Direkt zum Inhalt
Obdachlosigkeit in der Community

Obdachlosigkeit unter LGBTI* Wohnungslose LGBTI*-Menschen bleiben ein großes Problem

ms - 16.12.2024 - 15:05 Uhr
Loading audio player...

Bereits im letzten Jahr schlug die queere Organisation ILGA Europe Alarm und zeigte auf, dass die Zahl der obdachlosen Homosexuellen und queeren Menschen in Europa rapide ansteigt. Demnach sind bis zu 40 Prozent der obdachlosen Menschen schwul, lesbisch, bisexuell oder queer. Im Oktober dieses Jahres dann kam eine Studie des Bundesinnenministeriums zu dem Schluss, dass auch die Gewalt gegen Obdachlose immer stärker ansteigt. Die jüngsten Studiendaten aus Berlin lege nun nahe, dass der Sachverhalt deutlich größer ist als bisher angenommen.  

Bis zu 72.000 LGBTI*-Menschen ohne Wohnung 

Das Problem: Genaue Zahlen gibt es nicht, selbst die Gesamtzahl der Obdachlosen in Deutschland wird unterschiedlich je nach Institut eingeschätzt, wobei noch einmal auf der Straße lebend / obdachlos und wohnungslos unterschieden wird. Die seriöse Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsnotfallhilfe BAGW geht von 607.000 wohnungslosen Menschen in Deutschland aus – das wären damit mehr als 72.000 LGBTI*-Wohnungs- und Obdachlose. Bereits vor fast neun Jahren kam die Dalia-Studie auf mindestens 45.000 LGBTI*-Menschen ohne Wohnsitz. 

600 obdachlose Menschen in Berlin

Die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung hat jetzt ihre jüngsten Studiendaten über Obdachlosigkeit in der Regenbogenhauptstadt herausgebracht. In der Stadt gibt es seit November 2022 die erste landesweite Anlaufstelle für LGBTI*-Obdachlose. Beim Projekt QUEERHOME wird Betroffenen bei Wohnungsnotfällen geholfen, daneben gibt es Rat und Tat beim Wohnungserhalt, zur Unterbringung, zu weiterführenden Beratungsmaßnahmen, zur langfristigen Wohnungssuche inklusive alternativer Wohnformen und zu Wohngemeinschaften an. 

Ein Pressesprecher des Vereins betonte dabei: „Wir sprechen von 6.000 bis 10.000 Obdachlosen in dieser Stadt, also Menschen, die wirklich auf der Straße stehen. Dann hätten wir mindestens 600 queere obdachlose Personen. Bei Wohnungslosen, also Menschen, die kein festes Mietverhältnis haben, sind die Zahlen aber noch wesentlich höher. Da sprechen wir von 200.000 Personen. Wir wären dann also bei mindestens 20.000 Queers.“

Diskriminierung und Gewalt

Die Studie bestätigte dabei auch die vielfältigen Probleme, denen sich obdachlose LGBTI*-Menschen stellen müssen – sie erleben oftmals mehrfach Diskriminierung und Ablehnung bei Job- und Wohnungssuche, was den Ausstieg aus der Wohnungslosigkeit immer weiter erschwert. Dazu kommt, dass viele von ihnen in den Notunterkünften erneut von verbalen und gewalttätigen Angriffen sowohl von anderen Bewohnern wie auch dem Personal bedroht sein können. 

Gerade bei jungen Homosexuellen zeichnet sich eine besonders dramatische Lage ab, da sie überdies durch die ständige Scham und das Stigma auch von einem Coming-Out abgehalten werden. „Man kann sich nicht als LGBTI* outen, wenn man Angst um seine persönliche Sicherheit hat, und gleichzeitig kann man sich in der LGBTI*-Community nicht als obdachlos outen, weil man Angst vor Ausgrenzung durch Gleichaltrige hat“, so die ILGA Europe. Rund 38 Prozent der obdachlosen Schwulen und Lesben gaben zudem an, bereits körperliche Gewalt erlebt haben. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Community in Italien verärgert

„Manhattan-Killer“ mit Fan-Post

Dem 26-Jährigen Luigi Mangione droht die Todesstrafe für den tödlichen Angriff auf den Geschäftsführer einer US-Krankenversicherung.
Neuer Ehrentag in Brasilien?

Tag des „Heterosexuellen Stolzes“

In Brasilien wird derzeit über einen neuen Gesetzentwurf debattiert: Ein „Ex-Gay“-Abgeordneter will einen Tag des „Heterosexuellen Stolzes“ einführen.
Ungewissheit beim ESC

Zusage bisher von 33 Ländern

Seit der fixen Zusage, dass Israel beim ESC 2026 dabei ist, entzweit sich der Contest immer weiter. Noch immer ist unklar, wie viele Länder dabei sind
Aktion gegen Einsamkeit

Projekt zur dunklen Winterzeit

Das Bundesjugendministerium hat eine neue Kampagne gegen Einsamkeit gestartet. Besonders betroffen davon sind junge queere Menschen in Deutschland.
US-Präsident verärgert

Politischer Abgang im Mega-Streit

Republikanerin Marjorie Taylor Greene unterstützt eine Petition zur vollständigen Offenlegung der so genannten Epstein-Akten.
LGBTIQ+ auf St. Lucia

Wahlsieg der Labour Party

Im Sommer wurde Homosexualität legal, nun wurde eine Anti-LGBTIQ+-Kampagne bei der Wahl im Karibikstaat St. Lucia abgestraft - die Akzeptanz wächst!
Opfer erst 15 und 19 Jahre alt

Geschlechtsneutrale Gesetzanpassung

Das Urteil ist ein Meilenstein im Schweizer Strafrecht, denn erstmals konnte ein Mann wegen der Vergewaltigung eines anderen Mannes belangt werden.
Hetze von Emine Erdoğan

LGBTIQ+ als "globale Bedrohung"

Die First Lady der Türkei, Emine Erdoğan, hetzte jetzt gegen die Community. LGBTIQ+ sei eine "globale Bedrohung" für die „traditionelle Familie“.
Rückschlag in den Niederlanden

Minderheitenregierung unter Jetten

Werden die Niederlande künftig von einer Minderheitenregierung geführt? Kein guter Start für den neuen schwulen Premierminister in spe, Rob Jetten.