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Pflegetagebuch // © Sladic
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Pflegetagebuch So gibt es mehr Geld

kk - 15.11.2019 - 07:00 Uhr

Mittlerweile werden in Deutschland an die 2,3 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland nur von Angehörigen betreut: Neben dieser emotionalen, psychischer wie physischer Belastung kommen dann oft auch noch Geldsorgen dazu. Im Folgenden findet Ihr nützliche Tipps und hilfreiche Ratschläge, wie man in dieser schwierigen Situation den Alltag und den Kontostand meistert.

Zu oft kommt es leider vor, dass der MDK (Der medizinische Dienst der Krankenversicherung) nicht den Pflege-Bedarf anerkennt, der eigentlich besteht: Darum lohnt es sich hier die richtigen und besseren Argumente in Petto zu haben, um auch die angemessene Unterstützung zu erhalten. Ein gutes Mittel dabei ist es, ein Pflegetagebuch zu führen.

Damit der tatsächlich bestehende Pflegegrad (und die damit verbundenen Pflegegelder) ermittelt werden können, ist solch ein Pflegetagebuch sinnvoll. Zum einen ist das Aufschreiben der alltäglichen Arbeit nicht nur hinsichtlich des MDK nützlich, man selbst bekommt auch vor Augen geführt wie viel man als Angehöriger tagtäglich leistet. Denn oft unterschätzen Angehörige diese Arbeit und überschätzen damit leider auch, wie viel Druck sie ertragen können. Transparenz hinsichtlich dieses Engagements ist also wichtig.

Wie führt man solch ein Pflegetagebuch nun am besten?

  • Die Details:

Am besten man notiert alles, was man macht, auch wenn es scheinbar nur Kleinigkeiten sind, aber auch oder gerade auf diese kommt es auch an. Die Dauer dieser Tätigkeiten sind auch wichtig und all das schreibt man idealerweise über einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen lang auf. Zu den Details gehören zum Beispiel auch die Unterstützung beim Spaziergang, denn auch dies fällt unter „Pflege“.

  • Der Ablauf:

Bei den Eintragungen sollte auch der Ablauf der Arbeiten erfasst werden: Sind die Hilfen bereits Automatismen oder muss ein Vorgang jedes Mal neu erklärt werden? Geht es um unterstützende Tätigkeiten oder vollständige Hilfen wie zum Beispiel das komplette Anziehen des Angehörigen oder die hygienischen Maßnahmen? Kann man diese Hilfen anleiten oder reicht es aus, sie zu beaufsichtigen?

  • Die Pflegeperson:

Wie ist ihre Rolle und ihr Verhalten in der Pflegesituation: Ist sie in der Lage noch mitzuhelfen oder verhält sie sich sogar ablehnend und wehrt sich? Das Tagebuch soll unter anderem dem MDK auch einen authentischen und unverstellten Blick auf die Situation werfen und somit auch den täglichen wie nächtlichen Pflegebedarf klarstellen.

  • Die Einschränkungen:

Essentiell ist es natürlich im Pflegetagebuch alle gesundheitlichen und körperlichen Einschränkungen von Beginn an aufzuschreiben und somit nachvollziehbar zu machen.

  • Die Hilfsmittel:

Hier sollte man nicht nur notieren, welche Hilfsmittel man bereits benutzt, sondern auch welche man noch brauchen würde, damit die Pflege leichter wird.

Im Internet sind inzwischen zahlreiche Vordrucke und Muster für ein Pflegetagebuch zu finden, die das Schreiben erleichtern. Unter den Anbietern sind seriöse Verbände, aber auch viele Ministerien oder Krankenkassen wie das Bundesgesundheitsministerium oder die Seite www.pflegen.de. Hier finden sich nicht nur PDF-Downloads, sondern auch weitere Hinweise zu Inhalt und Aufbau, Ausfülltipps und mehr.

Mit einem solchen Pflegetagebuch kann man erwiesenermaßen erfolgreich seinen Anspruch durchsetzen, aber auch beispielsweise Widerspruch gegen einen festgelegten Pflegegrad einlegen. Und nicht nur in Sachen Finanzrecht ist das Tagebuch eine große Hilfe, es ordnet auch die oft plötzlich eingetretene Stresssituation im Alltag ein und hilft den emotionalen Druck abzufedern, denn man finden einen sachlichen Rahmen zum Sortieren der Gedanken und Gefühle.

Fazit:

Ein gut geführtes Pflegetagebuch richtet sich nach den Kriterien, die auch der MDK als Maßstab für seine Beurteilungen beim vorliegenden Pflegegrad anlegt. Im Prinzip sind das Körperpflege, Ernährung, Mobilität und Hauswirtschaft. Wenn dann der MDK-Besuch ins Haus steht, ist man gut vorbereitet und legt dieses Tagebuch dann vor. Damit hat man ein gutes Argument und zugleich einen Beweis für einen eventuell höheren Aufwand sowie höheren Pflegegrad.

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