Krise bei US-Studenten Jeder dritte LGBTI*-Student kämpft in den USA mit schweren Depressionen
„Die psychische Gesundheit von Menschen, die einer sexuellen und geschlechtlichen Minderheit angehören, befindet sich in einer anhaltenden Krise. Diese setzt sich inmitten steigender Depressions- und Selbstmordraten auf Bevölkerungsebene fort, insbesondere bei Studenten an Hochschulen.“ Zu diesem alarmierenden Fazit kommt eine neue US-Studie des New York State Psychiatric Institutes.
Jeder Dritte leidet an Depressionen
Analysiert wurden dabei die Daten der „Healthy Minds Study“, an der innerhalb von rund fünf Jahren fast 484.000 Studenten im Alter von 18 bis 35 Jahren teilgenommen haben. 18 Prozent der Befragten definieren sich selbst als LGBTI* - ein Anstieg um das sechsfache innerhalb von 15 Jahren. Der Großteil der Studenten ist dabei bisexuell (53%) beziehungsweise homosexuell (29%).
Die Studie zeigt ähnlich wie auch in Europa auf, dass Depressionen ein nach wie vor großes Problem in der Community sind: Fast 27 Prozent der LGBTI*-Studenten berichteten von schweren Depressionen, bei den heterosexuellen Kommilitonen waren es gerade einmal knapp 8,5 Prozent.
Diskriminierung und wenig familiärer Rückhalt
„Die Depressions- und Selbstmordraten sind in einer Vielzahl von Studien unter LGBTI*-Jugendlichen und -Erwachsenen zwei bis fünfmal Mal höher als bei gleichgeschlechtlichen, heterosexuellen Personen (…) Unverhältnismäßige Diskriminierung und mangelnde Zugehörigkeit zur Schule erklärten teilweise die Unterschiede bei Depressionen. LGBTI*-Schüler nahmen doppelt so häufig eine Therapie in Anspruch, suchten aber nur halb so häufig Hilfe in der Familie. Schlussfolgerungen: Akademische Einrichtungen müssen konkrete Maßnahmen ergreifen, um Barrieren für die psychische Gesundheitsversorgung abzubauen, Diskriminierung zu bekämpfen und die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft und die zwischenmenschliche Unterstützung für LGBTI*-Studenten zu stärken“, so Forschungsleiter David Pagliaccioa.
Die Zeit drängt dabei, denn die Studie zeigt zudem klar auf, dass die psychischen Probleme unter US-Studenten in den letzten Jahren besonders stark zugenommen haben. Gerade jüngere Studenten neigen demnach dazu, ihre psychischen Probleme über einen längeren Zeitraum mit sich herumzuschleppen, darüber hinaus erhalten nur sehr wenige Studenten die psychische Versorgung, die sie so dringend benötigen.
Hass „erschreckend weit verbreitet“
Auch wenn sich in den USA immer mehr Menschen als LGBTI* definieren und hierdurch auch die Akzeptanz zugenommen hat, ist es laut Pagliaccioa in jüngster Zeit durch die politische Polarisierung im Land zu einem Rückschritt gekommen. „Darüber hinaus sind offene Diskriminierung, Hassverbrechen und Viktimisierung von LGBTI*-Personen nach wie vor erschreckend weit verbreitet und tragen nach wie vor wesentlich zu schlechten psychischen Gesundheitsergebnissen bei“, so der Experte abschließend.
Hier gibt es Hilfe
Die Berichterstattung über Suizid ist ein überaus sensibles Thema. Wir möchten es in KEINSTER Weise glorifizieren oder romantisieren. Viele Menschen, die durch Suizid sterben, leiden an einer psychischen Erkrankung. Wenn es dir nicht gut geht oder du daran denkst, dir das Leben zu nehmen, versuche mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen du dich melden kannst. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.
Mit Beratung steht dir auch der Coming Out Day Verein via Messenger oder E-Mail unter www.coming-out-day.de zur Seite. Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen findest du unter: www.telefonseelsorge.de