Hass-Kampagne in der Türkei Neuer Schlag gegen die Community seitens Präsident Erdoğan
Zu Beginn dieses Jahres hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan das „Jahr der Familie“ ausgerufen und attackiert seitdem verstärkt die LGBTIQ+-Community und ihre "perversen Ideologien". Die Polizeigewalt hat massiv zugenommen und aktuell arbeitet die Regierung an einem neuen Anti-LGBTIQ+-Gesetz, das für Homosexuelle Haftstrafen von bis zu 16 Jahren vorsieht. Nun erfolgt der nächste Angriff auf die Community: Mit einer perfiden Befragung der türkischen Bevölkerung will die Regierung den Hass auf LGBTIQ+ weiter befeuern.
Heimtückische Volksbefragung
Türken und Türkinnen sind dazu angehalten, an einer landesweiten Umfrage mit Multiple-Choice-Fragen teilzunehmen, die größtenteils so formuliert wurden, dass sie den sozialen Hass und Misstrauen gegen LGBTIQ+-Menschen weiter schüren sollen, herausgegeben von Cimer, dem Kommunikationszentrum des Präsidenten.
Zwei Beispiele: Auf die Frage, welche öffentlichen Maßnahmen zum „Schutz der Familie” erforderlich sind, werden als Antwortmöglichkeiten mehrere Aussagen angeboten, die in der Forderung bündeln: Kampf gegen LGBTIQ+-Personen. Noch deutlicher fallen die Antworten bei der Frage „Was schadet der Institution Familie am meisten?“ aus: Unter den Antworten findet sich „die Globalisierung von Gender-Aktivitäten“ sowie anderenorts die „LGBTIQ+-Bewegung“.
Löschung von queerer Organisation
Parallel zur neuen Befragung hat die Regierung jetzt auch die Homepage und das X-Profil der Organisation Kaos GL gesperrt, der letzte verbliebende LGBTIQ+-Verein in der Türkei. Die meisten Inhalte wurden offenbar zudem gelöscht. Die Direktorin des queeren Verbandes, Yıldız Tar, sowie sechs Journalisten wurden im gleichen Zeitraum verhaftet und im Schnellverfahren wegen angeblicher Pressedelikte verurteilt.
Tar ist inzwischen wieder frei und erklärte zu den jüngsten Vorgängen in der Türkei: „Queere Menschen werden immer mehr zur Zielscheibe! Aber ihr werdet uns nicht mit Zensur auslöschen können!“ Mutig und lautstark ging die Community in diesem Jahr auch beim erneut verbotenen Istanbul Pride Ende Juni auf die Straße und forderte mehr Rechte ein, über 50 Demonstranten wurden von der Polizei festgenommen.