Müller will härteren Kurs Kardinal fordert schärferen Kurs der Kirche gegenüber Homosexualität
Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller spricht sich für eine strengere Haltung der katholischen Kirche gegenüber Homosexualität aus. Seine Äußerungen stoßen innerkirchlich national und international auf breite Kritik.
Rückkehr zu einer strengeren Auslegung
Kardinal Gerhard Ludwig Müller, ehemaliger Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, hat sich erneut kritisch zur Haltung der katholischen Kirche gegenüber Homosexualität geäußert. In Interviews und öffentlichen Stellungnahmen fordert er eine Rückkehr zu einer strengeren Auslegung der kirchlichen Lehre und warnt vor einer "Relativierung" durch aktuelle Reformbestrebungen.
Dokument legitimiert eine "sakrilegische Tat"
Die Diskussion um den Umgang der katholischen Kirche mit homosexuellen Gläubigen hat in den letzten Jahren an Intensität gewonnen. Im Dezember 2023 veröffentlichte das Glaubensdikasterium unter Kardinal Victor Fernández das Dokument "Fiducia supplicans", das unter bestimmten Bedingungen die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt. Papst Franziskus unterstützte diese Öffnung, betonte jedoch, dass es sich nicht um eine Gleichstellung mit dem Ehesakrament handele.
Kardinal Müller kritisierte das Dokument scharf und bezeichnete die Segnung homosexueller Paare als "Gotteslästerung". Er argumentierte, dass solche Segnungen der göttlichen Ordnung widersprächen, die auf der "sexuellen Verschiedenheit von Mann und Frau" basiere. Zudem warf er dem Vatikan vor, mit dem Dokument eine "sakrilegische Tat" zu legitimieren
In einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Repubblica" äußerte Müller: "Die katholische Ehelehre darf nicht relativiert werden." Er forderte, dass ein neuer Papst den Umgang der Kirche mit Homosexualität klarstellen müsse.
Bereits zuvor hatte Müller die "LGBT-Ideologie" als "atheistisch" bezeichnet und behauptet, sie habe es geschafft, "aus einer verfolgten eine verfolgende Minderheit zu machen".
Reaktionen
Müllers Äußerungen stoßen innerhalb der Kirche auf Kritik. Viele Theologen und Geistliche sehen in seinen Aussagen eine Rückkehr zu einer ausgrenzenden Haltung gegenüber homosexuellen Gläubigen. Der Moraltheologe Daniel Bogner betonte, dass Papst Franziskus mit "Fiducia supplicans" einen wichtigen Schritt in Richtung Inklusion gemacht habe.
Auch international gibt es unterschiedliche Reaktionen. Während in einigen afrikanischen Ländern die Segnung homosexueller Paare abgelehnt wird, begrüßen viele europäische Bischöfe die Öffnung des Vatikans. In Deutschland etwa haben mehrere Diözesen bereits entsprechende Segnungen durchgeführt.
Kirche steht vor der Herausforderung
Die Debatte um den Umgang der katholischen Kirche mit Homosexualität dürfte weiter anhalten. Mit dem Tod von Papst Franziskus steht die Wahl eines neuen Kirchenoberhaupts bevor. Kardinal Müller gilt als Vertreter des konservativen Flügels und wird von einigen als möglicher Kandidat für das Papstamt gehandelt. Ob und wie sich die Haltung der Kirche unter einem neuen Papst ändern wird, bleibt abzuwarten.
Fest steht: Die Kirche steht vor der Herausforderung, ihre Lehre mit den gesellschaftlichen Entwicklungen und dem Bedürfnis nach Inklusion in Einklang zu bringen. Die Äußerungen von Kardinal Müller zeigen, wie tief die Gräben innerhalb der Kirche in dieser Frage weiterhin sind.