Outing nach Paralympic-Finale Kraftvolles Coming-Out des französischen Olympioniken und Medaillengewinners Dimitri Pavadé
Nach dem Ende der Paralympics in Paris am vergangenen Sonntag hat sich der französische Leichtathletikspringer Dimitri Pavadé (35) als schwul geoutet. Via Instagram erklärte der Olympionike, dass er ein Vorbild für Menschen mit Behinderung sein wolle.
Ikone für Menschen mit Behinderung
Online schrieb der 35-Jährige: „In meinem Leben, so banal es auch gewesen sein mag, hatte ich nie ein Projekt, einen besonderen Ehrgeiz oder ein Ziel, sondern ließ mich einfach vom Wind tragen und lebte mein Leben im Augenblick. Seit meinen Anfängen in der Welt des Sports kann ich sagen, dass bestimmte Dinge in mir gereift sind, ein Gedanke sowie der Traum, Teil der französischen Nationalmannschaft zu werden, und heute kann ich mit großem Stolz sagen, dass ich es geschafft habe. Heute konnte ich meinen Weg finden und dem, was ich jeden Tag tue, einen Sinn geben: Ich möchte eine Ikone für Menschen mit Behinderung sein.“
Kraftvolles Coming-Out
Zu seiner Homosexualität erklärt er weiter: „Jetzt wartet ein weiterer Kampf auf mich und ich habe diesen Moment mit Ungeduld erwartet. Heute bin ich wieder bereit, mich zu stellen, zu überwinden und weiterzumachen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, was andere über mich sagen oder denken. Ja, ich bin klein, von gemischter Herkunft und einbeinig und, um noch eins drauf zu setzen, schwul!!! Ich bin die Person, die ich bin – dafür muss man keine Wahl treffen. Also hört auf mit eurem erbärmlichen Gerede und euren unbegründeten Vorurteilen, denn sie werden die Welt nie verändern.“
Zudem betont er: „Das Wichtigste in meinen Augen ist heute, dass die Menschen, die mir wichtig sind, mich für die Person lieben, die ich bin, und nicht für ein Bild, das ich in dieser urteilenden Gesellschaft geschaffen haben könnte. Wenn manche Menschen dich nicht so akzeptieren, wie du bist, dann sind sie deiner Liebe nicht würdig. Das Leben ist zu kurz, um solchen Menschen Bedeutung zu geben. Jetzt habe ich einen zweiten Kampf für meine LGBTI*-Community zu führen und ich hoffe, dass ich auch denjenigen Kraft und Mut geben kann, die noch immer im Abseits stehen, oder denjenigen Spitzensportlern, die sich nicht trauen, ihre Freiheit, die uns zusteht, frei zu leben.“
Keine Scham, kein Versteckspiel
Unter den 4.400 Para-Athleten in diesem Jahr war auch eine Rekordzahl von LGBTI*-Sportlern dabei – insgesamt 27 geoutete Olympioniken. Für die Paralympics tatsächlich ein Rekord. Bei den Olympischen Spielen vor einigen Wochen in Paris nahmen insgesamt fast 200 geoutete LGBTI*-Sportler teil.
Abschließend betont Pavadé: „Eine Behinderung ist nicht dazu da, um sie zu verstecken oder sich dafür zu schämen. Dasselbe gilt für eine sexuelle Orientierung, also steht zu euch selbst und erinnert euch daran, dass ihr nicht alleine seid. Das Leben ist extrem kurz und uns werden so viele schöne Dinge geboten, dass wir sie uns nicht entgehen lassen dürfen.“
Der Franzose ist auf der Insel La Réunion geboren und aufgewachsen. Er trat bereits bei den Paralympics in Tokio 2020 an und gewann damals die Silbermedaille im Weitsprung, in diesem Jahr erreichte er den vierten Platz. Mit 18 Jahren hatte Pavadé an Weihnachten einen Arbeitsunfall, er arbeitete auf den Docks von La Réunion, als ein 18-Tonnen schwerer Gabelstapler über sein Bein rollte, sodass sein rechtes Bein unterhalb vom Knie schlussendlich amputiert werden musste.