Späte Versöhnung Australien erkennt Fehler der Vergangenheit an: 30 Jahre lang wurden Schwule inhaftiert und Experimenten unterzogen
Das Cooma Correctional Centre, kurz Cooma Gaol, ist heute ein Gefängnis für männliche Jugendliche im australischen New South Wales. Die Geschichte der Einrichtung ist indes deutlich düsterer: Zwischen 1957 und 1984 war das Cooma Gaol das erste und einzige Gefängnis der Welt speziell für schwule Männer. Lange Zeit wurde ein Geheimnis um die unrühmliche Vergangenheit gemacht, erst 2022 wurde die Sachlage erstmals publik. Jetzt wurde das Gebäude in das Kulturerbe-Register des Bundesstaates aufgenommen. Eine späte Versöhnung mit einer dunklen Vergangenheit.
Dunkle und grausame Vergangenheit
Im Jahr 1873 wurde das Gefängnis erstmalig in Betrieb genommen, über die homophobe, rund dreißigjährige Geschichte der Einrichtung wusste indes lange Zeit niemand etwas, nicht einmal die Einwohner der Kleinstadt rund 115 Kilometer südlich der Hauptstadt Canberra. Schwule Männer wurden dort aufgrund „homosexueller Straftaten“ inhaftiert und regelmäßig wurden auch menschenunwürdige und grausame Experimente an ihnen vorgenommen. Im Jahr 1984 wurde Homosexualität in New South Wales dann endlich legalisiert und das Gefängnis anschließend für neue Häftlinge umgestaltet.
Entschuldigung der Regierung
Im Juni 2024 entschuldigte sich die Regierung des Bundesstaates formell und offiziell bei denjenigen, die aufgrund ihrer Homosexualität verurteilt und inhaftiert worden waren. Der Minister für Strafvollzug, Anoulack Chanthivong, betonte: „Indem wir die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit anerkennen, denen homosexuelle Menschen im Cooma Gaol ausgesetzt waren, machen wir einen wichtigen Schritt zur Heilung der Vergangenheit.“
Mit einem Theaterstück soll die Geschichte der Anlage nun einer breiteren Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. Regisseur und Autor Mark Salvestro betonte die Wichtigkeit des Vorhabens, denn Homophobie gäbe es in Australien und auch in Cooma bis heute, erst letztes Jahr wurden Pride-Flaggen im Park der Stadt mit rund 6.400 Einwohnern mutwillig zerstört. „Natürlich gibt es immer noch überall Homophobie, sie ist nur nicht mehr so präsent wie früher“, so Salvestro.