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Ein Leben in der Hölle
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Ein Leben in der Hölle „Das Leben eines schwulen Mannes in Afghanistan ist nichts anderes als ein endloser Alptraum!“

ms - 28.03.2025 - 10:00 Uhr

Im August 2021 zogen sich die USA und Deutschland aus Afghanistan zurück und überließen das Land den Taliban. Seitdem hat die Terror-Organisation Frauenrechte massiv beschnitten und eine Hetzjagd auf LGBTIQ+-Menschen gestartet. Die Lage vor Ort hat sich dabei immer weiter dramatisiert. SCHWULISSIMO sprach mit Menschenrechtsaktivist Ali Tawakoli, Gründer der Rainbow Afghanistan Organisation.

Seit der Machtübernahme der Taliban erreichen uns immer wieder Horrormeldungen von Hetzjagden, Folter und Hinrichtungen. Wie sieht es heute wirklich aus?

Die Situation der LGBTIQ+-Gemeinschaft in Afghanistan hat sich in den letzten drei Jahren unter der Herrschaft der Taliban nicht nur verschlechtert, sondern sich zu einer beispiellosen humanitären Krise entwickelt. Was derzeit in Afghanistan geschieht, kann ohne Übertreibung als „Geschlechter-Apartheid“ bezeichnet werden, bei der LGBTIQ+-Personen nicht nur ihrer grundlegenden Menschenrechte beraubt werden, sondern auch der extremsten Formen von Gewalt und Repression ausgesetzt sind. Diese Situation ist so erschreckend und grausam, dass viele dieser Menschen keine andere Wahl haben, als zu fliehen oder den Tod zu akzeptieren. Die LGBTIQ+-Gemeinschaft hat höllische Erfahrung durchlebt, die brutale Hinrichtungen im öffentlichen Raum, Steinigungen und körperliche sowie seelische Folter umfasst. Derzeit befinden sich Hunderte von LGBTIQ+-Personen in den Gefängnissen der Taliban, und es gibt beunruhigende Berichte über das Verschwinden vieler weiterer Personen. 

Ali, du bist selbst aus Afghanistan nach Deutschland geflohen, magst Du uns ein wenig von deinen Erfahrungen berichten? 

Ich hätte nie gedacht, dass die Taliban Afghanistan wieder erobern würden. In Herat bereitete ich mich damals auf die Prüfung vor, um an der Universität zu studieren. Obwohl ich in Afghanistan nicht völlig sicher war, arbeitete ich unter einem Pseudonym in den sozialen Medien und veröffentlichte Informationen über die Rechte von LGBTIQ+-Personen. Diese Aktivitäten zogen die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf mich, darunter auch solche mit extremistischen islamischen Ansichten, und ich wurde mehrfach mit dem Tod bedroht. Als die Taliban dann die Macht übernahmen, ergriff mich Angst und Panik. Kurz darauf erhielt ich viele Nachrichten und erfuhr, dass ich identifiziert worden war. Personen aus der LGBTIQ+-Community wurden festgenommen und unter Folter gaben sie die Namen Anderer preis. Ich war gezwungen, nachts mein Haus zu verlassen und nach Nimrus zu fliehen, um mein Leben zu retten. Ich musste mich illegalen Menschenhändlern anvertrauen und über die Grenze in den Iran fliehen. An der Grenze konnte ich nur mit Mühe mein Leben retten, da die iranische Grenzpolizei auf uns schoss. Im Iran lebte ich dann ständig in Angst und Schrecken. Ich konnte nachts nicht schlafen, weil ich jederzeit von der iranischen Polizei festgenommen und an die Taliban übergeben hätte werden können. Nach mehreren Monaten erhielt ich eine E-Mail vom deutschen Außenministerium, dass mein Asylantrag angenommen wurde, aber für die Ausreise musste ich nach Pakistan gelangen, also kehrte ich nach Afghanistan zurück. Zum Glück wurde mein Visum für Pakistan zeitnah ausgestellt. Kurz vor der Ausreise beim Verlassen des Hotels wurde ich von den Taliban umzingelt. Sie begannen ohne Erklärung, mit Eisenpeitschen auf mich einzuschlagen. Zum Glück konnten sie mich nach einer halben Stunde der Befragung nicht richtig identifizieren und ließen mich schwer verletzt, aber am Leben, gehen. 

Die Bundesregierung hat damals rund 14 Monate lang nichts getan, um den queeren Menschen vor Ort zu helfen, erst dann wurden erste Personen nach Deutschland geholt. Wie haben die Menschen vor Ort das erlebt?

In dieser Zeit war die Lage äußerst kritisch und hoffnungslos, LGBTIQ+-Personen waren direkter Bedrohung ausgesetzt und die Angst vor Verhaftung, Folter oder Hinrichtung prägte ihren Alltag. Mit dem Beginn des Aufnahmeprogramms der Bundesrepublik Deutschland entstand zunächst Hoffnung, doch diese Hoffnungen wurden schnell von der Realität des komplexen und langsamen, bürokratischen Verfahrens eingeholt. Mit jedem Tag, an dem sich dieser Prozess verlängerte, verschlechterte sich die Lage vieler LGBTIQ+-Personen, da sie nicht nur den Glauben auf Rettung verloren, sondern auch die Bedrohung durch die Taliban immer größer wurde. Letztlich war die Zeit mehr geprägt von Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Enttäuschung als von Rettung.

Vieles bleibt oftmals für uns unvorstellbar. Wie sieht heute daher das alltägliche Leben eines schwulen Mannes in Afghanistan aus?

Stell dir vor, in einem Land zu leben, in dem nicht nur die Taliban, sondern auch die Gesellschaft, die Familie und sogar die engsten Freunde dich als Sünder und Verbrecher betrachten. In Afghanistan lebt ein schwuler Mann heute in einem unsichtbaren Gefängnis. Ein schwuler Mann existiert in einer Atmosphäre von Angst und Unterdrückung. Jeder Moment könnte der letzte sein; jeder misstrauische Blick, jedes falsche Wort, jede Bewegung, die sich auch nur ein wenig vom „Gewöhnlichen“ entfernt, könnte er mit seinem Leben bezahlen müssen. Wenn seine Familie noch nichts über seine Identität weiß, muss er die Rolle eines „normalen“ Menschen spielen. Jeder noch so kleine Schritt, die Art zu sprechen, das Tragen von Kleidung – alles muss kontrolliert werden, um keinen Verdacht zu erregen. Das Leben eines schwulen Mannes in Afghanistan ist nichts anderes als ein endloser Alptraum. Er hat keine Freunde und der Kontakt zu anderen schwulen Männern ist unmöglich, denn ein einziger Moment der Unachtsamkeit könnte zu Verrat, Entdeckung und dem Tod führen. Jedes Mal, wenn er das Haus verlässt, weiß er nicht, ob er zurückkehren wird oder nicht. Die Taliban nehmen diese Menschen nicht nur fest, sondern demütigen, foltern und exekutieren sie oft vor den Augen der Öffentlichkeit. Grausame Methoden wie Steinigung, Peitschenhiebe und öffentliches Erhängen werden verwendet, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Der Tod ist jedoch nicht das Ende des Leidens, auch seine Familie wird aufgrund des „sozialen Schamgefühls“ mit schrecklichen Konsequenzen konfrontiert werden. Für einen schwulen Mann in Afghanistan gibt es keine Hoffnung auf die Zukunft. Er hat nicht nur keine Freiheit, sondern auch das Recht zu atmen, wurde ihm genommen. Stell dir vor, du sitzt in einem dunklen Raum und hörst die Schritte bewaffneter Männer auf der Straße. Du weißt nicht, ob es diesmal passiert und du festgenommen wirst. Es ist kein Leben, sondern ein langsamer Tod, der sich jeden Tag und jede Stunde wiederholt.

Einfach furchtbar! Liefern Familien ihre schwulen Söhne oder lesbischen Töchter denn tatsächlich aus?

Die bittere Realität Afghanistans ist, dass die meisten Familien äußerst traditionell, religiös und von extremistischen Ideologien beeinflusst sind. In einer solchen Gesellschaft gilt Homosexualität nicht nur als Tabu, sondern auch als eine „Familienentehrung“, die viele Eltern um jeden Preis auslöschen wollen. In vielen Fällen töten Familien ihr homosexuelles Kind selbst, bevor die Gesellschaft oder die Taliban davon erfahren. Diese Ehrenmorde sind in Afghanistan weit verbreitet und werden oft von engen Verwandten wie dem Vater, Bruder oder sogar der Mutter begangen. Andere Familien werfen ihre Kinder aus dem Haus, um eine „Schande“ zu vermeiden, und überlassen sie schutzlos ihrem Schicksal – in dem Bewusstsein, dass dies einem Todesurteil gleichkommt. Doch die Tragödie endet hier nicht. In zahlreichen Fällen melden Familien ihre Kinder persönlich den Taliban, um ihre „Ehre“ durch die Hände anderer zu „reinigen“. Unter diesen Umständen gibt es nur sehr wenige Familien, die ihr homosexuelles Kind unterstützen. 

NGOs berichteten, dass die Taliban auch die Familien von jenen LGBTIQ+-Menschen bedrohen, die aus dem Land geflohen sind.

Die Taliban nehmen diese Familien systematisch ins Visier – sie bedrohen, verhaften, inhaftieren sie und nehmen sie in einigen Fällen sogar als Geiseln, um die geflohenen Personen zur Rückkehr nach Afghanistan zu zwingen. Diese Bedrohung ist für mich nicht nur eine theoretische Möglichkeit, sondern eine schmerzhafte Realität: Meine Familie lebt versteckt in Afghanistan. Ich habe meine Familie für das Bundesaufnahmeprogramm registriert. Zwei meiner Brüder haben es mit großer Mühe geschafft, nach Deutschland zu kommen, aber die Hälfte meiner Familie ist immer noch vor Ort, weil die deutsche Regierung nichts unternommen hat, um sie zu retten. Es gab keine Unterstützung, keine Bemühungen und nicht einmal die geringste Initiative, um sie zu schützen. Ich habe diese Angelegenheit mehrmals mit dem Auswärtigen Amt, dem Innenministerium und Bundestagsabgeordneten geteilt – doch es gab weder eine Antwort noch irgendwelche Maßnahmen zur Rettung meiner Familie. Es schmerzt mich zutiefst zu sehen, wie die Bundesregierung meine Familie – die Familie eines Menschen, der aktiv gegen die Taliban kämpft – im Stich lässt. Während die Taliban meine Ermordung planen und meine Familie massiv bedroht ist, bleibt die deutsche Regierung untätig. Die Taliban betrachten mich als ihren Feind, da sie wissen, dass ich international die Stimme der afghanischen LGBTIQ+-Gemeinschaft bin. Wenn die Taliban meine Familie festnehmen, werden sie sie nicht nur aus Rache töten, sondern sie auch benutzen, um mich unter Druck zu setzen und zum Schweigen zu bringen. Letztendlich ist die bittere Wahrheit, dass viele Familien afghanischer LGBTIQ+-Personen ernsthaften Bedrohungen und Lebensgefahr ausgesetzt sind – und die deutsche Regierung keinerlei wirksame Maßnahmen ergriffen hat, um diese Verbrechen der Taliban zu verhindern.

Du hast auch mit den Opfern von Folterungen zu tun. Kannst Du uns darüber mehr erzählen? 

Wenn die Taliban schwule Männer festnehmen, werden diese in Gefängnisse gebracht. Diese speziellen Gefängnisse sind oft unterirdisch, ohne sanitäre Einrichtungen, Nahrung und medizinischer Versorgung. In diesen Einrichtungen werden die Menschen auf grausamste Weise körperlicher und psychischer Folter unterzogen. Körperliche Folter umfasst schwere Schläge, den Einsatz von Elektroschocks, das Ziehen von Nägeln, das Peitschen und andere Arten von körperlicher Misshandlung. Elektroschocks werden in der Regel an empfindlichen Körperstellen verabreicht, um starken Schmerz zu verursachen und langfristige Schäden am Körper zu hinterlassen. Das Ziehen von Nägeln ist eine häufige Methode der Folter, die zu schweren und schmerzhaften Verletzungen führt. Darüber hinaus ist sexueller Missbrauch ein wesentlicher Bestandteil der Folter durch die Taliban, insbesondere in Fällen, in denen das Ziel ist, das Opfer zu demütigen und seinen Geist zu brechen. Diese Übergriffe verursachen nicht nur körperliche Schäden, sondern auch tiefgreifende psychische und seelische Verletzungen. Viele derjenigen, die von den Taliban festgenommen werden, erfahren öffentliche Bestrafungen: Hinrichtungen, Steinigungen, lebendig begraben werden und öffentliche Folter werden durchgeführt, um die LGBTIQ+-Gemeinschaft zu erschrecken und Angst unter ihnen zu verbreiten.

Im letzten Jahr erklärten die Taliban, dass „echte Männer“ einen Vollbart tragen müssen und kein nacktes Bein zeigen dürfen. Für uns Europäer ein sehr altertümliches Bild von einem Mann.

Die Taliban sind der Ansicht, dass ein glücklicher Mann zunächst Muslim und Sunnit sein muss. Dieser Muslim muss einen Bart haben und darf diesen nicht schneiden. Ein Muslim, der seinen Bart schneidet, wird von den Taliban als jemand betrachtet, der den Propheten beleidigt und ohne wahre religiöse Identität ist. In diesem Fall haben die Taliban das Recht, diesen Mann mit Schlägen ins Gesicht, Tritten in den Bauch und Schlägen auf den Rücken, Kopf, Arme und Beine zu bestrafen. Auch die Mutter und die Schwester dieses Mannes können bestraft werden. Zusätzlich muss ein Mann vollständig dem Dschihad verpflichtet sein. Ein wahrer Mann, gemäß den Taliban, sollte selten baden, Sport ablehnen, Fleisch essen und niemals Brot mit einer Gabel oder einem Löffel essen. Für die Taliban sind die Hände nicht nur für das Abdrücken des Abzugs und das Töten von Gegnern da, sondern auch, um Brot zu essen.

Die Taliban haben im letzten Jahr die Grenzen immer weiter dicht gemacht. Queere Menschen müssen das Land Richtung Pakistan verlassen, um überhaupt ausgeflogen werden zu können. Ist eine Flucht inzwischen überhaupt noch möglich?

Die Flucht aus Afghanistan ist für LGBTIQ+ Personen zu einer der größten Herausforderungen geworden. Dieser Prozess ist nicht nur komplex und gefährlich, sondern auch mit hohen Kosten von bis zu 3.000 US-Dollar verbunden – für viele LGBTIQ+-Personen unerschwinglich. An den Grenzen überprüfen die Taliban außerdem häufig die Identität von LGBTIQ+-Personen und nehmen sie bei Verdacht fest. Für lesbische Frauen ist die Situation noch schwieriger. Die Taliban haben strenge Vorschriften für die Ausreise von Frauen erlassen, nach denen jede Frau einen "Mahram", einen männlichen Vormund, für die Reise benötigt. Für Frauen, die von ihren Familien entfremdet sind oder ihre Identität verbergen müssen, ist es nahezu unmöglich und extrem gefährlich, einen solchen Mahram zu finden.

Stimmt es, dass die Fälle von Suizid immer weiter zunehmen?

Ja, die Selbstmordrate unter LGBTIQ+-Personen steigt alarmierend an. Viele von ihnen leben aufgrund der zunehmenden Repression und Gewalt der Taliban unter erschreckenden Bedingungen und in ständiger Angst vor Festnahme. Der Mangel an finanzieller Unterstützung und humanitärer Hilfe zur Deckung grundlegender Bedürfnisse wie Nahrung, Medikamente, Kleidung und Miete hat außerdem dazu geführt, dass viele in absoluter Armut und ohne jegliche Hoffnung auf Überleben dahin vegetieren. Darüber hinaus haben das Fehlen legaler Fluchtmöglichkeiten aus Afghanistan sowie erhebliche rechtliche und finanzielle Hürden diese Menschen in eine völlige Sackgasse geführt. All diese Faktoren haben psychische Probleme innerhalb der LGBTIQ+-Gemeinschaft verstärkt und Depressionen sowie Hoffnungslosigkeit auf ein noch nie dagewesenes Niveau angehoben. Viele von ihnen sehen keinen Ausweg mehr und betrachten den Suizid als letzte verbleibende Option.

Wenn es LGBTIQ+-Flüchtlinge nach Deutschland geschafft haben, wie ist die Lebensrealität dann hier für sie in der Bundesrepublik? 

Wenn LGBTIQ+-Geflüchtete nach Deutschland kommen, glauben sie oft, ein sicheres und freies Leben gefunden zu haben. Doch die bittere Realität ist, dass neue Probleme und Herausforderungen auf sie warten. Die erste große Herausforderung ist der unsichere Aufenthaltsstatus. Die Lebensbedingungen in Flüchtlingslagern sind ebenfalls ein ernstes Problem. Viele LGBTIQ+-Geflüchtete werden in Lagern untergebracht, in denen auch Geflüchtete aus ihren Heimatländern wohnen. Diese Menschen, von denen viele weiterhin diskriminierende und intolerante Ansichten gegenüber sexuellen Minderheiten vertreten, können LGBTIQ+-Geflüchtete leicht bedrohen. Das Fehlen von psychologischer und sozialer Unterstützung ist ein weiteres großes Problem. Sprachliche und wirtschaftliche Barrieren sind ebenfalls große Herausforderungen. Institutionelle Diskriminierung stellt überdies ein ernstes Problem dar. Einsamkeit und das Fehlen eines unterstützenden Netzwerks sind ein weiteres gravierendes Problem. Die LGBTIQ+-Geflüchteten, die vor Tod und Gewalt aus ihrem Heimatland nach Deutschland geflüchtet sind, müssen auch hier für ihre Rechte, Identität und Würde kämpfen.

Der Internationale Strafgerichtshof hat 2025 erstmals Haftbefehle gegen hochrangige Vertreter der Taliban wegen „brutaler Unterdrückung von LGBTIQ+-Personen“ beantragt. Kann das helfen?

Die Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofs ist zweifellos ein wichtiger Schritt in Richtung Gerechtigkeit und Menschenrechtsverteidigung. Für queere Menschen könnte diese Entscheidung ein klares Signal der weltweiten Unterstützung und Aufmerksamkeit senden. Es ist jedoch wichtig, die politischen und praktischen Realitäten zu berücksichtigen. Letztlich könnte diese Entscheidung einen Wendepunkt darstellen, aber damit sie wirklich wirksam ist, muss sie von stärkerem politischen Druck, Sanktionen und internationaler Zusammenarbeit begleitet werden. 

Befürchtest Du, dass sich die Lage in den kommenden Jahr noch weiter verschlimmern wird?

Ja! Wir sind täglich Zeugen von Verhaftungen, Folterungen und sogar tödlichen Strafen. Die Taliban intensivieren kontinuierlich ihre Angriffe, besonders für schwule, trans* und lesbische Menschen ist die Situation sehr kritisch. Wenn diese Unterdrückung weiter anhält, werden wir in den kommenden Jahren eine Eskalation der Gewalt erleben. 

Wie blickst Du auf eine neue Regierung in Deutschland? 

Wenn die neue deutsche Regierung unter der Führung von Friedrich Merz beschließt, das Aufnahmeprogramm für Geflüchtete zu beenden, wäre dies nicht nur ein Rückschritt bei den menschenrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands, sondern auch ein schwerer Schlag für die Menschen, deren Leben und Sicherheit in Gefahr sind, insbesondere für LGBTIQ+-Afghanen. Wenn Deutschland, das sich als weltweiter Verteidiger der Menschenrechte versteht, sich weigert, diese Personen aufzunehmen, sendet es die gefährliche Botschaft, dass die Sicherheit und Rechte von LGBTIQ+-Menschen nicht Priorität haben. Dies ist der Moment der Entscheidung: Möchte die neue deutsche Regierung ihren Namen in die Liste der Länder eintragen, die bei einer menschlichen Katastrophe geschwiegen haben? Oder ist sie bereit zu zeigen, dass ihre Verpflichtungen zu Menschenrechten mehr sind als diplomatische Phrasen? Die Entscheidung, die heute getroffen wird, wird nicht nur das Schicksal der Geflüchteten bestimmen, sondern auch die moralische Glaubwürdigkeit Deutschlands für die kommenden Jahrzehnte prägen.

Ali, vielen Dank für das Gespräch.

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