Widerstand in Uganda Eltern wehren sich gegen das Anti-Homosexuellen-Gesetz
Seit rund zwei Jahren existiert in Uganda inzwischen das Anti-Homosexuellen-Gesetz, dass gleichgeschlechtliche sexuelle Handlung mit hohen Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe ahndet. Für homosexuelle und queere Menschen ist ihre einstige Heimat zur Hölle geworden, wie auch Menschenrechtsaktivist John Solomon Nabuyanda im SCHWULISSIMO-Interview bestätigte. Jetzt entwickelt sich im Land zaghaft ein erster Widerstand – ausgehend von den Müttern homosexueller und queerer Kinder.
Erstes Umdenken bei Eltern
Nach Angaben der Deutschen Welle (DW) und der queeren Hilfsorganisation Erasing 76 Crimes wächst im Land ein stiller, aber entschlossener Widerstand. Immer mehr Eltern wollen nicht hinnehmen, dass ihren Kindern lebenslange Haftstrafen drohen, nur weil sie homosexuell sind. „Die Leute sagen, Queerness sei unafrikanisch, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich habe mein Kind nicht mit ausländischem Fernsehen großgezogen, wo er angeblich ´gelernt´ haben könnte, schwul zu sein. Er ging nicht auf ein Internat, wo andere glauben, dass solche Dinge passieren. Ich habe ihn hier großgezogen, sehr afrikanisch, und er ist sehr schwul“, so eine Mutter aus Zentraluganda gegenüber der DW.
Homosexualität ist afrikanisch
Immer mehr Menschen im Land hinterfragen die, oftmals von Kirchen angeheizten Hass-Botschaften über die angebliche Verdorbenheit von Homosexuellen, die Afrika heimsuchen würde. „Es war der Kolonialismus, der die Ehe als Verbindung von männlichen und weiblichen Partnern definierte. Es war der Kolonialismus, der mit der Religion einherging, und gemäß den religiösen Lehren wurde Homosexualität als Sünde betrachtet. Dazu kommen Fehlinformationskampagnen, die suggerieren, dass Kinder ´rekrutiert´ werden. In Uganda gab es das Strafgesetzbuch, das gleichgeschlechtliche Beziehungen als unnatürliche Straftat und Verstoß gegen die Natur ansah, aber dieses Gesetz wurde 1902 von den britischen Kolonialherren eingeführt. Vor ihrer Ankunft gab es keine kulturelle Richtlinie oder traditionelle Praxis, die gleichgeschlechtliche Beziehungen verbot. Diejenigen, die heute in Afrika noch das Narrativ verbreiten, sind also unwissend und ungebildet in Bezug auf die traditionelle afrikanische Geschichte. Homophobie ist nicht afrikanisch, sondern westlich. Homosexualität indes ist afrikanisch“, bestätigt Aktivist Nabuyanda.
Mutige Mütter
Die Mütter, die jetzt aufbegehren gegen den Hass seitens der Kirche und der Regierung und gegen die Homophobie in weiten Teilen der Gesellschaft, machen sich dabei selbst zur Zielscheibe. Gegenüber DW berichten Eltern, dass sie immer wieder Drohungen bekommen und inzwischen von Nachbarn gemieden werden. „Als afrikanische Mutter eines queeren Kindes muss man mit Schmerz und Isolation leben. Aber ich bin stolz auf meinen Sohn“, so eine der Mütter.
Eine andere Mutter erklärt weiter: „Wenn ein Kind sich über seine Sexualität öffnet, ist das zunächst nicht einfach. Für viele von uns Eltern ist der Anfang am schwersten. Aber mit der Zeit beginnt man, diesen Weg gemeinsam zu gehen, lernt sein Kind auf einer tieferen Ebene kennen und es kommt einem näher. Ich habe immer versucht, mein Kind zu begleiten und ihm zu zeigen, was gut ist und was nicht. Und weil ich diesen Raum geschaffen habe, sind sie mir gegenüber sehr offen. Queere Kinder werden oft hart beurteilt, aber dabei wird ihre Güte übersehen. Das sind wunderbare Kinder.“
Aufklärung in der Gemeinschaft
Die Mütter schließen sich dabei immer mehr zu Gruppen zusammen und treten auch öffentlich für ihre Meinung ein, beispielsweise bei Gemeindeversammlungen oder auch bei Familien- und Freundestreffen. Darüber hinaus versuchen sie, weitere Eltern davon zu überzeugen, sich für ihre homosexuellen oder queeren Kinder einzusetzen: „Ich ermutige Eltern, ihre Kinder zu lieben, damit sie der Gesellschaft beibringen können, wie man sie liebt. Denn obwohl Südafrika ein fortschrittliches Land ist, gibt es hier eine ganze Menge queere Menschen, die vergewaltigt und brutal ermordet werden, von ihren Eltern verstoßen werden, Selbstmord begehen oder psychische Probleme haben“, so eine Mutter.
Immer mehr durchschauen dabei offenbar auch, dass LGBTIQ+-Menschen zu Sündenböcken gemacht werden, um so von politischen Verfehlungen der Regierung abzulenken. Homosexuelle und queere Kinder seien, so eine Mutter weiter, das „leichteste Ziel“. Trotz einer Zunahme der Gewalt gegenüber Schwulen und Lesben wollen diese Eltern nicht mehr schweigen, wie Mama Joseph abschließend betont: „Ich werde mein Kind nicht aus Scham begraben. Wir haben schon zu viele begraben.“