Essstörungen in der Community 80 Prozent aller Fälle betreffen junge Menschen, besonders LGBTIQ+
Essstörungen waren in Deutschland im Jahr 2023 ein besonderes Problem der jungen Generation, wie das Bundesamt für Statistik jetzt mitteilte: Rund 80 Prozent aller Patienten mit einer solchen Diagnose gehören der jungen Generation an, die sich zu 22 Prozent als LGBTIQ+ definiert. Damit ist das Krankheitsbild nach wie vor auch ein besonderes Problem für die queere Community.
Junge Menschen zumeist betroffen
Im Detail: Mehr als die Hälfte (52,8%) der Patientinnen und Patienten mit einer solchen Diagnose waren jünger als 18 Jahre, ein weiteres Viertel (28,1%) in der Altersspanne von 18 bis 29 Jahren. Rund drei Viertel der Behandlungsfälle (76%) betrafen die Magersucht (Anorexia Nervosa), danach folgte die Ess-Brechsucht / Bulimie mit 11,1 Prozent. Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie forderten als Reaktion darauf heute strengere Regeln seitens der Politik für die Nutzung von Online-Netzwerken für Jugendliche, die eine dünne Figur feiern.
Besonders dramatisch: Im Jahr 2023 starben in Deutschland 78 Menschen aufgrund von Essstörungen. „Die Zahl der Todesfälle unterliegt im langfristigen Vergleich hohen jährlichen Schwankungen. Der Höchstwert der vergangenen 20 Jahre lag im Jahr 2008, als 100 Menschen an den Folgen von Essstörungen gestorben sind. Der niedrigste Wert war 2004 mit 36 Todesfällen“, so das Bundesamt für Statistik.
Besonderheiten bei Essstörungen
Mit Blick auf die Datenlage gibt es dabei mehrere Besonderheiten bei diesem Krankheitsbild: Patienten, die aufgrund einer Essstörung behandelt werden, sind deutlich länger im Krankenhaus als der Durchschnitt, konkret gut 53 Tage. Zum Vergleich: Ein stationärer Krankenhausaufenthalt dauerte im Jahr 2023 durchschnittlich nur gut sieben Tage.
Die zweite Besonderheit betrifft das Geschlecht: Die Zahl der Männer die aufgrund von Essstörungen in einer Klinik waren, hat sich binnen von zwanzig Jahren auf zuletzt 820 Personen halbiert. Experten gehen davon aus, dass das Thema unter Männern noch immer ein Tabu ist und Krankheitsbilder wie Bulimie oder Magersucht klischeehaft eher jungen Frauen zugeordnet sind. So sind es in der Tat dann auch zu über 93 Prozent Frauen, die sich im Krankenhaus nach einer Diagnose behandeln lassen. Besonders bedenklich: Die Zahl der Behandlungen von 10- bis 17-Jährigen Mädchen hat sich innerhalb von zwanzig Jahren auf rund 6.000 Fälle verdoppelt. Insgesamt wurden 12.100 Menschen im Jahr 2023 wegen einer Essstörung im Krankenhaus behandelt.
Starke Ausprägung in der Community
Wie viel Menschen insgesamt in Deutschland unter Essstörungen leiden, kann nicht genau beziffert werden, da viele Fälle nicht offiziell erfasst sind. Laut einer Hochrechnung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) litten im Jahr 2023 bundesweit fast 460.000 Menschen unter einer ärztlich diagnostizierten Essstörung, wobei unter der jungen Generation Z ein Anstieg von rund 50 Prozent innerhalb von knapp vier Jahren verzeichnet wurde. Eine US-Studie kam überdies zu dem Ergebnis, dass Homosexuelle sowie queere Menschen doppelt so häufig von einer Essstörung betroffen sind als Heterosexuelle. In diesem Jahr machten innerhalb der Community die Essstörungen von Popsänger Olly Alexander und Ex-Olympionike Tom Daley Schlagzeilen.