Zeichen gegen Diskriminierung Bremer Grüne fordern queere Fußgängerampeln
Eine Initiative in Bremen sorgt aktuell bundesweit für Aufmerksamkeit: Die Grünen fordern die Installation von 26 queeren Ampelmotiven für Fußgänger. Mit dieser ungewöhnlichen Aktion soll auf die Anzahl queerfeindlicher Straftaten in Bremen im Jahr 2024 reagiert werden. Das Ziel der Partei ist es, ein sichtbares Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen und ausdrücklich Solidarität mit der queeren Community zu demonstrieren.
Sichtbarkeit als Signal: Ampeln gegen Diskriminierung
Die Idee, Ampelanlagen mit Abbildungen von gleichgeschlechtlichen Paaren zu versehen, verfolgt einen symbolischen Ansatz: Für jede bekannt gewordene queerfeindliche Straftat im Jahr 2024 soll eine entsprechende Ampel umgestaltet werden. „Das darf nicht Alltag werden. Nicht in Bremen. Nicht irgendwo!“, so lautet die zentrale Botschaft von Josephine Assmus, Parteivorsitzende der Bremer Grünen. Die geplante Aktion knüpft nicht nur an aktuelle Ereignisse, sondern auch an die fortwährende gesellschaftliche Debatte um Gleichberechtigung, Respekt und Teilhabe an.
Den Auftakt für die Unterschriftensammlung bildet der Christopher Street Day in Bremen am 23. August. Die gesammelten Stimmen sollen dann der Grünen-Fraktion in der Bürgerschaft zur Weiterverfolgung übergeben werden.
Von Wien nach Bremen: Wie Ampelpärchen zum europäischen Trend wurden
Die Inspiration für die sogenannten „Ampelpärchen“ stammt ursprünglich aus Wien. Dort wurden im Jahr 2015, begleitend zum Eurovision Song Contest, erstmals Ampellichter mit Symbolen von lesbischen und schwulen Paaren eingeführt. Das Projekt stieß auf große internationale Beachtung und entwickelte sich schnell vom befristeten Pilotprojekt zum dauerhaften Element des Wiener Stadtbilds. Seitdem wurde das Konzept in zahlreichen Städten Europas, etwa in Mainz, Hildesheim, München und zuletzt sogar in Australien übernommen.
Laut einer aktuellen Erhebung des Bundesministeriums des Innern ist das Anzeigeverhalten zu queerfeindlichen Straftaten in Deutschland weiterhin steigend. 2023 wurden im gesamten Bundesgebiet über 1.400 Fälle gemeldet, ein besorgniserregender Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen. Vor diesem Hintergrund gewinnen öffentlich sichtbare Zeichen der Solidarität an Bedeutung, nicht zuletzt, weil sie Schutzräume bieten und die gesellschaftliche Haltung zu Vielfalt stärken können.
Stimmen aus Politik und Gesellschaft: Gibt es Kritik?
„Wer Gleichberechtigung ernst nimmt, muss dafür eintreten, dass queere Menschen sichtbar, sicher und selbstbestimmt leben können”, betont Josephine Assmus, Landesvorsitzende der Grünen in Bremen.
Nicht alle gesellschaftlichen Gruppen begrüßen derartige Initiativen uneingeschränkt. Kritische Stimmen argumentieren, es gehe lediglich um Symbolpolitik, die konkrete Verbesserungen im Alltag queerer Menschen nicht ersetzen könne. Manche Kommunalvertreter warnen zudem vor ausufernden Kosten für Anpassungen an bestehende Verkehrssysteme. Befürworterinnen und befürter wiederum sehen die Aktion als wichtigen Schritt, um Solidarität konkret sichtbar zu machen und zur gesellschaftlichen Debatte beizutragen.
Der Deutsche Städtetag hat kürzlich darauf hingewiesen, dass lokale LGBTIQ+-Symbolik das Bewusstsein für Vielfalt stärkt und Konfliktpotenzial durch frühzeitigen Dialog mindern kann. Auch Expertise aus der Sozialforschung bestätigt, dass sichtbare Zeichen wie queere Ampeln helfen können, Vorurteile abzubauen und Minderheiten das Gefühl vermitteln, in der städtischen Öffentlichkeit präsent zu sein.
Sollten die Bremer Grünen mit ihrer Initiative Erfolg haben, könnten die neuen Ampelmotive bereits im Laufe dieses Jahres installiert werden. Damit würde Bremen ein deutliches Zeichen an seine Bewohnerinnen und Bewohnern senden, dass Vielfalt zur städtischen Identität gehört und diskriminierende Übergriffe weder akzeptiert noch ignoriert werden.
Deutschlandweit zeigt sich ein Wachstum an zivilgesellschaftlichen Bewegungen, die ähnliche Projekte anstoßen und regelmäßig mediale Resonanz erzeugen. Kommunikationsexperten betonen, dass solche öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen mittelfristig das Stadtbild und die individuelle Wahrnehmung von Minderheiten grundlegend verändern können.
Die Debatte um die queeren Ampeln verdeutlicht, dass es der Politik längst nicht mehr nur um klassische Infrastrukturmaßnahmen geht. Vielmehr rückt die Frage in den Mittelpunkt, wie Städte und Gemeinden mit Vielfalt umgehen und welches Bild sie von sich selbst entwerfen möchten.