Direkt zum Inhalt
Massive Welle der Gewalt

Massive Welle der Gewalt Queere Verbände geben Argentiniens Regierung Mitschuld an Attacken

ms - 06.08.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Die Zahl der Hassverbrechen gegen die LGBTIQ+-Community steigt seit einigen Jahren in vielen Ländern weltweit an, auch in Deutschland. In Argentinien erschüttern die neusten Daten nun Schwule, Lesben und queere Personen: Binnen eines halben Jahres stiegen Gewalttaten gegenüber LGBTIQ+ um 70 Prozent an.  

17 Menschen sterben 

Die Nationale Beobachtungsstelle für LGBTIQ+-Hassverbrechen verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 102 offiziell gemeldete Angriffe auf queere Menschen – im Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum noch 60 Fälle gewesen. Wie auch in anderen Ländern betonte die Organisation dabei, dass auch in Argentinien rund 90 Prozent der Übergriffe gar nicht erst angezeigt werden. In den meisten Fällen sind schwule Männer und trans* Frauen die Opfer, sie sind in mehr als 87 Prozent aller Attacken involviert. Die meisten Opfer waren zwischen 20 und 29 Jahren alt, gefolgt von Menschen in ihren 40er und 30er Jahren. Zumeist handelt es sich dabei um körperliche Gewalt. 

Besonders dramatisch: 17 homosexuelle und queere Menschen starben dabei – sowohl durch Morde wie auch durch selbstbeigefügte Suizide aufgrund von massiven Anfeindungen und Mobbing. Die Nationale Beobachtungsstelle spricht von einer „besonders brutalen Ausprägung von Hass“. Brennpunkt der Attacken ist Buenos Aires, hier wurden bis Juni dieses Jahres mehr als die Hälfte (61%) aller Angriffe verzeichnet. Zudem erschütternd: In zwei Drittel aller Fälle waren Polizei und anderweitige staatliche Einrichtungen daran beteiligt, sei es durch unterlassene Hilfeleistung, schlichtes Ignorieren der Taten oder sogar Selbstjustiz. „Statt Schutz zu bieten, ist der Staat einer der zentralen Verursacher von Gewalt gegen sexuelle Vielfalt“, so die Beobachtungsstelle weiter, die Observatorio Nacional de Crímenes de Odio LGBT. 

Mitschuld liegt bei der Regierung

Queere Vereine in Argentinien geben Präsident Javier Milei eine Mitschuld an der Situation, der mit seiner homophoben Rhetorik immer wieder Gewalt gegen LGBTIQ+-Menschen direkt wie indirekt legitimiere. Zuletzt erklärte Milei zu Beginn des Jahres, dass Homosexuelle Pädophile seien und die „Gender-Ideologie von LGBTIQ+ schlicht und einfach Kindesmissbrauch“ darstelle. 

María Rachid von der Federación Argentina LGBT (FALGBT) erklärte dazu: „Die Zunahme dieser Verbrechen ist eine direkte Folge der Hassreden aus Regierungskreisen, insbesondere vom Präsidenten selbst.“ Ähnlich bewertet das der ehemalige Präsident der FALGBT, Esteban Paulón: „Wenn Hass aus den höchsten politischen Ebenen kommt, folgen konkrete Gewalttaten. Die Polizei fühlt sich im aktuellen Klima bestärkt – das ist gefährlich, weil sie das Gewaltmonopol hat.“ Immer wieder war es in den letzten Monaten aufgrund dessen auch zu großen Protesten und Demonstrationen in Argentinien gekommen. Als erste Gegenmaßnahme ist für morgen ein Treffen von LGBTIQ+-Aktivisten mit der Polizei, den Behörden sowie dem Innenministerium angedacht. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.