Homophober Mord in der Schule Totschlag vermeintlich homosexueller Mitschüler in Nigeria
Die Lage für Schwule und Lesben in Nigeria verschlimmert sich weiter: Während die katholische Kirche die Hetze gegen homosexuelle Männer weiter vorantreibt und die Mob-Gewalt inklusive Folter massiv ebenso zunimmt, breitet sich nun der Hass auch in den Schulen immer weiter aus, wie die jüngsten Meldungen aus dem afrikanischen Land am Golf von Guinea zeigen.
Totschlag an der Schule
In einer Schule im Bundesstaat Kano wurden vor wenigen Tagen vier Schüler verdächtigt, schwul zu sein. Die reine Beschuldigung reichte aus, sodass andere Schüler mit Eisenstangen auf ihre Kameraden losgingen. Sie jagten die vier Jungs über das ganze Schulgelände, bis sie sie schließlich eingeholt hatten und fortwährend mit äußerster Brutalität auf sie einschlugen, wie die Zeitung Mamba Online berichtet. Zwei der angegriffenen Schüler, Hamza Idris-Tofawa und Umar Yusuf-Dungurawa, starben während des Angriffs. Die beiden anderen minderjährigen Opfer wurden in kritischem Zustand ins Krankenhaus gebracht, sie befinden sich noch immer in Lebensgefahr.
„Unglücklicher“ Vorfall für die Regierung
Die Regierung des Bundesstaates Kano bezeichnete den Vorfall als „unglücklich und tragisch“ und versprach „eine gründliche, faire und transparente Untersuchung, um die Wahrheit aufzudecken und Gerechtigkeit für alle Beteiligten zu gewährleisten“. Ein Sprecher des Bildungsministeriums forderte die Schüler in Nigeria überdies dazu auf, nicht das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen, sondern „besorgniserregende Vorfälle“ immer den Schulbehörden zu melden, damit diese geeignete Maßnahmen ergreifen könnten. Ein sehr ähnlicher Fall ereignete sich kurz darauf in Uganda, hier wurden drei Schüler verdächtigt, schwul zu sein – einer von ihnen wurde durch seine Mitschüler lebensgefährlich verletzt.
Todesstrafe für Homosexuelle
Kano ist einer von zwölf nigerianischen Bundesstaaten im Norden des Landes, die die Scharia anwenden – nach dieser islamischen Rechtsprechung dürfen Homosexuelle mit der Todesstrafe durch Steinigung bestraft werden. Im restlichen Land sind Gefängnisstrafen von bis zu 14 Jahren möglich. Die Teilhabe an LGBTIQ+-Organisationen kann mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Das Land ist glaubenstechnisch zweigeteilt, der Islam und das Christentum sind zu gleichen Teilen vertreten und stellen jeweils etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Razzia bei schwulen Partys
Auch im restlichen Land nimmt die Gewalt gegen vermeintlich Homosexuelle und echte Schwule weiter zu, wie die St. Paul’s Foundation for International Reconciliation erklärte. Erst vor wenigen Tagen berichtete ein junger schwuler Nigerianer (27) namens Onyedikachi über eine äußert brutale Polizeirazzia bei einer Feier von Freunden: „Wir haben gelacht, getanzt und einfach nur Spaß gehabt. Dann stürmte plötzlich die Polizei herein. Keine Erklärung. Kein Haftbefehl. Sie fingen einfach an, uns wie die Tiere zusammenzutreiben.“ Die Beamten schlugen immer wieder auf sie ein, beschlagnahmten ihre Handys und forderten unter Gewaltandrohung die Passwörter zur Freigabe.
„Sie stellten uns immer wieder Fragen, um uns zu Geständnissen zu zwingen, die nicht der Wahrheit entsprachen. Ich hatte zu viel Angst, um etwas zu sagen. Es fühlte sich an, als wäre mein Leben in dieser Nacht zu Ende gegangen.“ Onyedikachi wurde über eine Woche lang in einer überfüllten Gefängniszelle mit begrenzter Verpflegung, schlechten hygienischen Verhältnissen und ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand festgehalten. Schlussendlich wurde er wieder freigelassen, warum, weiß er nicht. „Selbst nachdem ich freigekommen bin, fühle ich mich nicht mehr frei. Ich gehe nicht mehr nach draußen. Ich kann nichts mehr essen. Ich denke ständig: Was, wenn mich jemand in den Nachrichten oder in den sozialen Medien gesehen hat?“