Sonderfall im US-Mordprozess Vermeintlicher Mord an schwulem US-Studenten bleibt vorerst unaufgeklärt
Unerwartetes bisheriges Ende in einem spektakulären Mordprozess in den USA – die zwölf Geschworenen konnten sich nicht auf ein Urteil gegen den Angeklagten Sheldon Timothy Herrington (24) einigen – ihm wird vorgeworfen, seinen schwulen Freund ermordet zu haben. Der junge Student kommt jetzt erst einmal wieder auf freien Fuß, ist aber weiterhin wegen des Verbrechens angeklagt. Ob, wann oder wie die Staatsanwaltschaft eine Wiederaufnahme des Verfahrens anstreben wird, ist derzeit noch offen.
Mord aus Angst vorm Outing?
Der Tatverdächtige Herrington soll mit dem schwulen Student Jimmie 'Jay' Lee (20) ein sexuelles Verhältnis gehabt haben, hatte aber offenbar große Angst davor, als homosexuell geoutet zu werden. Herrington stammt aus einer sehr christlichen Familie. Aus Furcht davor, doch als schwuler Mann aufzufliegen, soll Herrington 2022 nach einem Streit geplant seinen Freund erwürgt haben. Beide jungen Männer waren Studenten an der Universität von Mississippi in Oxford, der sogenannten „Ole Miss“. Im Vorfeld des Prozesses hat ein Richter Lee offiziell für tot erklärt, sein Leichnam wurde bis heute indes nicht gefunden.
Zahlreiche Indizien
Die Indizien gegen Herrington waren dabei erdrückend. Ein Überwachungsvideo hatte festgehalten, wie Herrington von dem Ort wegrannte, am dem Lees Auto in einem Wohnkomplex abgestellt worden war – mutmaßlich von Herrington selbst. Zeugen berichteten, wie der junge Student Schaufel und eine Schubkarre am Tag des Verschwindens von Lee aus dem Haus der Eltern geholt hatte. In einem Walmart hatte der Angeklagte nachweislich zudem ebenso am selben Tag Klebeband, Gummihandschuhe und Müllsäcke eingekauft.
Bei der Befragung hatte Herrington dann widersprüchliche Aussagen getätigt und anfangs behauptet, er habe keine sexuelle Beziehung zu Lee gehabt. Diese Aussage korrigierte er später. Messenger-Nachrichten belegten das Verhältnis der beiden Männer und dass sie sich offensichtlich nach dem letzten Sex im Streit getrennt hatten. Herrington bat Lee daraufhin demnach, sich noch einmal zu treffen und bot ihm dabei gegenseitigen Oralsex an, offenbar ein strittiger Punkt zwischen den beiden Studenten – vorab googelte Herrington dabei, wie viel Zeit es braucht, jemanden zu erwürgen.
Nach neuneinhalbstündigen Beratungen blieben die Geschworenen mit 11:1 Stimmen unentschieden. Richterin Kelly Luther erklärte den Prozess daraufhin als fehlerhaft und damit gescheitert an. In welche Richtung die elf Geschworenen tendierten, äußerte Luther nicht.