl der Club wie auch die Besucher selbst durchsucht. Insgesamt drei Stunden dauerte die Razzia vor Orte, Dutzende Menschen wurden verhaftet, Videoaufnahmen online auf X bestätigen die Vorgänge.
Ebenso in den Morgenstunden am vergangenen Samstag kam es zu drei weiteren Razzien, unter anderem beim schwulenfreundlichen Lokal Mono – hier wurden Besucher verhört, in welcher Verbindung sie zur LGBTI*-Community stehen. An junge Männer verteilte die Polizei Einberufungspapiere für den Ukraine-Krieg, auch das eine beliebte Taktik gerade bei jungen schwulen Männern.
Kampf gegen „nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen“
Zu weiteren Durchsuchungen kam es dann in den Schwulentreffpunkten Simach und Inferno – hier beschlagnahmte die Polizei Videokameras, Laptops und Smartphones der anwesenden Menschen. Ebenso im Fokus der Beamten landete zuletzt auch das Reisebüro „Men Travel“, das nach Einschätzung der Polizei Reisen für schwule Männer nach Ägypten organisiert haben soll. Der Besitzer des Reisebüros wurde verhaftet. Der Vorwurf: Er habe „Aktivitäten“ für eine als „extremistisch eingestufte Vereinigung“ organisiert. Wird der 48-jährige Mann verurteilt, drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Das Innenministerium erklärte gegenüber Novaya Gazeta Europe, die Razzien seien durchgeführt worden, um gegen „LGBT-Propaganda“ und „nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen“ vorzugehen und um den rechtlichen Status der einzelnen Treffpunkte zu überprüfen.
Verstärkt Attacken auf Homosexuelle
Ende November letzten Jahres erklärte die russische Regierung die LGBTI*-Bewegung insgesamt als extremistisch – Anfang Januar trat das entsprechende Gesetz offiziell in Kraft. Bereits kurz darauf kam es zu ersten Anklagen, immer wieder kam es auch zu Festnahmen und Prozessen, zuletzt sorgte eine große Razzia im Oktober dieses Jahres ausgerechnet am internationalen Coming-Out-Tag für internationale Schlagzeilen, über 50 Männer wurden dabei in zwei Schwulenclubs verhaftet. Zusammen mit dem verschärften Anti-Homosexuellen-Gesetz wird das Leben für Schwule im Land immer mehr unmöglich.