Der Fall Woelki Betroffenenrat von Missbrauchsopfern erstattet Anzeige gegen den Kölner Kardinal beim Vatikan
Die Situation rund um Kardinal Rainer Maria Woelki aus Köln spitzt sich weiter zu – nach den letzten Negativ-Schlagzeilen rund um verbotene Regenbogenfahnen an einer Schule und der massiven Vertrauenskrise der Bevölkerung sowie den dreisten Behauptungen seitens des Erzbistums über LGBTIQ+ melden sich nun erneut die Opfer des sexuellem Missbrauchs aus Köln zu Wort.
Anzeige nach Kirchenrecht
Im Kern geht es nach wie vor dabei um die Frage, ab wann Woelki von den Missbrauchsvorwürfen wusste und wie er damit umgegangen ist. Das strafrechtliche Verfahren in dem Fall war im Mai dieses Jahres rechtskräftig eingestellt worden, obwohl Woelki nach Angaben des Gerichts einen Meineid geleistet habe – allerdings nicht vorsätzlich, sondern fahrlässig. Nun erstattete der Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz Anzeige nach Kirchenrecht. „Die Betroffenen nehmen das Verhalten des Kölner Kardinals vielfach als verletzend wahr. Letztendlich hoffen wir, dass die Zuständigen in Rom und auch der Papst ein solches Verhalten des Kardinals für unzumutbar halten und intervenieren“, so Sprecherin Katharina Siepmann gegenüber dem WDR.
In der Anzeige erklärte das Gremium, man habe jegliches Vertrauen verloren, dass unter Woelkis Leitung Missbrauchstaten aufgeklärt werden. Für das Erzbistum bedeute Aufarbeitung in der erster Linie Selbstschutz des Kardinals. „Für uns als Betroffene ist das Verhalten des Kardinals nicht nur unerklärlich. Sein offensichtlicher Mangel an Einsicht in eigenes Fehlverhalten und schwere Versäumnisse ist auch schmerzhaft und retraumatisierend“, so die Opfer im Schreiben weiter.
Ein Machtwort des Papstes?
Dabei stützt sich der Betroffenenrat auch auf den Prozess, der unter Zahlung einer Geldauflage von 26.000 Euro eingestellt worden war. Die Staatsanwaltschaft stellte dabei als juristisch gesichert fest, dass Woelki unter Eid „objektiv unwahre Angaben“ zu seinem Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch gemacht hat. „Als Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz erstatten wir daher in aller Form Anzeige gegen Kardinal Woelki und bitten um die Einleitung einer kirchenrechtlichen Voruntersuchung“, so das Gremium weiter.
Der Betroffenenrat hofft nun, dass Papst Leo XIV. ein Machtwort sprechen werde, noch dazu, wo der neue Pontifex kurz nach Beginn seiner Amtszeit bereits erklärt hatte, dass Missbrauch in der Kirche keinen Platz habe und aufgearbeitet werden müsse. Gegenüber der Tagesschau erklärt Thomas Schüller, Professor für Kirchenrecht in Münster, dass die Anzeige durchaus erfolgreich sein könnte. Bereits im Mai dieses Jahres hatte sich auch der schwule katholische Pfarrer Wolfgang F. Rothe aus München in dieser Causa direkt an Papst Leo gewandt und Konsequenzen für Woelki gefordert. Das Erzbistum indes erklärte, die Anschuldigungen wären „offenkundig haltlos“ und seien „sicherlich unabsichtlich mangels besseren Wissens auf einer Reihe falscher Annahmen und Behauptungen“ aufbauend entstanden.