Kritik an queeren Verbänden Der erste schwule Präsidentschaftskandidat der US-Geschichte Fred Karger kritisiert scharf queere US-Organisationen
Der heute 74-jährige Fred Karger ging in die US-Geschichte als erster offen schwuler Präsidentschaftskandidat ein und ebnete den Weg für schwule Politiker wie Pete Buttigieg. Nach der Wiederwahl von Donald Trump meldete sich der Pionier nun erneut zu Wort und kritisiert dabei scharf die queere Community und insbesondere ihre Vereine.
Neuer Blick auf Trump
Karger wurde in den 2000er-Jahren landesweit als Schwulenaktivist bekannt, nachdem er gegen die Prop8 gekämpft hatte, Kaliforniens Anti-Ehe-Gesetz für Homosexuelle. 2015 vom Bundesgericht gekippt, wurde es erst jetzt im November 2024 endgültig aufgehoben. 2012 wurde Karger einer der Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, später unterstützte er auch die Demokraten. Der erneute Wahlsieg von Trump überraschte ihn indes nicht.
Der Panik und der Angst dieser Tage, was mit Trump ab 2025 auf die US-Community alles hereinbrechen könnte, mag er aber nicht zustimmen. „Wissen Sie, er war der einzige Präsident, der sein Amt antrat und die Homo-Ehe sofort unterstützte. Das mag schwer zu glauben sein, aber er war 2017 ein Befürworter. In New York hat er viele schwule Freunde. Einige ihm nahestehende Personen haben mir erzählt, dass er während der Aids-Krise sehr betroffen war, weil er viele schwule Freunde in dieser Zeit verloren hat.“
Mit Blick auf seine erste Amtszeit betonte Karger außerdem: „Seine Ernennungen in seiner ersten Amtszeit waren ziemlich gut, was L-G-B-Q anbelangt. Aber ja, er ist sehr unberechenbar, dies wird eine völlig andere Präsidentschaft werden, da er das Sagen hat und nicht wirklich auf viele andere Stimmen im Raum hört, so meine Vermutung. Er kennt sich aus, er weiß, wie man Leute in die Verwaltung bringt, er kennt die führenden Politiker der Welt und weiß, wie man mit ihnen umgeht (…) Ich denke, er wird sich auf seinen Instinkt verlassen, der ihm gute Dienste geleistet hat. Man kann das Wahlergebnis nicht leugnen.“
Amateurhaftes Verhalten queerer Vereine
Die queeren Vereine in den USA sieht der 74-jährige Politikprofi inzwischen besonders kritisch: „Eines der Dinge, über die ich mich sehr aufgeregt habe, ist, dass es nationale LGBTI*-Organisationen gibt, die einfach so parteiisch sind. Und die Führung dort, das sind reine Amateure. Wir haben jetzt eine Situation, über die viele von uns schon seit Jahren sprechen. Die Republikaner habe alle drei Gewalten inne, den Obersten Gerichtshof, beide Häuser des Kongresses und die Präsidentschaft. Und wo sind jetzt unsere LGBTI*-Führer, diese brillanten Führer, die wir eingesetzt haben? Sie sind so parteiisch und haben sich selbst zu einem so großen Feind der Republikaner gemacht. Reine Amateure eben!“ Explizit übt Karger dabei Kritik an der Human Rights Campain und GLAAD, zwei der größten queeren US-Verbände mit zweistelligen Jahresbudgets. Das Verhalten jener Vereine könne nun der ganzen LGBTI*-Community wirklich schaden.
„Wir brauchen andere Leute“
„Einer der Gründe, warum ich als Republikaner für das Amt des Präsidenten kandidiert habe, war, dass all die Gruppen, mit denen ich mich getroffen habe, und all die Einzelpersonen, mit denen ich auf der Bühne stand, auch die schrecklichen Leute, die ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe unterstützten, plötzlich auf einen schwulen Republikaner mit guten Referenzen getroffen sind und der war nett zu ihnen. Wir müssen also im Raum sein. Und genau das haben viele von uns auch längst erkannt. Ich denke, dass die LGBTI*-Community ihre Vereine säubern und Leute einstellen muss, die in ihren Worten und Taten nicht zu 100 Prozent parteiisch sind, denn wir brauchen jetzt andere Leute, um Beziehungen zu schaffen.“ Kritisch betrachtet er dabei auch, dass die HRC-Geschäftsführerin Kelley Robinson sich nicht mit dem Chef der Log Cabin Republicans treffen wollte, der Vereinigung der schwulen Republikaner.