Direkt zum Inhalt
Jens Spahn vor historischem Schritt: Erster offen schwuler Fraktionschef der Union? © photothek

Was sein Kurs für LGBTIQ+ bedeutet Jens Spahn - Offen schwul, konservativ und bald Unionsfraktionschef?

tb - 29.04.2025 - 13:18 Uhr
Loading audio player...

Jens Spahn, CDU-Politiker und ehemaliger Bundesgesundheitsminister, steht kurz davor, neuer Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu werden. Damit würde er nicht nur eine zentrale Rolle in der Union übernehmen, sondern auch als einer der ranghöchsten offen homosexuellen Politiker Deutschlands ein Zeichen setzen. Seine Personalie wirft jedoch Fragen auf – insbesondere im Spannungsfeld zwischen seiner sexuellen Identität und seiner konservativen Haltung zu LGBTIQ+-Themen.​

 

Karriere und Coming-out

Spahn wurde 1980 im westfälischen Ahaus geboren und ist seit 2002 Mitglied des Bundestages. Von 2018 bis 2021 war er Bundesminister für Gesundheit. Sein Coming-out erfolgte 2012 in einem Interview mit dem „Spiegel“. Seit 2017 ist er mit dem Journalisten Daniel Funke verheiratet. Spahn betonte stets, dass er sich nicht über seine Homosexualität definieren wolle: „Ich mache keine schwule Klientelpolitik, sondern will als Gesundheitsexperte die Probleme unserer Zeit lösen.“, sagte er während seiner Amtszeit als Gesundheitsminister.

 

Kritik an queerer Politik

Trotz seiner offenen Homosexualität äußerte Spahn wiederholt Kritik an queeren politischen Initiativen. Besonders das geplante Selbstbestimmungsgesetz der Ampel-Koalition, das es trans* Personen erleichtern soll, ihren Geschlechtseintrag zu ändern, lehnt er ab. In einem Interview sagte er: „Ich bin nicht queer, ich bin schwul.“ Er warnte davor, dass aus der Idee der Gleichberechtigung eine Ideologie werde, die traditionelle Lebensentwürfe herabsetze. ​ 

Diese Haltung stößt in der LGBTIQ+-Community auf Kritik. Der LSVD+ – Verband Queere Vielfalt warf Spahn vor, die Themen Homo- und Transphobie zu instrumentalisieren und Ängste vor Flüchtlingen oder muslimischen Menschen zu schüren. ​

 

Aussagen sorgen für Diskussionen

Spahn selbst sieht sich als Vertreter eines konservativen Verständnisses von Gesellschaft. Er betont die Bedeutung von Tradition und Leistung und kritisiert eine seiner Meinung nach elitäre, großstädtisch geprägte Politik. „Millionen Menschen bekommen von einer großstädtisch geprägten Elite vermittelt, dass sie falsch leben.“ , so Spahn.

Diese Aussagen sorgen für Diskussionen. Während einige seine Position als notwendiges Gegengewicht zu einer als übergriffig empfundenen Identitätspolitik sehen, werfen ihm andere vor, transfeindliche Narrative zu bedienen. Die Organisation CSD Deutschland kritisierte, dass Spahn damit eine Trennung zwischen „normalen“ und queeren Menschen zementiere. ​

 

Brückenbauer oder Spalter

Sollte Spahn zum Fraktionsvorsitzenden gewählt werden, würde er eine Schlüsselrolle in der Union übernehmen. Seine Haltung zu LGBTIQ+-Themen könnte dabei sowohl innerparteilich als auch gesellschaftlich für Spannungen sorgen. Es bleibt abzuwarten, wie er diese Position nutzen wird, als Brückenbauer zwischen konservativen und queeren Positionen oder als Vertreter eines traditionellen Werteverständnisses.​

Für die LGBTIQ+-Community stellt sich die Frage, ob Spahns Aufstieg zu mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz führt oder ob seine konservative Haltung den Fortschritt in der Gleichstellungspolitik bremst. Die kommenden Monate werden zeigen, welchen Kurs Spahn einschlagen wird.

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Suizid in Frankreich

Homophober Hass an Grundschule

Zu Beginn des neuen Schuljahres hat eine Grundschullehrerin in Frankreich Suizid begangen. Jahrelang wurde die lesbische Frau gemobbt und angefeindet.
Verbietet Trump die Flagge?

Queere Symbole bedroht

In den USA sorgt der Mord am ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk für eine neue Welle politischer Spannungen gegen LGBTIQ+.
Zunahme von Diskriminierungen

Intergeschlechtliche erleben Gewalt

Immer mehr intergeschlechtliche Menschen in Europa sind laut aktuellen Erhebungen verstärkt Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt.
Angriffe in Cruising-Hotspots

Attacken in Berlin nehmen zu

Die Angriffe auf Schwule in Berliner Cruising-Hotspots haben zuletzt stark zugenommen. Die Polizei will nun mit verstärkter Präsenz gegensteuern.
Die Akzeptanz sinkt

Alarmierende Studie aus Deutschland

Die Akzeptanz gegenüber LGBTIQ+ sinkt in Deutschland weiter ab, offenbart nun eine neue Studie. Die Spaltung in der Gesellschaft nimmt indes zu.
Robert Redford ist tot

Unterstützer der Community

Robert Redford starb im Alter von 89 Jahren. Nebst seiner Weltkarriere im Film engagierte sich der US-Amerikaner auch zeitlebens für die Community.
Streitfall CSD Köthen

Eskalation zwischen CSD und Stadt

Zwei Monate liegt der CSD Köthen zurück, der Streit zwischen Stadt und CSD-Team geht indes weiter. Nun wurden die ersten Anzeigen erstattet.
Ende der Hass-Gesetze

Mögliche Wende in Guyana?

Entscheidung mit großer Signalwirkung: Im südamerikanischen Staat Guyana soll zeitnah das Verbot von schwulem Sex gestrichen werden.
Sorge in Tschechien

Rechtsruck bei Neuwahlen?

Im Oktober wird in Tschechien ein neues Parlament gewählt. Queere Vereine befürchten einen Rechtsruck und fordern die Community zu Geschlossenheit auf