Paralympics in Paris Eine Eröffnungsshow erneut mit queeren Anklängen? Mit dabei ist auch eine Rekordzahl von LGBTI*-Para-Athleten
Morgen Abend werden in Paris die 17. Paralympics eröffnet, insgesamt werden bis zum 08.September 549 Medaillen vergeben werden, mit etwas Glück auch an einige LGBTI*-Athleten. Die Eröffnungsshow kommt erneut von Regisseur Thomas Jolly, der mit der ersten Eröffnungsfeier inklusive einem angeblich „queeren Abendmahl“ für reichlich Gesprächsstoff gesorgt hatte. Es bleibt abzuwarten, was Jolly am Mittwochabend geplant hat.
Rekordteilnahme von LGBTI*-Athleten
Unter den 4.400 sogenannten Para-Athleten wird in diesem Jahr auch eine Rekordzahl von LGBTI*-Sportlern dabei sein – insgesamt sind bisher 27 geoutete Olympioniken am Start, darunter allein sieben Personen aus Großbritannien. Für die Paralympics tatsächlich ein Rekord. Bei den Olympischen Spielen vor einigen Wochen in Paris nahmen insgesamt fast 200 geoutete LGBTI*-Sportler teil.
Zu den bekanntesten Gesichtern im schwul-lesbischen Team der Olympioniken gehören der schwule blinde Schimmer Már Gunnarsson aus Island sowie Rollstuhl-Tennisspieler Ben Weekes aus Australien. Dazu kommen mehrere lesbische Spitzensportlerinnen, allen voran die Rollstuhl-Basketballerin Bo Kramer aus den Niederlanden, die Radfahrerinnen Kate O’Brien aus Kanada und Katie-George Dunlevy aus Irland sowie außerdem die britische Kanutin Emma Wiggs.
Eine Favoritin ist auch die Amerikanerin Hailey Danz, die bereits zwei olympische Silber-Medaillen im Triathlon ihr Eigen nennen darf. Es bleibt spannend, wie viele Medaillen das Team LGBTI* dann insgesamt bei den Paralympics holt – bei den Olympischen Spielen zuvor gab es 42 Medaillen für homosexuelle und queere Athleten.
Droht ein neuer Skandal?
Zunächst darf aber erst einmal mit Spannung erwartet werden, ob die Eröffnungsfeier erneut einen „Skandal“ hervorbringen wird. Über 380.000 Christen hatten nach der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele Ende Juli in einer Petition eine Entschuldigung eingefordert, weil der christliche Glauben durch das „queere Abendmahl“, das gar keines war, lächerlich gemacht worden wäre.
Im Mittelpunkt dabei stand die französische lesbische Künstlerin und DJane Barbara Butch, die am letzten Sonntagabend erneut zu sehen war, als sie bei einer Musikveranstaltung in einem Vorort von Paris die paralympische Fackel trug. Butch gehört zu den fast 1.000 Fackelträgern, die in den letzten Tagen die paralympische Flamme getragen haben.
Ihre Sichtbarkeit sei auch ein Akt des Trotzes, wie sie nun gegenüber dem Sender France Info betonte: „Ich habe mich entschieden, keine Angst zu haben, im öffentlichen Raum zu existieren. Ich weiß, dass ich Frankreich auf die gleiche Weise repräsentiere wie jeder andere!“
Klage gegen homophobe Fanatiker
Inzwischen hat die Künstlerin auch eine formelle Klage wegen Online-Missbrauchs eingereicht – nach der Eröffnungsshow der Olympischen Spiele war sie von jenen Christen immer wieder beleidigt und auch mit dem Tod bedroht worden. Fünf weitere Künstler, darunter auch Zeremonienmeister Jolly selbst, reichten derweil ähnliche Beschwerden nach einer Flut von Beschimpfungen ein. Butch hat dabei nach eigener Aussage „Zehntausende von Hassbotschaften“ erhalten. „Die Justiz wird ihre Arbeit tun, und dann werden wir die internationale Ebene in Angriff nehmen“, so Butch kämpferisch weiter.