Heiratswelle in den USA Wird die Homo-Ehe wieder zurückgenommen? Aus Furcht davor wollen immer mehr US-Homosexuelle jetzt kurzfristig heiraten
Die Angst ist groß in den USA – in den letzten Tagen nach dem Sieg von Donald Trump bei der Wahl zum nächsten US-Präsidenten mehren sich die Anzeichen, dass immer mehr schwule und lesbische Paare kurzfristig noch heiraten wollen, vor allem in jenen Bundesstaaten, die per Verfassung die Homo-Ehe im Grundsatz nach wie vor verbieten.
Angst vor homophoben Gesetzleichen
Bisher steht über all jenen Verbotsgesetzen die Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichts von 2015 – seitdem sind gleichgeschlechtliche Ehen in den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika erlaubt. All jene Gesetze, die allerdings Ehen zwischen zwei Männern oder zwei Frauen ausschließen, sind deswegen nicht obsolet geworden, sie wurden sozusagen nur „überstimmt“ und befinden sich im Schlafmodus.
Bereits mehrfach äußerten sich zwei Richter des inzwischen mehrheitlich konservativ eingestellten Supreme Courts dahingehend, dass die Entscheidung der Kollegen von 2015 noch einmal überarbeitet werden sollte – es droht der Entzug der landesweiten Ehe für alle. Mit Donald Trump als Präsident könnte die Debatte dabei möglicherweise von neuem an Fahrt aufnehmen. Würde es tatsächlich dazu kommen, gelten automatisch wieder die bestehenden Verfassungsvorgaben – in rund 40 US-Bundesstaaten würde dies bedeuten, dass die Homo-Ehe erneut verboten werden beziehungsweise schlicht illegal würde.
„Wir kümmern uns um uns selbst“
Allerdings können bestehende schwul-lesbische Ehen seit 2022 nicht mehr rückgängig gemacht werden, diese müssen seit dem Bundesgesetz von Präsident Joe Biden rechtlich landesweit anerkannt werden. Deswegen beginnt in diesen Tagen offensichtlich immer mehr der Run auf die Standesämter, wobei bereits mehrere queere Organisationen versuchen, Gelder einzusammeln, um auch finanzschwachen homosexuellen Paaren eine Ehe kurzfristig zu ermöglichen.
Federführend dabei ist aktuell die Organisation Lesbians of Iowa – eine rege Zusammenarbeit besteht mit Kaplanin Anitta Milloro, die den Ansturm auf den Bund fürs Leben bestätigt und zudem bekräftigt: „Ich kann nicht ewig über die Situation jammern, also muss ich die Ärmel hochkrempeln und etwas tun. Wir kümmern uns um uns selbst. Das mussten wir schon früher tun, und das werden wir auch jetzt tun.“ Online mittels einer interaktiven Karte wird unter dem Titel „For A Time Such As This“ Homosexuellen angezeigt, wo kostenlose Dienste angeboten werden und wo es anderweitig Hilfsorganisationen gibt.
Mitunter kommt allerdings Kritik auf, es handele sich bei der Aktion um reine „Panikmache“. Das allerdings lässt Kaplanin Milloro nicht gelten und erklärt: „Viele Schwule und Lesben glauben, dass es passieren kann, weil es genauso bereits beim Recht auf Abtreibung passiert ist.“ In drei Bundesstaaten denkt man offensichtlich ebenso, weswegen in Kalifornien, Colorado und Hawaii nach einer Bürgerbefragung die homophoben Gesetzestexte zur Ehe nun aus der Verfassung gestrichen werden.