Pride trotz Verbot Hunderte CSD-Teilnehmer trotzen der türkischen Polizei in Istanbul
Seit Jahren verbieten die Behörden in Istanbul immer wieder aus oftmals fadenscheinigen Gründen wie einer angeblichen Gefahrenlage die Pride-Parade – die LGBTI*-Community im Land nahm dies auch in diesem Jahr erneut nicht schweigend hin, hunderte Demonstranten zogen am Wochenende lautstark durch die Innenstadt.
„Jede Straße gehört uns“
Einmal mehr gelang es der Polizei dabei trotz einer Abriegelung des Zentrums inklusive geschlossener U-Bahn-Stationen rund um den Taksim-Platz nicht, die Pride-Teilnehmer daran zu hindern, durch die Straßen zu ziehen – immer wieder wichen diese den Beamten aus und zeigten sich kreativ in der Umsetzung ihrer grundsätzlichen Demonstrationsrechte. Im asiatischen Teil der Millionenmetropole kam es dann doch schlussendlich zur Pride-Parade.
Hunderte Menschen schwenkten Regenbogenflaggen und liefen pfeifend und Parolen rufend durch die Straßen. „Eure Tausenden Polizisten, Hubschrauber und Verbote werden uns nicht aufhalten. Jede Straße in dieser Stadt gehört uns. Wir werden nie müde, die Polizei zu täuschen und sie zu zwingen, sich mit uns auseinanderzusetzen“, so das Statement der CSD-Organisatoren.
Keine Polizeigewalt
Glücklicherweise kam es dabei nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in diesem Jahr offenbar zu keinen gewalttätigen Auseinandersetzungen oder direkter Polizeigewalt wie die Jahre zuvor. Mindestens 15 Pride-Teilnehmer wurden allerdings von den Polizisten am Ende der Demonstration festgenommen.
Das Büro des Gouverneurs von Istanbul hatte in diesem Jahr im Gegensatz zu den Jahren zuvor dieses Mal gar keine Begründung mehr genannt für das Pride-Verbot. Die CSD-Teilnehmer bezeichnete die türkische Behörde allerdings als „illegale Gruppe“.
Angst vor LGBTI*?
Der Kampf gegen die LGBTI*-Demonstration wütet in der Stadt seit rund zehn Jahren, nachdem zuletzt im Jahr 2014 über 100.000 Menschen an der offiziellen Pride-Parade teilgenommen hatten. Dieses sichtbar starke Zeichen für den Wunsch nach mehr Gleichberechtigung für Homosexuelle dürfte dabei nicht nur den Stadtoberen in Istanbul, sondern auch Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Dorn im Auge gewesen sein, der in den letzten Jahren immer wieder mit homohoben Parolen und Statements negativ aufgefallen war.