Drogenkonsumräume Erstes bundesweites Fazit zu Einrichtungen für Drogenkonsumenten
Seit Jahren betonen Experten im Bereich Drogenkonsum, dass sogenannte Drogenkonsumräume die Todesfälle unter den Konsumenten stark reduzieren könnten – zuletzt hatte es mit 2.227 Drogentoten im Jahr 2023 einen neuen Höchststand in Deutschland gegeben.
Gerade auch in der schwulen Party- und Chemsex-Community sind dabei vor allem Crack und Kokain besonders beliebt – Anfang des Jahres warnte zuletzt der Drogenbeauftragte der Bundesregierung vor einer massiven Zunahme des Kokain-Konsums, auch und gerade in der sexpositiven Community. Nun zeigt eine umfassende Untersuchung: Geschützte Konsumräume retten Leben und verhindern STI-Neuinfektionen beim Drogenkonsum.
18.500 Konsumenten in einem Jahr
Eine erste positive Bilanz zog dabei bereits im letzten Jahr der Berliner Senat über sein städtisches Drug-Checking-Projekt in Verbindung mit Drogenkonsumräumen. Die erste bundesweite Erhebung von der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft Drogenkonsumräume zeigte nun auf: Im Jahr 2023 kam es zu 52.000 Beratungen, über 650 Drogennotfällen in Drogenkonsumräumen – und keinem einzigen Todesfall. Insgesamt 18.500 Menschen nutzen die Räumlichkeiten im vorletzten Jahr.
Keine Neuinfektionen mit HIV
In den Einrichtungen kam es binnen eines Jahres zu 650.000 Konsumvorgängen, darunter 230.000 Injektionen. Gerade für Letzteres werden dabei sterile Spritzen und Utensilien bereitgestellt, sodass eine Übertragung von HIV oder Hepatitis komplett unterbunden werden kann. Außerhalb der Drogenkonsumräume steigt die Zahl der HIV-Neuinfektionen unter Drogensüchtigen indes seit über einem Jahrzehnt an.
Neben der Sicherheit im Umgang mit der Einnahme von illegalen Substanzen werden den Konsumenten auf Wunsch auch Hilfsangebote bereitgestellt inklusive Folgeschritte wie Therapien, einer Entgiftung oder anderweitigen Behandlungen.
Nutzen für die Allgemeinbevölkerung
Die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht betont überdies, dass Drogenkonsumräume auch für die allgemeine Bevölkerung von Nutzen sind, weil der Konsum nicht in Parks oder Hauseingängen erfolgt und dementsprechend auch die Städte sauberer bleiben, frei von entsorgten Spritzen oder anderweitigen Utensilien. Zudem komme es zu einer Kostenersparnis im Gesundheitsbereich, sowohl mit Blick auf die sinkenden Notfalleinsätze mit Drogenschwerpunkt wie auch durch weniger Behandlungskosten aufgrund von HIV oder Hepatitis bei den Konsumenten.
Derzeit gibt es in acht Bundesländern in Deutschland Drogenkonsumräume, in Schleswig-Holstein und Sachsen sind diese in Planung. Keine Einrichtungen dieser Art gibt es in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie in Bayern – gerade der Freistaat und die CSU-geführte Regierung sind bis heute strikt gegen die Einführung derartiger Angebote.