Ein Erzbistum als Lachnummer? Das Kölner Erzbistum versuchte sich als Ally der Community darzustellen – und scheiterte nun grandios
Das Erzbistum Köln stolpert in diesen Tagen von einem Fettnäpfchen ins nächste: Zuerst sorgte ein Regenbogenflaggen-Verbot am christlichen Bildungscampus für Schlagzeilen, dann kam die Nachricht vom massiven Vertrauensverlust in der Gesellschaft gegenüber Kardinal Rainer Maria Woelki. Zuvor machten bereits Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen die Runde. Nun der nächste Paukenschlag: Die Kirchenleitung an der Rheinmetropole brüstete sich in einem Schreiben damit, LGBTIQ+-Jugendliche zu unterstützen. Daraufhin meldete sich heute nun die Kölner Initiative „Qut in Church“ mit deutlicher Kritik zu Wort.
„Behutsame Begleitung“ von queeren Jugendlichen?
Am vergangenen Dienstag hatte das Erzbistum in einem Schreiben behauptet: „Respekt, Akzeptanz und ein offener Dialog sind in den Erzbischöflichen Schulen Ausdruck eines gelebten christlichen Menschenbildes. Die Erzbischöflichen Schulen sind geschützte Räume für Kinder und Jugendliche. Hier werden Jugendliche, die sich hinsichtlich ihrer geschlechtlichen Identität anders verstehen als in ihrer Geburtsurkunde angegeben, behutsam begleitet (…) Zudem gibt es im Erzbistum Köln seit über 20 Jahren eine(n) diözesane(n) Beauftragte(n) für LSBTI*Pastoral, der oder die durch den Erzbischof ernannt wird. Die jeweilige Person ist ansprechbar für alle Anliegen und Belange queerer Menschen.“
Gespräche ohne Ergebnisse
Christian Ansorge von Out in Church erwiderte dazu jetzt: „Der Verweis auf die langjährige LGBTIQ-Pastoral wirkt auf queere Menschen im Bistum wie blanker Hohn. Seit Jahren versuchen queere Mitarbeitende und Engagierte von Out in Church mit den Bistumsverantwortlichen in eine fruchtbare Zusammenarbeit einzutreten – bislang ohne Erfolg. Die wenigen Gespräche, die in den vergangenen Jahren stattfanden, wurden immer von Out In Church initiiert und blieben jedes Mal ohne tatsächliches Ergebnis. Im Vergleich zu den Bemühungen einiger anderer Bistümer im Bereich der Queerpastoral rangiert Köln ganz klar unter den Schlusslichtern. Respekt und Akzeptanz sind für uns nicht erkennbar.“
Unverschämtes Verhalten der Erzdiözese
Kollegin Ramona Kielblock aus dem Vorstand betonte zudem: „In Form einer Audienz ein Gespräch zu gewähren, ist unserer Ansicht nach kein offener Dialog und den Bereich LGBTIQ-Pastoral als wichtiges Arbeitsfeld des Bistums zu benennen, ist geradezu unverschämt. Unsere Anliegen finden kein Gehör und versprochene Rückmeldungen bleiben aus. Wir konnten bislang keinerlei ernsthaftes Interesse an queeren Menschen und ihren Themen seitens des Erzbistums erkennen.“ Eines dürfte nach der jüngsten Aktion sicher sein: Die Beliebtheitswerte von Kölns Oberhirte Woelki dürften damit nicht wirklich ansteigen.