Direkt zum Inhalt
Selbstbestimmungsgesetz

Selbstbestimmungsgesetz CDU und CSU wollen keinen Geschlechtswechsel ohne Gutachten und Beratung

ms - 16.12.2024 - 09:00 Uhr
Loading audio player...

Am morgigen Dienstag werden CDU und CSU ihr Programm für die Bundestagswahl 2025 verabschieden – auf insgesamt 79 Seiten haben die zwei Parteien dabei ihre Leitlinien vorgestellt. Neben der Abschaffung des Bürgergeldes, Steuerentlastungen oder auch einer Zurückweisung an der Grenze inklusive einer Begrenzung der Migration möchte die Union auch das bis heute umstrittene Selbstbestimmungsgesetz rückabwickeln, wie der Berliner Tagesspiegel berichtet. 

Kein Geschlechtswechsel ohne Gutachten

In dem Entwurf der beiden Schwesterparteien heißt es so, dass man es ablehne, den Geschlechtseintrag oder den Vornamen bei Kindern und Jugendlichen „ohne Gutachten oder Beratung und gerichtliche Entscheidung“ ändern lassen zu können. Gerade in der unbeständigen und schwierigen Lebensphase der Pubertät müsse ausgeschlossen werden, dass „Persönlichkeitszweifeln mit einem leichtfertigen Geschlechtswechsel begegnet wird.“ 

So betont das Parteienbündnis weiter: „Es braucht in jedem Fall unabhängige psychologische Gutachten.“ Das Erziehungsrecht der Eltern dürfe außerdem nicht untergraben werden. Auch operative Eingriffe lehnen die Unionsparteien bis zur Volljährigkeit ab. 

Lob und Kritik

Zustimmung finden die Pläne zur Abschaffung des SBGG bei Frauenschutzverbänden sowie einigen schwul-lesbischen Vereinen, beispielsweise dem Schwulenverband Just Gay. Er spricht auf X von einem „starken Signal“ und hofft, dass die Union das Vorhaben auch mit einem Koalitionspartner umsetzen kann. 

Queere Verbände wie der Trans-Verein dgti erklärten indes, man sei „entsetzt ob der klaren, transfeindlichen Agitation“ und vergleicht die Union-Politik mit republikanischen US-Hardlinern sowie der Politik aus Ungarn und der deutschen AfD. Laut dem Trans-Verband bewege sich die Union „rückwärts auf die AfD“ zu.  

Gendern und Asyl 

Die Union will sich ferner auch für ein Verbot der Gendersprache einsetzen: „Wir setzen uns dafür ein, dass im öffentlichen Raum – an Schulen und Universitäten, im Rundfunk und der Verwaltung – auf die Gendersprache verzichtet wird.“ Die dgti spricht von einem „reaktionären Sprachverbot“. Umfragen der letzten Jahre legten indes nahe, dass rund vier von fünf Menschen in Deutschland das Gendern ablehnen, auch in der jungen Generation Z sowie in der LGBTI*-Community steht eine Mehrheit dem kritisch gegenüber. 

Neue Migrationspolitik

CDU und CSU wollen sich zudem für eine „strikte Begrenzung der Migration“ einsetzen, Menschen ohne Bleibeperspektive sollen an den Grenzen zurückgewiesen werden. Zudem soll die Zahl der sicheren Herkunftsstaaten erweitert werden. Außerdem soll der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte ausgesetzt werden und Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan möglich gemacht werden. Auch die generelle Möglichkeit einer doppelten Staatsbürgerschaft und die vereinfachte und schnellere Einbürgerung der Ampel-Regierung soll rückabgewickelt werden.  

Letzte Woche hat der Verband Queere Vielfalt (LSVD+) in diesen Punkt das Gegenteil gefordert, LGBTI*-Flüchtlinge sollten als „besonders schutzbedürftige Gruppe“ anerkannt und aus den Grenzverfahren herausgenommen werden. Ferner solle die Liste der „sicheren Drittstaaten“ gekürzt werden. 

Der Union ist offenbar durchaus bewusst, dass ein möglicher Koalitionspartner vielleicht nicht alle Aspekte des Entwurfs mittragen wird, CSU-Chef Markus Söder warnte allerdings vor Kompromissen: „Das Programm dient nicht dazu, es nach der Wahl neu zu schreiben", so der bayerische Ministerpräsident.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Donnerknall in den US-Medien

Outing von Fox-New-Kommentator

Erdbeben im konservativen US-Medienzirkus: Der Fox News-Kommentator Robby Soave machte seine Verlobung mit einem schwulen Medizinstudenten öffentlich.
Wohnprojekt in Frankreich

LGBTIQ+-Menschen und HIV-Positive

In Frankreich entsteht das erste Wohnprojekt nur für ältere LGBTIQ+-Menschen und Personen mit HIV - ein Konzept mit Vorbildcharakter.
Reise durch Amerika

LGBTIQ+-Aufklärungskampagne vor Ort

Back to the roots: Die Human Rights Campaign bereits republikanische US-Bundesstaaten, um Vorurteile gegen LGBTIQ+ im persönlichen Gespräch abzubauen.
Haftstrafe für Pornostar

45 Jahre Gefängnis für Ludvig

Der schwule Adult-Star Ludvig wurde in Florida zu 45 Jahren Haft verurteilt, weil er seinen Partner und Pornolabel-Chef William Futral ermordet hat.
Große Trauer in Italien

Schwules Promipaar verunglückt

Das schwule italienische Star-Designerpaar Paglino und Grossi stirbt bei Frontalzusammenstoß auf der Autobahn durch einen 82-jährigen Geisterfahrer.
Statement gegen Hassgewalt

Hamburger Polizei zur Pride Week

Zur aktuellen Pride Week setzt die Hamburger Polizei ein klares Zeichen gegen Hassgewalt - unterstützt von RTL-Star-Choreograf Jorge González.
Bye Bye George

Haftantritt von George Santos

Schwuler Politstar der Republikaner, dann die Verurteilung wegen Betrug, Fälschung, Identitätsdiebstahl. Ab dieser Woche sitzt George Santos in Haft.
Mord aus Habgier

Prozess um Grindr-Date

In Schleswig-Holstein steht ein 21-Jähriger vor Gericht, weil er geplant bei einem Sexdate einen 56-Jährigen mit einem Küchenmesser emordet haben soll
PrEP für alle

England geht neue Wege

Die PrEP ist für „Risikogruppen“ wie sexpositive schwule Männer gedacht - bisher! Großbritannien will die PrEP für alle leichter zugänglich machen.