Direkt zum Inhalt
Risse in Europa

Risse in Europa Immer mehr Länder in der EU fahren einen neuen homophoben Kurs – der Ursprung kommt aus Russland, warnt die LGBTI*-Organisation Forbidden Colours

ms - 12.09.2024 - 12:00 Uhr
Loading audio player...

Mit großer Sorge blickt die internationale LGBTI*-Organisation Forbidden Colours auf die jüngsten Entwicklungen in Europa, im Speziellen auf die Lage in Georgien und der Slowakei. 

Polarisierung und Spaltung

In Georgien wurde erst vor wenigen Tagen in zweiter Lesung ein Gesetz verabschiedet, das deckungsgleich wie in Russland alle Themen rund um Homosexualität und weitere queere Aspekte in Schulen, Medien und der Öffentlichkeit komplett verbietet, auch CSDs fallen unter das Verbot. Die Homo-Ehe wird in der Verfassung als illegal festgeschrieben, gleiches gilt bei der Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare. Georgien fürchtet dabei, dass anderenfalls durch die „LGBT-Propaganda“ die „Identität des Landes“ ausgelöscht werden würde.

Rémy Bonny, Direktor von Forbidden Colours, erklärte dazu jetzt: „Das Gesetz soll in den kommenden Wochen fertiggestellt werden und spiegelt den Einfluss Russlands und seine geopolitische Strategie wider, demokratische Institutionen zu destabilisieren, indem es schwache Gemeinschaften ins Visier nimmt. Ähnlich wie in der Slowakei ist die georgische Gesellschaft in Bezug auf LGBTI*-Themen gespalten und polarisiert, was den Weg des Landes zur EU-Integration untergräbt.“ 

Im Fokus: „Nicht-traditionelle“ Beziehungen

In der Slowakei wird seit geraumer Zeit verstärkt ein homophober Kurs gefahren, die rechtspopulistische Regierung erklärte in diesem Jahr, man lehne die „zunehmende Normalisierung von sexuellen Minderheiten“ ab. Das Kulturministerium will sich so künftig verstärkt darauf konzentrieren, eine „Rückkehr zur Normalität“ voranzutreiben. LGBTI*-Organisationen sowie auch Pride-Demonstrationen werden inzwischen zensiert, weitere Rechte für queere Menschen wurden bereits gestrichen, nun sollen neue Gesetze zum „Schutz der Kinder“ erfolgen.  

Bonny dazu: „Die Slowakei ist der jüngste EU-Mitgliedstaat, in dem rechtsnationale Kräfte darauf drängen, die ´Förderung´ von ´nichttraditionellen sexuellen Orientierungen´ in Schulen zu verbieten, und dies als Schutz der Kinder darstellen. Dieser Gesetzentwurf, der an die Gesetze in Ungarn und Bulgarien erinnert, zielt darauf ab, jegliche Darstellung von LGBTI*-Personen an Orten zu unterdrücken, an denen Minderjährige dem ausgesetzt sein könnten. Sollte das Gesetz verabschiedet werden, würde sich die Slowakei in die wachsende Liste der mittel- und osteuropäischen Länder einreihen, die die bürgerlichen Freiheiten von LGBTI*-Menschen aushöhlen.“

Kriegserklärung an die Community 

Zusammenfassend hält der Direktor der LGBTI*-Organisation dabei fest: „Wir sind heute mit einer wachsenden und alarmierenden Realität konfrontiert: Die Anti-Rechts-Bewegung hat unseren Gemeinschaften den Krieg erklärt und benutzt uns als Sündenböcke, um die europäische Demokratie selbst zu untergraben. Nach Russland, Ungarn, Litauen, Bulgarien und Italien ist die Anti-LGBTI*-Epidemie jetzt auch in der Slowakei und in Georgien ausgebrochen.“ 

Und weiter: „Diese Anti-LGBTI*-Gesetze sind keine isolierten Vorfälle. Sie sind Teil eines größeren Musters, das in der antidemokratischen Agenda Russlands verwurzelt ist und darauf abzielt, Spaltung innerhalb der Europäischen Union zu säen und die Unterstützung für Menschenrechte und Gleichstellung zu schwächen. Indem sie die Existenz und Sichtbarkeit von LGBTI*-Menschen als Bedrohung für ´traditionelle Werte´ darstellen, tragen diese Gesetze dazu bei, Hass, Angst und autoritäre Ideologien zu verbreiten.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Community in Italien verärgert

„Manhattan-Killer“ mit Fan-Post

Dem 26-Jährigen Luigi Mangione droht die Todesstrafe für den tödlichen Angriff auf den Geschäftsführer einer US-Krankenversicherung.
Neuer Ehrentag in Brasilien?

Tag des „Heterosexuellen Stolzes“

In Brasilien wird derzeit über einen neuen Gesetzentwurf debattiert: Ein „Ex-Gay“-Abgeordneter will einen Tag des „Heterosexuellen Stolzes“ einführen.
Ungewissheit beim ESC

Zusage bisher von 33 Ländern

Seit der fixen Zusage, dass Israel beim ESC 2026 dabei ist, entzweit sich der Contest immer weiter. Noch immer ist unklar, wie viele Länder dabei sind
Aktion gegen Einsamkeit

Projekt zur dunklen Winterzeit

Das Bundesjugendministerium hat eine neue Kampagne gegen Einsamkeit gestartet. Besonders betroffen davon sind junge queere Menschen in Deutschland.
US-Präsident verärgert

Politischer Abgang im Mega-Streit

Republikanerin Marjorie Taylor Greene unterstützt eine Petition zur vollständigen Offenlegung der so genannten Epstein-Akten.
LGBTIQ+ auf St. Lucia

Wahlsieg der Labour Party

Im Sommer wurde Homosexualität legal, nun wurde eine Anti-LGBTIQ+-Kampagne bei der Wahl im Karibikstaat St. Lucia abgestraft - die Akzeptanz wächst!
Opfer erst 15 und 19 Jahre alt

Geschlechtsneutrale Gesetzanpassung

Das Urteil ist ein Meilenstein im Schweizer Strafrecht, denn erstmals konnte ein Mann wegen der Vergewaltigung eines anderen Mannes belangt werden.
Hetze von Emine Erdoğan

LGBTIQ+ als "globale Bedrohung"

Die First Lady der Türkei, Emine Erdoğan, hetzte jetzt gegen die Community. LGBTIQ+ sei eine "globale Bedrohung" für die „traditionelle Familie“.
Rückschlag in den Niederlanden

Minderheitenregierung unter Jetten

Werden die Niederlande künftig von einer Minderheitenregierung geführt? Kein guter Start für den neuen schwulen Premierminister in spe, Rob Jetten.