Direkt zum Inhalt
Prozessauftakt in der Türkei

Prozessauftakt in der Türkei 53 CSD-Demonstranten des Istanbul Pride angeklagt

ms - 08.08.2025 - 10:30 Uhr
Loading audio player...

In der Türkei startete heute Vormittag der Prozess gegen 53 Menschen, die beim verbotenen Pride in Istanbul im Juni dieses Jahres demonstriert haben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert die sofortige Einstellung des Verfahrens und die Freilassung aller Angeklagten, die sich zumeist seit ihrer Festnahme vor eineinhalb Monaten in Untersuchungshaft befinden.

Alarmierende Eskalation 

Carmen Traute, Expertin für Europa und Zentralasien bei Amnesty International in Deutschland, erklärte dazu: „Die Anklagen gegen friedlich demonstrierende Menschen stellt eine alarmierende Eskalation der Kriminalisierung der LGBTI-Community in der Türkei dar. Seit 2015 wird die Pride in Istanbul rechtswidrig verboten. Dieses Vorgehen ist Teil einer bewussten Strategie der türkischen Behörden, um queere Stimmen zu unterdrücken und die Sichtbarkeit der LGBTI-Community im öffentlichen Raum zu verringern.“ Unter den Angeklagten befinden sich nach Angaben der Menschenrechtsorganisation auch sechs Rechtsanwälte und drei Journalisten. Allen Angeklagten wird dabei vorgeworfen, gegen das türkische Versammlungs- und Demonstrationsgesetz verstoßen zu haben. 

Attacken gegen die Community 

Expertin Traute betonte dazu weiter: „Niemand darf wegen der Ausübung seines Rechts auf friedliche Versammlung verhaftet oder strafrechtlich verfolgt werden. Die Inhaftierten müssen umgehend freigelassen und alle Anklagen gegen die 53 Personen fallengelassen werden!“ Der Ausgang des Prozesses heute vor dem 51. Strafgericht Erster Instanz in Istanbul ist völlig offen, eine Amnesty-Beobachterin ist zur Stunde vor Ort.

Der Pride in Istanbul wird seit zehn Jahren immer wieder aus angeblichen Sicherheitsbedenken heraus verboten. Gleichzeitig geht Präsident Recep Erdoğan immer rabiater gegen die LGBTIQ+-Community vor inklusive eines neuen Anti-LGBTIQ+-Gesetzes, das für Homosexuelle Haftstrafen von bis zu 16 Jahren vorsieht. Auch die Polizeigewalt hat in diesem Jahr massiv zugenommen. Zuletzt machte Anfang der Woche die Festnahme des LGBTIQ+-Aktivisten und türkischen Jugenddelegierten des Europarates, Enes Hocaoğulları, Schlagzeilen – der 23-Jährige hatte zuvor in einer Rede Kritik an der Politik seines Heimatlandes und an der Polizeigewalt geübt. 

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.