Direkt zum Inhalt
Der Fall Abercrombie
Rubrik

Der Fall Abercrombie Ex-Chef Mike Jeffries will den Bundesprozess wegen Missbrauch und Sexhandel hinauszögern

ms - 16.12.2024 - 14:00 Uhr

Mike Jeffries (80) sorgte in den 2000er Jahren dafür, dass die Mode-Marke Abercrombie & Fitch zum Must-Have der jungen Generation wurde, insbesondere von schwulen Jungs. Daneben soll er zusammen mit seinem Partner Matthew Smith (61) allerdings mindestens einhundert junge Männer ausgenutzt und auch teilweise sexuell misshandelt und zur Prostitution genötigt haben. Im Oktober wurde Jeffries schlussendlich verhaftet – nun scheint er auf Zeit zu spielen und versucht offenbar mit allen Mitteln, den Bundesprozess gegen ihn hinauszuzögern. 

Frage der Verhandlungsfähigkeit 

Laut Informationen von Business Insider hat die US-Staatsanwaltschaft des östlichen Bezirks von New York inzwischen bestätigt, dass Jeffries' Anwälte jetzt den Vorsitzenden Richter gebeten haben, eine anberaumte Anhörung auszusetzen, es müsse vorab geklärt werden, ob ihr Mandant überhaupt verhandlungsfähig sei. US-Prozessbeobachter gehen davon aus, dass die Bundesstaatsanwaltschaft diesen Schritt anfechten wird – nach aktuellem Stand ist es gut möglich, dass sich der Streit über die Verhandlungsfähigkeit von Jeffries über einige Monate hinziehen dürfte. 

Hunderte Opfer seit 1992 

Jeffries und sein Partner Smith sowie der mutmaßliche Mittelsmann James Jacobson aus Florida wurden im Oktober dieses Jahres festgenommen. Zu dritt sollen sie ein internationales Sexhandels- und Prostitutionsgeschäft betrieben haben, wobei sie laut Staatsanwaltschaft Dutzende von Männern zur Teilnahme an „Sex-Events“ gezwungen haben sollen. Immer wieder sollen sie junge Männer auch selbst aktiv zum Sex genötigt und missbraucht haben. 

Die Anklageschrift konzentriert sich auf Vergehen, die zwischen den Jahren 2008 und 2015 stattgefunden haben sollen, laut dem US-Staatsanwaltschaft Breon Peace sei es allerdings sehr wahrscheinlich, dass es bereits seit 1992 immer wieder zu Misshandlungen gekommen ist. Viele der mutmaßlichen Opfer waren junge Männer, die hofften, Abercrombie-Models zu werden. Jeffries selbst bestreitet bis heute alle Vorwürfe. 

Immer wieder Missbrauchs-Vorwürfe 

Der aktuelle Fall war erstmals im letzten Jahr durch eine BBC-Dokumentation richtig ins Rollen gekommen, im September 2024 meldeten sich dann weitere zahlreiche Männer zu Wort und sagten aus, dass sie sexuell missbraucht und misshandelt worden seien. Bereits im letzten Jahr war es daraufhin zu einer ersten Sammelklage vor einem Zivilgericht gekommen. 

Das FBI leitete daraufhin in diesem Jahr eine Untersuchung ein, bevor es nun im Oktober 2024 zur offiziellen Anklage gekommen ist. Vor dieser Zeit war es auch zu  Beginn der 2000er Jahre bereits mehrfach zu Vorwürfen von sexuellem Missbrauch gekommen, diese wurden allerdings allesamt außergerichtlich beigelegt. Nachdem es immer öfter zu ähnlichen Vorwürfen gekommen war, wurde Jeffries schlussendlich aber doch 2014 gefeuert. 

Auch Interessant

Bundestagswahl 2025

Wie wählt die Community?

Was wählt die Community? Welche Themen sind für LGBTI*-Menschen im Februar 2025 wahlentscheidend? Eine Umfrage des LSVD+ will das jetzt ergründen.
Sonderfall im US-Mordprozess

Kein einstimmiges Urteil möglich

Sonderfall in den USA: Die Geschworenen im Prozess über einen ermordeten schwulen Studenten können sich nicht auf ein Urteil einigen...
Obdachlosigkeit unter LGBTI*

Betroffen sind bis zu 72.000 Menschen

Obdachlosigkeit in der LGBTI*-Community bleibt ein großes Problem, bis zu 72.000 Homosexuelle und queere Menschen sind in Deutschland wohnungslos.
Jubiläum in Schottland

10 Jahre Homo-Ehe

Die Homo-Ehe in Schottland ist ein voller Erfolg: Zum zehnjährigen Jubiläum steht fest: Rund 10.000 Homosexuelle heirateten bisher im Land.
Konferenz in Berlin

Kampf für mehr Gleichberechtigung

Im Rahmen der internationalen Equal Rights Coalition derzeit in Berlin fordert der LSVD+ einen deutschen Sonderbeauftragten für LGBTI*-Menschenrechte.
Selbstbestimmungsgesetz

Union will Gesetz abschaffen

Im Entwurf zur Bundestagswahl 2025 haben CDU und CSU festgehalten, dass die Union das Selbstbestimmungsgesetz wieder abschaffen will.
Skurrile Heldenverehrung

US-Gays und ein mutmaßlicher Mörder

Skurrile Heldenverehrung: Die Gay-Community in den USA feiert den 26-jährigen Luigi Mangione, Tatverdächtiger eines Mordes, als schwulen Rebellen.
Schwulenhass in der UN

Extremistische Gruppen als Berater

Kaum zu glauben, aber wahr: Mindestens sechs mächtige Lobbygruppen mit Beraterstatus kämpfen bei den Vereinten Nationen offen gegen Homosexualität.