Klischee Shoppen macht glücklich!
Ja, ich weiß. Ich schreibe hier über etwas, das Spaß macht. Und glücklich. Aber ich muss mich jetzt zuerst einmal beschweren. Denn sonst kann ich dieses Thema nicht bearbeiten. Was mich nämlich ärgert, ist ein dämliches Klischee, das man immer und immer wieder hört und liest.
Und dieses Klischee wird besonders von Journalisten und Meinungsforschern in die Welt getragen. Ein Klischee, über das gar nicht nachgedacht wird. Es wird nur immer und immer wieder laut hinausposaunt. Ich glaube, dass die Leute nur das schreiben und veröffentlichen, was sie selber glauben wollen. Und was am einfachsten von der Kollegin abschreibbar ist, denn dann muss kein eigener Gedanke in den Text verschwendet werden.
Ach ja – ich habe ja noch gar nicht erwähnt, welches Klischee mich nervt: Das Klischee lautet: Männer shoppen nicht gerne. Und ich sage: Das ist Unsinn und falsch.
Frauen shoppen in der Regel gerne. Aber auch das ist ein Klischee. Es gibt sicher Ausnahmen. Doch das Klischee scheint zu stimmen, denn wenn man tagsüber durch Geschäfte geht, sieht man zu etwa 90 Prozent nur Frauen. Sicher, viele Männer sitzen im Büro. Aber gibt es so viele Frauen, die sich tagsüber nur damit beschäftigen können, durch Geschäfte zu schlendern? Haben diese Damen keinen Job? Woher kommt das Geld, das dabei über die Ladentheken wandert?
Genug Geld scheint ja da zu sein. Denn man kann beobachten, dass Frauen oft ziemlich ungehemmt zugreifen. Verschwenderisch sozusagen, und zudem oft ohne jeden guten Geschmack – aber das soll jetzt hier nicht Thema sein. Frauen greifen ohne nachzudenken zu den Teilen, die bereits 64 Mal in ihrem Kleiderschrank vorhanden sind. Wer das nicht glauben mag, der schaue nur einmal einige Folgen von Shopping Queen auf VOX. Aber Guido wird dabei happy und die Damen sind glücklich.
Der männliche Ehepartner kann diese Kaufsucht nicht nachvollziehen, sondern schaut eher mal auf das Preisetikett und erstarrt… Zumal er selber beim Shoppen sehr oft nicht glücklich werden kann. Zumindest in den Geschäften, die sich landauf- landab in Deutschland befinden. Shoppen kann für Männer frustrierend sein. Möchte Mann sich mal etwas Neues zum Anziehen kaufen, so gibt es zwar unzählige Läden, die etwas anbieten. Aber Auswahl kann Mann das oft nicht wirklich nennen. Zumal sich die jeweilige Abteilung des Bekleidungsgeschäfts entweder im erweiterten Kellerraum befindet oder es die oberste Etage ist, in der die Luft ohnehin dick und stickig ist.
Nein. In Deutschland shoppen zu gehen ist nur etwas für Frauen. Männer werden in Geschäften nicht gleichberechtigt versorgt. Dass deshalb viele Männer von sich selber behaupten, dass sie nicht gerne shoppen, ist klar…. Miese Auswahl, mickrige Abteilungen in den Geschäften… Da kommt keine Freude auf. Hier die Frage: Was war zuerst da – das Huhn oder das Ei…? Die shoppinguninteressierten Männer oder das schlechte Angebot...?
Aber genug geheult. Es gibt ja Lösungen für das Problem.
Und die machen glücklich!
Zwei fallen mir spontan ein.
Erstens: Ich öffne mir ein Fläschchen Sekt und setze mich bequem vor den Bildschirm meines PCs. Dann schaue ich erst einmal in meine Mail-Box, mit welchen Angeboten mich zalando-lounge.de, amazon-buyvip, outletcity.com und dress-for-less.com gerade wieder zum Einkauf animieren wollen. Zwar ist das, was mich dann dort mal interessiert, gerade schon ausverkauft, aber die Seite zeigt es einem seltsamerweise trotzdem noch. Wahrscheinlich, um mich zu motivieren, doch das ähnliche andere Teil zu bestellen, das dann „nur“ 75 Euro teurer und nicht mal in der von mir gewünschten Farbe verfügbar ist.
Egal. Ich habe jedes Mal wieder Lust, mir diese Mails anzusehen. Es könnte ja doch mal was dabei sein. Und das könnte mich dann glücklich machen. Nun, das Online-Shoppen ist damit aber nicht zu Ende. Im Gegenteil. Es geht jetzt erst richtig los. Ich surfe mit verschiedensten Suchkriterien durch diverse Online-Shops. Das dauert zwar ein bisschen, ist aber schneller und erfolgversprechender als die Suche in den realen Läden der Stadt. Und neben mir steht mein Sektchen und beschwingt mich zusätzlich.
KlickeDiKlick. Plötzlich wandert ein Teil in den Warenkorb…. Aber Halt. Ich hab ja noch nicht die Preise verglichen. Also geht das Ganze zurück. Es wird – profimäßig – preisvergleich.de und wie sie alle heißen aufgerufen. Ha! Da! Dasselbe Teil! Für nur die Hälfte des Preises! Her damit! Was für ein Glück! Wie hätte ich mich geärgert, wenn ich das Teil sofort beim anderen Shop bestellt hätte. Jetzt bin ich glücklich!
Und dann gibt’s ja auch noch das Ausland. Zum Beispiel Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, die Schweiz und auch Großbritannien. Wer dort schon einmal als Mann shoppen war, der weiß, wovon ich rede. Mehr Auswahl, Vielfalt und Stil sowie schicke Geschäfte… Und damit wäre ich bei der zweiten Lösungsmöglichkeit für männlichen Shoppingfrust in Deutschland: Mindestens ein-, zwei-, dreimal im Jahr muss Mann das Land verlassen, um neue Shoppinghorizonte ausfindig zu machen. Nur das füllt den Kleiderschrank mit stylischem und stilvollem Inhalt. Und macht glücklich.
Aber warum macht Shoppen eigentlich glücklich? Natürlich hat sich die Wissenschaft auch schon mit dem Thema befasst. Experten vermuteten, dass die als Glückshormon bekannten Endorphine daran schuld sind. Die Suche nach Dingen, die wir haben möchten, und das darauffolgende Finden und das Besitzen, kurz ausgedrückt der Kaufrausch, reizen unser Gehirn. Endorphine werden ausgeschüttet und dadurch entsteht ein Gefühl der Euphorie. Andere Forschungsergebnisse sagen hingegen, dass die Endorphinausschüttung eher eine untergeordnete Rolle beim Einkaufen spielt. Hm. Nun bin ich schlauer….
Auf jeden Fall ist die Endorphinausschüttung nicht von Dauer. Damit ist dann auch das Gefühl des Glücks wieder schnell verschwunden. Befindet sich das neue Teil im Schrank und wurde es bereits einmal getragen, erscheint es als etwas Gewöhnliches. Das Gefühl der Besonderheit ist fort und der Wunsch nach neuem Glücklichsein treibt dann an, wieder einkaufen bzw. shoppen gehen zu müssen.
Übrigens – noch mal so als Auffrischung des Basiswissens:
Einkaufen und Shoppen ist nicht dasselbe.
- Shopping macht glücklich.
- Einkaufen füllt den Kühlschrank.
- Und ein gefüllter Kühlschrank macht glücklich. So gesehen ist es dann doch wieder dasselbe.