Stimmungsmache in den USA Angst in der Gay-Community: Ein erster Kongressabgeordneter fordert die Streichung der Homo-Ehe
Die Stimmung in den USA ist nach der Wiederwahl von Donald Trump nach wie vor sehr angespannt, insbesondere in der LGBTI*-Community. Große Aufmerksamkeit erhielt da nun eine Forderung des republikanischen Kongressabgeordneten Josh Schriver aus Michigan – der christliche Lehrer rief dazu auf, die gleichgeschlechtliche Ehe in den USA wieder „illegal zu machen“. Schriver erntete damit einen Shitstorm in den sozialen Medien.
„Perverse“ Entscheidung für die Homo-Ehe
Der junge Politiker sitzt im Repräsentantenhaus und vertritt einen Bezirk in der Nähe von Detroit. Nach den ersten Kritiken verteidigte der Politiker seine Aussage weiterhin auf X und betonte, seine Haltung sei „nicht im Entferntesten kontrovers und auch nicht extrem“.
Und weiter: „Vor 20 Jahren war Barack Obama in Sachen Ehe konservativer als viele Republikaner heute. Amerika hat die Homo-Ehe erst ´akzeptiert´, nachdem sie ihm durch eine perverse Entscheidung des Obersten Gerichtshofs aufgezwungen wurde. Amerika 2124 muss nicht so dysfunktional sein wie Amerika 2024.“
Stich ins Herz der Gay-Community
Seit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von 2015 sind Homo-Ehen landesweit legal, wenngleich es in rund 40 Staaten noch Verbotsgesetze in der Verfassung gibt, die dank des Supreme Courts nur außer Kraft gesetzt sind.
Bewusst sticht der Republikaner damit genau jene Ängste an, die in der schwul-lesbischen Community seit Monaten diskutiert werden und zuletzt zu einer Flut von homosexuellen Hochzeiten führte: Zwei der neun inzwischen mehrheitlich konservativen Richter am Supreme Court hatten in der Vergangenheit mehrfach Überlegungen angestellt, die Rechtslage noch einmal überprüfen zu wollen – sollte der Oberste Gerichtshof das Urteil der Vorgänger zurücknehmen, werden neue Eheschließungen zwischen Homosexuellen in vielen US-Bundesstaaten wieder illegal. Das von Präsident Joe Biden verabschiedete Bundesgesetz von 2022 schützt nur bereits bestehende gleichgeschlechtliche Ehen.
Kritik auch von Parteikollegen
Brandon Wolf, der Pressesprecher der queeren Human Rights Campaign, zeigte sich empört über die Aussage des Republikaners und verwies auf die überwältigende öffentliche Unterstützung für die Gleichstellung der Ehe: „Mehr als Zweidrittel der Amerikaner sind anderer Meinung. Für den Fall, dass diese Zahl schwer zu begreifen ist – es ist eine größere Marge als jene, die Sie gewählt haben.“ Laut den jüngsten Gallup-Umfragen unterstützen 69 Prozent der US-Amerikaner die gleichgeschlechtliche Ehe.
Kritik kommt verstärkt auch aus den eigenen Reihen. Der Republikaner David Leatherwood bezeichnete die Äußerungen als „dummes Geschwätz“, ein anderer Kongressabgeordnete betonte, Schriver aber völlig falsche Prioritäten. Die Gegner der Homo-Ehe sind heutzutage unter den Republikanern in der Minderheit, auch Donald Trump unterstützte bisher solche Vorschläge nicht und hat auch während seiner ersten Amtszeit die Homo-Ehe nicht angegriffen.