Istanbul Pride 2025 Die türkische Polizei ist erneut gegen den CSD vorgegangen
Ähnlich wie in Ungarn am vergangenen Wochenende ist auch in der Türkei der größte CSD des Landes erneut verboten worden – im Gegensatz zu Budapest blieb der Pride in Istanbul leider erneut nicht friedlich. Die türkische Polizei nahm mehr als 50 Menschen fest, die gestern trotz aller Widrigkeiten zusammen mit weiteren Demonstranten durch die Innenstadt gezogen waren.
Festnahmen von Pride-Teilnehmern
Unter den insgesamt 54 Inhaftierten sollen nach Angaben der Zeitschrift Kaos GL sowie der Gewerkschaft DISK auch sechs Rechtsanwälte für Menschenrecht sowie mindestens drei Journalisten sein. Sieben Person setzte die Polizei gestern Abend wieder auf freien Fuß, die anderen Pride-Teilnehmer sind zur Stunde noch immer offenbar in Haft.
Seit zehn Jahren wird der Istanbul Pride von der Regierung verboten, stets offiziell aus Sicherheitsbedenken sowie zum Schutz von Minderjährigen. Beinahe jährlich ist es daraufhin zu Ausschreitungen in der Stadt gekommen, immer wieder wurden in den letzten Jahren Dutzende Demonstranten verhaftet, die Polizei machte mit ihrem sehr brutalen Vorgehen mehrfach international Schlagzeilen – sie war mehrfach mit Tränengas und Gummigeschossen auf wehrlose und friedliche Pride-Teilnehmer vorgegangen. Amnesty International hatte letzte Woche die Lage in der Türkei scharf kritisiert und verurteilte das Vorgehen bei CSDs als „unverhältnismäßige und rechtswidrige Polizeigewalt“. In diesem Jahr wurde nach bisherigem Stand niemand schwer verletzt.

Kampf gegen LGBTIQ+
Die Pride-Organisatoren hatten in den letzten Jahren die Demonstration immer wieder an einem anderen Ort in der Stadt stattfinden lassen und kurzfristig erst Details innerhalb der Community kommuniziert, um der Polizei zu entwischen oder zumindest die Auflösung der Aktion bestmöglich hinauszuzögern.
Kritik kam in diesem Jahr von der politischen Opposition im Land auf, Kezban Konukçu von der Partei für Gleichheit und Demokratie (DEM) erklärte: „Das Palastregime wird nicht an der Macht bleiben können, wenn es die LGBTIQ+-Gemeinschaft weiter dämonisiert.“ Präsident Recep Tayyip Erdoğan indes hatte Anfang 2025 das „Jahr der Familie“ ausgerufen und explizit die LGBTIQ+-Community als Hauptfeind betitelt. Die queere Bewegung sei Teil einer ausländischen Verschwörung, um die Türkei zu untergraben und sei überdies auch eine Gefahr für Kinder und Jugendliche mit ihren „perversen Ideologien“.