Kampf gegen die Homo-Ehe Gefährliche Debatte um die Rechte von Homosexuellen in den USA
Seitdem das Oberste Gericht der USA, der Supreme Court, im vergangenen Jahr das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hat, steht auch immer wieder die gleichgeschlechtliche Ehe zur Diskussion – einer der obersten Richter selbst, Clarence Thomas, hatte erklärt, man müsse auch das frühere Gerichtsurteil, welches die Gleichstellung der Ehe legalisierte, noch einmal überdenken, denn man habe die Pflicht, mögliche „Fehler zu korrigieren“. Ein Grund, warum Ende letzten Jahres das Bundesgesetz zum Schutz der gleichgeschlechtlichen Ehe in den USA verabschiedet worden war – dieses allerdings schützt nur bestehende Ehen zwischen Homosexuellen.
Landesweite Werbung gegen die Homo-Ehe
Nun ruft eine mächtige landesweite Anti-Gay-Gruppe namens „National Organization for Marriage“ (NOM) in einer geplanten Kampagne zum Krieg gegen die Gleichstellung der Ehe auf. Ziel ist es, acht Jahre nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs das Urteil (Rechtssache Obergefell v. Hodges) zugunsten von Schwulen und Lesben aufheben zu lassen. Die Kampagne "It's NOT Campaign" wird auf großen Plakatwänden in den gesamten Vereinigten Staaten von Amerika sowie online für ihr homophobes Vorhaben werben.
Die Homo-Ehe, ein „kulturelles Gemetzel“?
Das Argument gegen die Homo-Ehe indes ist altbekannt – diese schade Minderjährigen und führe zu Kinderehen in den USA. „Von Beginn des Kampfes gegen die Homo-Ehe an hat NOM davor gewarnt, dass eine Neudefinition der Ehe, wie sie von den LGBT-Radikalen gefordert wird, tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Kultur und unsere Familien haben würde. Die sexuellen Radikalen, die die 'Homo-Ehe' forderten, setzten sich durch, indem sie viele Menschen, einschließlich aktivistischer Richter, davon überzeugten, dass das Mitgefühl für gleichgeschlechtliche Paare die Verfassung übertrumpfen sollte und dass die Ablehnung der Neudefinition der Ehe 'schwulenfeindlich' sei. Das war eine Lüge. Millionen von Amerikanern stehen kopfschüttelnd vor dem kulturellen Gemetzel, das uns jetzt umgibt.“, so die Hass-Gruppe in ihrer Erklärung online.
Wird die Homo-Ehe zum Wahlkampfthema?
Immer wieder befeuert NOM dabei auch die „traditionellen konservativen Werte“ in den USA. Was bizarr klingen mag, kann trotzdem eine große Wirkung entfalten – nicht nur auf die Bevölkerung selbst, sondern auch auf die Obersten Richter am Supreme Court, die letztendlich maßgeblich an einer möglichen Änderung der gesetzlichen Vorgaben beteiligt sind. Für Schwule und Lesben besteht dabei zudem die Gefahr, dass ausgerechnet der „Kampf gegen die Homo-Ehe“ zu einem zentralen Wahlkampfthema beim Rennen um die Präsidentschaft im kommenden Jahr werden könnte.
Kampf auch gegen LGBTI*-freundliche Unternehmen
Geld genug für ihre landesweite Werbeaktion scheint NOM schnell zusammen zu bekommen, bereits in den ersten Stunden nach Bekanntmachung liefen Spenden in Höhe von 50.000 US-Dollar bei der Organisation ein. Ziel sei es dabei auch, sich nicht nur direkt gegen die Homo-Ehe zu stellen, sondern auch gegen Unternehmen, die die LGBTI*-Community unterstützen, beispielsweise Disney oder Burger King. Eines ist indes bereits klar: der Kulturkampf in den USA gegen LGBTI*-Menschen dürfte sich in den kommenden Wochen noch weiter verschärfen.