Ermittlung gegen Bürgermeister Gergely Karacsony wird kommende Woche von der Polizei verhört
Ungarn macht ernst – wie bereits angekündigt, wird jetzt tatsächlich gegen den Bürgermeister von Budapest Gergely Karacsony ermittelt. Er hatte den Pride Ende Juni zu einer städtischen Veranstaltung umdefiniert und so erreicht, dass das generelle neue Pride-Verbot im Land umgangen werden konnte. Rund 200.000 Menschen waren daraufhin zum CSD in die Hauptstadt gekommen.
Termin für Polizeiverhör
Anfangs war noch offen, ob die Polizei wie zuvor angekündigt auch gegen die Pride-Teilnehmer vorgehen werde – nach der neuen Rechtsprechung sind Bußgelder von 500 Euro pro Person möglich. Offenbar aufgrund der schieren Größe der Teilnehmerschar erklärten die Behörden nach dem Pride, Strafverfahren gegen CSD-Besucher nicht einzuleiten, sehr wohl aber gegen die Pride-Veranstalter und allen voran gegen Bürgermeister Karacsony.
Dieser wurde nun zu einer ersten Befragung in der kommenden Woche vorgeladen. Auf Facebook erklärte er selbstbewusst: „Ich bin ein Verdächtiger geworden. Wenn das der Preis ist, den wir in diesem Land dafür zahlen müssen, um für unsere eigene Freiheit und die von anderen einzustehen, dann bin ich stolz darauf.“ Ähnlich wie den Organisatoren droht dem Bürgermeister bei einer Verurteilung eine einjährige Haftstrafe.
Weitere Attacken auf die Community
Eine friedliche Einigung in dieser Angelegenheit scheint damit noch mehr in weite Ferne zu rücken. Ungarn-Kenner wie der Menschenrechtsexperte Gordon Cole-Schmidt gehen davon aus, dass Ministerpräsident Victor Orbán aufgrund der kommenden Wahl im Frühjahr 2026 seine Angriffe gegen die LGBTIQ+-Community noch einmal radikalisieren wird: „In die Enge getrieben, wird er versuchen, einen neuen Kampf gegen einen gemeinsamen Feind zu entfachen. Wir können einen bösartigen, wütenden Angriff auf die Rechte von LGBTIQ+ in Ungarn erwarten“, so Cole-Schmidt.